Duisburg-Wedau. Der Kreisverkehr in Duisburg-Wedau wurde neu gestaltet. Die Umsetzung hat einen konkreten Hintergrund – und hat sich über Jahre hingezogen.
Seit Dienstag hat Wedau ein neues, beeindruckendes Wahrzeichen. Bemerkt haben es zuerst die Autofahrer, die an diesem Tag den Kreisverkehr an der Ecke Wedauer Straße/Kalkweg umrundeten. Jetzt erinnern dort zwei nicht zu übersehende Doppelflügelsignale und ein auf Bahnschienen installiertes Drehgestell mit zwei Achsen an die lebhafte Geschichte des alten Eisenbahner-Stadtteils.
Gestaltung des Kreisverkehrs in Wedau: Planung stand schon vor vier Jahren
Genauso hatte es sich auch Joachim Dudek vorgestellt, der sich bereits nach der Fertigstellung vor vier Jahren Gedanken um die Gestaltung des Kreisverkehrs gemacht hat. Der frühere Architekt mit der Leidenschaft zur Fotografie hatte sich darüber geärgert, dass man sich über eine zusätzliche Ausgestaltung des Kreisverkehrs bis zu diesem Zeitpunkt offensichtlich keine Gedanken gemacht hatte, obwohl dieses Thema bei den Wedauern schon länger diskutiert wurde.
Für ihn lag nahe, dass bei der Historie des Stadtteils Symbole aus der Wedauer Eisenbahngeschichte dort platziert werden sollten. Immerhin war Wedau als Standort einer der größten Rangierbahnhöfe Deutschlands und des Ausbesserungs- und Bahnbetriebswerkes bis zur Stilllegung Anfang dieses Jahrhunderts mehr als 100 Jahre von der Bahn geprägt.
Signale kommen vom ehemaligen Rangierbahnhof
Er wandte sich mit seinem Anliegen nicht nur an die Ortspolitik, sondern schickte eine Fotomontage seiner Vorstellung von der Gestaltung des Kreisverkehrs auch an diese Zeitung. Die traf damals schon ziemlich genau das, was nun realisiert worden ist. Nur die beiden noch auf der Fotomontage zu sehenden Vorsignale – große gelbe Schilder – durften die Bahn-Skulptur nicht zusätzlich schmücken. „Da hatte die Polizei etwas dagegen. Man war der Meinung, die Autofahrer würden dadurch irritiert und würden mit ihren Fahrzeugen anhalten“, schmunzelte Dieter Lieske.
Neuer Kreisverkehr- Droht der Stau? Was Autofahrer erwartetDer Bissingheimer SPD-Ratsherr war seinerzeit sofort von der Idee begeistert, versprach dem Wedauer, die Sache in die Hand zu nehmen. „Ich hatte damals eine große Klappe“, bewertet der Duisburger Gewerkschaftssekretär seine relativ schnell zugesagte Bereitschaft, sich um die Realisierung zu kümmern. Das setzte der bekannte Gewerkschafter dann auch in die Tat um, nutzte sein Netzwerk aus Politik und Unternehmenskontakten, um das Projekt nach vorne zu bringen.
26 große Platanen sollen für Straßensanierung gefällt werdenThomas Lennertz von der Bahnentwicklungsgesellschaft sagte sofort zu, das für die Ausschmückung des Kreisverkehrs benötigte Bahnzubehör zur Verfügung zu stellen. Schließlich gab es genug nicht mehr benötigter Signale auf dem Brachgelände des früheren Rangierbahnhofs. Auch Bernd Wortmeyer von der Gebag, die für die Vermarktung des Neubau-Areals zuständig ist, hatte keine Einwände. Positive Rückmeldungen gab es auch von der Stadt und den Wirtschaftsbetrieben, das Vorhaben Lieskes zu unterstützen.
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Politisch auf die Schiene gebracht wurde das Eisenbahn-Erinnerungsprojekt durch die Bezirksvertretung Süd, die einen entsprechenden Antrag bereits 2018 mit der Zustimmung aller Parteien an die Verwaltung weitergeleitet hat. Dieter Lieske erinnert sich noch an abenteuerlich anmutende „Forschungsarbeiten“ auf dem bereits von der Natur zum großen Teil zurückgewonnen ehemaligen Bahngelände: „Wir mussten mit der Kettensäge die Signale erstmal zugänglich machen, um zu sehen, wie die befestigt sind und wie wir diese überhaupt aus der Verankerung bekommen.“
Waggon auf Schienen komplettiert Hingucker auf dem Verteilerkreis
Mit den Signalen alleine wollte sich Lieske aber nicht zufriedengeben, ein kleiner Waggon auf Schienen sollte den Hingucker auf dem Verteilerkreis komplettieren. Auch da half der kurze Draht zu den Duisburger Stahlunternehmen, die der 64-Jährige von seiner Gewerkschaftstätigkeit bestens kannte. „Uns wurde ein Drehgestell mit Eisenbahnrädern angeboten, dass bei HKM auf dem Werksgelände stand und schon länger keine Funktion mehr hatte“, erläuterte Lieske.
Damit war aber noch nicht alles in trockenen Tüchern. Die Signale mussten aus Sicherheitsgründen von elf auf fünf Meter verkürzt werden. Auch hier machten sich Lieskes Beziehungen bezahlt: „Der Umbau der Signale wurde von Auszubildenden von Thyssenkrupp vorgenommen. Für uns eine gute Lösung und für die Auszubildenden eine interessante, praxisnahe Aufgabe.“ Auch die Unterstützung durch die Wirtschaftsbetriebe lobte der Bissingheimer: „Die sorgten unter anderem für das Fundament und die bauliche Ausgestaltung.“
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Der Schotter als Grundlage der Signal-Skulptur ist ebenfalls ganz bewusst gewählt worden. Lieske: „So sind ja die Gleise eingebettet, das verstärkt zusätzlich den Eisenbahn-Charakter.“ Wenn auch jetzt schon der Verteilerkreis in Wedau mit den Signalen einen außergewöhnlichen Eindruck bietet, weitere Verbesserungen hat der SPD-Ratsherr schon im Auge: „Das Ganze wird natürlich noch begrünt, eine Hinweistafel sollte an dieser Stelle auch noch auf die Geschichte des Eisenbahner-Stadtteils hinweisen und vielleicht können wir die Signale abends noch beleuchten.“
>>Eisenbahn-Siedlung Wedau
- Die Eisenbahner-Siedlung Wedau ist eine Werkssiedlung, die für das Bahnhofs- und Werkstättenpersonal der preußischen Eisenbahnen ab Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut wurde. Die Gartenstadt steht seit 1999 unter Denkmalschutz.
- 1890 wurde, um dem wachsenden Güterverkehr im westlichen Ruhrgebiet Rechnung zu tragen, der Rangierbahnhof Duisburg-Wedau angelegt, der 1913 erweitert wurde und mit einer Länge von vier Kilometern zu einem der größten Verschiebebahnhöfe Deutschlands ausgebaut wurde. Mit dem Bahnbetriebswerk, dem Rangierbahnhof und dem Ausbesserungswerk entstand so ein eindrucksvoller Eisenbahnkomplex.