Duisburg-Wedau. Zwingend notwendige Straßensanierung und Baumschutz treffen an der Wedauer Straße aufeinander: 26 Platanen sollen weichen. Das sind die Gründe.

Sie sind alt, die oberflächlichen Wurzeln zerstören den Bodenbelag, sie haben die letzten Stürme gerade so überlebt und leiden an Krankheiten. Es geht um die Platanen an der maroden Wedauer Straße. Um die Fahrbahn samt Bürgersteig und Radweg zu sanieren, müssen – so sehen es die Planungen der Stadt Duisburg im Rahmen des Kommunalen Investitionsprogramms vor – 26 alte Platanen zwischen dem Verteilerkreis am Kalkweg und der Masurenallee abgeholzt werden. Die Kosten für die Sanierungsmaßnahmen liegen voraussichtlich bei 2.750.000 Euro.

Jule Wenzel, Gerhard Schwemm, Vera Knopp, Antje Ahlbrecht, Britta Leuchten und Kathrin Selzer haben die Anwohner über die geplanten Baumfällungen an der Wedauer Straße informiert.
Jule Wenzel, Gerhard Schwemm, Vera Knopp, Antje Ahlbrecht, Britta Leuchten und Kathrin Selzer haben die Anwohner über die geplanten Baumfällungen an der Wedauer Straße informiert. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Bei der Wedauer Straße handelt es sich um eine viel befahrene Landesstraße. Sie dient unter anderem als wichtige West-Ost-Verbindung im Stadtgebiet, zur Erschließung der anliegenden Wohngebiete und künftig auch als Verbindung zum neuen Stadtteil 6-Seen-Wedau. Im betroffenen Abschnitt weist die Straße erhebliche Mängel auf. Die Fahrbahndecke und der Radweg sind marode, der Fußgängerweg besteht auf der Nordseite der Straße nur aus wenigen Gehwegplatten.

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Dass die Sanierung der Straße längst überfällig ist, darüber sind sich Anwohner und Politiker einig. Allerdings nicht auf Kosten der Umwelt. „Die Wedauer Straße befindet sich seit geraumer Zeit in einem jämmerlichen Zustand“, sagt auch Heide Apel, Bezirksvertreterin im Duisburger Süden und Sprecherin des Ortsverbandes der Grünen. „Aber die Planung der Stadt zur Erneuerung der Straße auf Kosten von 26 Platanen ist eine Katastrophe für Umwelt, Klima und die Menschen, die an der Wedauer Straße wohnen.“

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Der Verwaltung scheine dies jedoch gänzlich egal, denn offensichtlich sei keine Alternativplanung erwogen worden, ärgert sich Apel. Die geplante Ersatzpflanzung von 30 jungen Bäumen könne kein Ausgleich sein für 26 mächtige und alte Bäume und deren Leistung für das Stadtklima.

Stadt Duisburg hat die Anwohner über die geplante Baumaßnahme Ende 2021 informiert

Zudem kritisieren die Grünen, dass bei der Auslegung der Pläne Ende letzten Jahres nicht ausdrücklich daraufhin gewiesen wurde, dass in diesem Zeitraum auch die Einwände der Anwohner hätten erhoben werden müssen. „Wir fordern die Verwaltung auf, eine alternative Straßenplanung vorzunehmen, die mit einer anderen Fahrbahnführung möglichst viele alte Bäume erhält“, so die Grünen weiter.

„Bei der Umgestaltung einer Straße müssen Verkehrsführung, Ausbau, vorhandene Infrastruktur, Bepflanzung und vieles mehr berücksichtigt werden“, sagt Stadtsprecher Falko Firlus. Das führe innerhalb bebauter Gebiet in der Regel zu Kompromissen. So sei seitens der Stadt geprüft worden, ob und wie man die 26 Platanen erhalten hätte können.

Eine Alternative gebe es nicht: „Beispielsweise kommt es durch die notwendigen Bautätigkeiten zu großen Wurzelverlusten, wodurch die Bäume in ihrer Vitalität und Statik stark beeinträchtigen werden und möglicherweise absterben“, sagt Firlus. „Zudem bergen die hochliegenden Wurzeln jetzt schon massive bauliche Probleme, drücken Asphalt und Platten hoch. Die neu angelegten Oberflächen würden durch die verbliebenen Wurzeln kurzfristig wieder angehoben und zu erneuten Oberflächenbelagsschäden führen.“

Auflagen zur Denkmalpflege, nicht aber für den Erhalt der Bäume

Für den Garten- und Landschaftsarchitekten Rainer Lingnau ist diese Planung dennoch nicht nachvollziehbar: „Von Seiten der Denkmalpflege gibt es strenge Auflagen zum Erhalt der geschützten Siedlung, Häuser und Fassaden in Wedau. Aber gehören die wunderschönen alten Bäume nicht auch zum Gesicht der Siedlung Wedau?“

Lingnau verweist auf den Nutzen der alten Bäume: „Ein etwa 20 Meter hoher vitaler Laubbaum verarbeitet an einem Sonnentag bis zu 15 Kilogramm Kohlendioxid“, erklärt er. „Bei seinem Stoffwechsel wird die umgebende Luft merklich gekühlt und angefeuchtet. Durch die Photosynthese entstehen als Nebenprodukt 10 bis 13 Liter Sauerstoff – der Tagesbedarf mehrerer Menschen.“

Um einen dieser Bäume zu ersetzen, müssten laut Lingnau etwa 500 Jungbäume gepflanzt werden. „Oder man muss wieder mindestens 50 Jahre warten.“

>> BESCHLUSS FEHLT NOCH

  • Derzeit werden die Unterlagen für eine politische Beschlussfassung unter Berücksichtigung der Ergebnisse der Anliegerbeteiligung zusammengestellt.
  • „In den nächsten Tagen werden die Dokumente online im Bürgerinfoportal eingestellt und stehen dann allen interessierten Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung“, sagt der Stadtsprecher. Vorbehaltlich eines politischen Beschlusses könne dann mit der Umsetzung der Maßnahme begonnen werden.