Duisburg. 26 Bäume fällen, um eine Straße zu sanieren? Keine coole Idee, sagen die Grünen. Und messen die Temperatur in Wedau – mit deutlichen Ergebnissen.
Am Montag bis zu 36, am Dienstag bis zu 39 Grad: Diese Temperaturen wurden in Duisburg für Anfang der Woche erwartet, der Deutsche Wetterdienst gab für Dienstag eine Hitzewarnung heraus. In diesem Zusammenhang kritisieren die Duisburger Grünen erneut die geplante Fällung von 26 Platanen an der Wedauer Straße – und legen deutliche Temperaturdaten vor.
Temperaturmessung in Duisburg: 34 Grad im Baumschatten – 52 Grad auf der Straße
„Den kühlenden Effekt der Bäume kann man direkt vor Ort beobachten“, sagt Bezirksvertreterin Heide Apel von der BV Süd. Am 18. Juni, mit 32 Grad einem der bisher wärmsten Tage des Jahres, haben die Grünen die Lufttemperatur an der Wedauer Straße gemessen. Apel berichtet vom Ergebnis: Auf dem Gehweg, im Schatten der noch stehenden Platanen, habe das Thermometer 34 Grad angezeigt, auf demselben Bürgersteig in der Sonne 47 Grad. Richtig heiß sei es auf der Straße gewesen: 52 Grad gibt sie als Ergebnis der Messung an.
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Die Schlussfolgerung der Grünen-Politikerin: „Wir dürfen die vorhandenen Straßenbäume und ihre Schutzwirkung nicht leichtfertig opfern.” Die Stadt will 26 Platanen für die anstehende Sanierung der Wedauer Straße fällen. Als Ausgleich kündigt sie an, 30 Bäume neu zu pflanzen. Nicht ausreichend, finden die Grünen: „Selbst im besten Fall vergehen noch Jahrzehnte, bis diese Jungbäume nur ansatzweise eine ähnliche Kühlleistung bringen wie die Bäume, die seit 100 Jahren und länger an der Wedauer Straße stehen.“ Sie abzusägen, sei „absurd“ und „fahrlässig“.
2800 Duisburger haben für den Erhalt der Bäume an der Wedauer Straße unterschrieben
Die finale Entscheidung über die Zukunft der Wedauer Platanen ist noch nicht getroffen, da die Ratssitzung im Juni abgebrochen und in verkürzter Form nachgeholt wurde. Nun entscheidet der Duisburger Rat am 19. September über die Fällung der Bäume entlang der Wedauer Straße. Nicht nur aus der Politik, auch unter den Bürgern ist der Protest gegen die geplante Baumfällung groß: Eine Sammlung der Grünen hat nach ihren Angaben mehr als 2800 Unterschriften ergeben, die Duisburgs Stadtplaner Martin Linne überreicht wurden.
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Die Stadt argumentiert bei ihren Plänen zur Sanierung der Wedauer Straße, es gebe keine Alternative zur Fällung der 26 Platanen: aus Platzmangel und, weil die Wurzeln der Bäume Schäden am Fahrradweg verursachen würden. Für letzteren Punkt findet sich eine Lösung im städtischen Straßenbaumkonzept: Man könnte den kaputten Belag entfernen und stattdessen einen einbauen, dessen Oberfläche wasserdurchlässig ist, steht dort. Das sei preiswert machbar, auch die Wurzeln der Bäume würden dabei nur minimal beschädigt.
Umweltbundesamt: „Wir müssen den alten Baumbestand in den Städten schützen“
Die Grünen werden in die nächste Ratssitzung einen Antrag einbringen, der eine alternative Planung für die Wedauer Straße vorsieht: für eine Sanierung bei Erhalt der Platanen. Sie verweisen auf eine aktuelle Studie des Bundesumweltamts, der zufolge besonders Bäume mit großen Kronen einen spürbar kühlenden Effekt haben. Der Präsident des Umweltbundesamtes, Dirk Messner, fordert: „Neben neuen Bäumen müssen wir vor allem den alten Baumbestand in den Städten schützen.“ Die werfen nicht nur mehr Schatten, sie kühlen ihre Umgebung auch über Verdunstung – je mehr Blätter, desto stärker der Effekt.
Duisburgs BUND-Vorsitzende Kerstin Ciesla appelliert, nicht nur im Hinblick auf die Wedauer Straße: „Bäume müssen betrachtet werden wie Gebäude – man muss drum herum planen.“ Sie verweist auf das Konzept „Baum adapt“ in Essen, das klarstellt: Auch bei Straßenbaumaßnahmen seien die nötigen Arbeiten „zumeist baumverträglich“ möglich und entsprechend durchzuführen.
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Ciesla gibt zwar zu, in Ausnahmefällen könnte es sein, dass Bäume gefällt werden müssen. Vor der Entscheidung über eine solche Ausnahme solle man aber bedenken: Den Temperaturunterschied, den Bäume ausmachen, bekomme jeder am eigenen Leib zu spüren. „In den Stadtteilen, wo die Menschen leben, entscheiden fünf Grad Unterschied darüber, ob ich einschlafen kann oder nicht.“