Duisburg-Buchholz. . Eine Duisburger Familie leidet unter Werbeanrufen. Oft klingelt das Telefon bis zu 30 Mal am Tag. Rechtlich lässt sich nur schwer gegen die Unternehmen vorgehen. Die Polizei verfolgt die Nummern nur selten zurück.
Der Fotograf will gerade das Foto machen, da klingelt das Telefon. Wieder ist es eine dieser Nummern, die der Hausherr unter dem Stichwort „Telefonterror“ verbucht. Der Mann geht nicht dran. Schon seit Wochen geht das so. Und die Familie fühlt sich machtlos gegen die Banden, die mitunter ziemlich ruppig zur Sache gehen.
Angst vor Racheakten
Wer bei der Familie in Buchholz anruft, landet mittlerweile automatisch auf dem Anrufbeantworter. „Wir bitten darum, die Nummer zu hinterlassen. Unsere Bekannten wissen das. Wir rufen dann zurück“, sagt der Mann der völlig anonym bleiben will. So groß ist die Angst, dass die Callcenter aus Rache die Nerv-Frequenz weiter erhöhen könnten.
Von den Behörden fühlt sich das Ehepaar mittlerweile im Stich gelassen. Die Polizei hat eine Anzeige aufgenommen, will die Nummern aber nur ermitteln, wenn auch der Verdacht auf eine Straftat vorliegt. Auch die Bundesnetzagentur als Kontrollbehörde für den Telefonmarkt fordert Beweise, die die Genervten nicht bringen können. Gleichzeitig verweist die Behörde auf die langen Bearbeitungszeiten.
Woher haben die Täter die Nummer? „Ich muss zugegeben, dass meine Frau früher häufig an Gewinnspielen teilgenommen hat“, sagt der Mann. Das Ehepaar hat auch einen Telefonbucheintrag.
Meist wollen die Anrufer den Buchholzern irgendwelche Abos andrehen. Einmal, da meldete sich sogar die Bundesnetzagentur per Telefon. So stellte sich die Dame, die sich als Jasmin Klein ausgab, zumindest vor. Das Ehepaar wurde misstrauisch als die Anruferin schließlich Geld verlangte und ein Gewinnspiel-Abonnement anbot. Das wäre die Möglichkeit gewesen, den Anrufer bei der Polizei anzuzeigen. Aber die Nummer, die auf dem Telefon-Display aufleuchtete, war im Nachhinein nicht mehr eindeutig zuzuordnen.
Rufnummern sind oft falsch
Viel sind die übertragenen Rufnummern sowieso nicht wert. Die Redaktion ruft von einem anderen Telefon eine der Nummern an, die als „Nervnummer“ aufleuchtete. Es meldet sich eine junge Frau aus Süddeutschland, die angibt, nie etwas mit der Familie zu tun gehabt zu haben. Sie selbst besitze die Nummer schon seit Jahren. Wahrscheinlich nutzten die Täter ein Gerät, das falsche Rufnummern ins Display überträgt.
Die Eheleute wollen die Schuld nicht alleine den Behörden anlasten. Sie haben an Wirtschaftsminister Philipp Rösler und an Verbraucherschutzministerin Ilsa Aigner geschrieben, damit sich mal was an den Gesetzen ändert. Die Minister haben noch nicht zurückgerufen.