Duisburg. 28 Millionen Liter Grundwasser pro Jahr darf ein Golfclub verbrauchen. Trotzdem sieht er sich nicht als Wasserverschwender – und beantragt mehr.

Einen Mehrwert der Freizeitgestaltung in Duisburg sehen Verwaltung und die Betreiber des Golfplatzes Golf & more in Duisburg-Huckingen in ihrem Platz. Angesichts immer trockenerer Sommer, längerer Dürreperioden und sinkender Grundwasserspiegel in Duisburg stellt sich aber auch die Frage: Wie viel Wasser darf das Hobby Golf kosten?

Golfclub in Duisburg darf 28 Millionen Liter Grundwasser pro Jahr abpumpen

Mit solchen Sprinklern wird der Rasen auf Golf & more gewässert. Das Wasser ist Grundwasser.
Mit solchen Sprinklern wird der Rasen auf Golf & more gewässert. Das Wasser ist Grundwasser. © Foto: DANIEL ELKE / FUNKE Foto Services | DANIEL ELKE

Mit der geplanten Erweiterung von 18 auf 27 Bahnen wird auch eine erweiterte Genehmigung für den Grundwasserverbrauch des Golfclubs nötig – bisher erlaubt sind 28 Millionen Liter pro Jahr. Die Erlaubnis dafür hat die Wasserbehörde der Stadt Duisburg erteilt. In den Planunterlagen für den Ausbau von Golf & more findet sich der Satz: „Für die zusätzlich benötigte Wassermenge muss eine erneute Erlaubnis bzw. deren Erweiterung beantragt werden.“

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Warum zapft der Golfclub das Grundwasser an? Die Begründung steht in den Unterlagen, die vor Genehmigung demnächst öffentlich ausgelegt werden sollen: „Die Nutzung von Wasser aus dem Trinkwassernetz der Stadt ist zum einen wirtschaftlich kaum darstellbar und zum anderen auch weder notwendig noch sinnvoll, da die Anforderungen hinsichtlich der Wasserqualität bei Rasenflächen wesentlich niedriger sind als die für Trinkwasser.“

Grundwasser ist erheblich billiger als Trinkwasser: Legt man den derzeitigen Kubikmeterpreis der Stadtwerke zugrunde, müsste ein Privatnutzer für 28 Millionen Liter im Jahr mehr als 52.000 Euro brutto überweisen. Dieselbe Menge Grundwasser kostet einen gewerblichen Nutzer nur 1400 Euro pro Jahr – festgelegt ist das im Wasserentnahmeentgeltgesetz.

Grundwasserstände sinken in Duisburg – auch unter Golf & more

Einen Preis hat der Wasserverbrauch übers Finanzielle hinaus: Die Grundwasserstände in Duisburg sinken, wie anderswo, ohnehin; mangelndes Grundwasser ist einer der Gründe dafür, dass der Rahmer Bach nie wieder fließen wird – ihn aus Grundwasser zu füllen, ist für die Wirtschaftsbetriebe keine Option: „Wir versuchen gerade mit allen Mitteln, Wasser versickern zu lassen, um Grundwasserspeicher aufzufüllen“, sagt deren Chef Uwe Linsen. Die vergangenen drei heißen Sommer – diesen noch nicht mitgerechnet – „merken wir auch am Grundwasser sehr deutlich.“

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Für einen Brunnen auf dem Grundstück von Golf & more nennen die Wirtschaftsbetriebe auf Anfrage die Grundwasserstände: Demnach betrug der Abstand von der Geländeoberfläche zum Grundwasser 5,05 Meter im Jahr 2002 und 5,45 Meter 2022 – der Pegel ist im Vergleich zu vor 20 Jahren also um 40 Zentimeter gesunken. Aber: 2012 betrug dieser Abstand sogar 6,05 Meter.

Auch in der Bevölkerung ist das Thema Wasser ein sensibles: Als das THW im Auftrag der Stadt Duisburg im Sommer 2020 70 Millionen Liter Grundwasser in die Regattabahn pumpte, um den dortigen Pegel auf Wettkampfhöhe zu bringen, gab es massiven Protest von Anwohnern und eine Anzeige vom BUND.

Golfclub: Verbrauch von Grundwasser ist weitaus niedriger als genehmigt

So viel Wasser ist es bei weitem nicht, dass im Golfclub verbraucht wird. Genehmigt sind 28 Millionen Liter Grundwasser pro Jahr, Geschäftsführer Johannes Fülöp betont aber: „Wir hatten in den letzten 17 Jahren einen Schnitt von 9500 Kubikmetern pro Jahr“, also 9,5 Millionen Liter. Nach Angaben der Stadtwerke verbraucht jeder Duisburger täglich 120 Liter Wasser – der Wasserverbrauch von Golf & more entspricht damit dem Bedarf von gut 216 Duisburgern.

Auf diesem Bild von Ende Juli zeigt sich der Golfplatz Golf & more nicht überall grün.
Auf diesem Bild von Ende Juli zeigt sich der Golfplatz Golf & more nicht überall grün. © FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Fülöp wehrt sich aber dagegen, Golf & more als Wasserverschwender dastehen zu lassen. „Golfanlagen hauen das Wasser raus und sind immer flatschgrün: Das ist eine Fehleinschätzung“, sagt er. Die Bahnen seien zurzeit größtenteils „gelb und braun“, von Green nicht viel zu sehen. Für die 80 Hektar große Fläche gelte: „Die allermeisten Bereiche bekommen so gut wie gar kein Wasser.“

Golf & more: Gras wird „nur beregnet, um es am Leben zu halten“

Grundsätzlich werde „nur beregnet, um das Gras am Leben zu halten“. Bei der Bewässerung der Greens gelte die Devise, das Gras ans Arbeiten zu bekommen: Bekommt es immer genug Wasser, „wird das Gras faul“; bei Wasserknappheit bilden sich tiefere Wurzeln, das Gras kann sich besser selbst versorgen. „Gras ist sehr widerstandsfähig“, sagt Fülöp, eine gelbe oder braune Farbe sei wie beim Herbstlaub von Bäumen kein Alarmsignal: „Wenn Regen kommt, wird es schnell wieder grünlich.“

Trotz des bisherigen vergleichsweise geringen Wasserverbrauchs von 9,5 Millionen Liter jährlich – „der Schnitt wird in den nächsten Jahren steigen“, gibt Fülöp zu. 2018 musste Golf & more nach seinen Angaben „ans genehmigte Limit gehen“, die Klimaveränderung können die Greenkeeper der Anlage an den eigenen Halmen ablesen.

Dürre: Golfclub-Geschäftsführer spricht sich für Spielen auf braunem Gras aus

Um Wasser zu sparen, sammelt der Club Oberflächenwasser in einem Feuerlöschteich, von dort wird es zusammen mit Regenwasser in den Alten Angerbach eingeleitet. „Die Fließgewässer brauchen das Wasser auch.“ Fülöp plädiert für Golfplätze, die sich durchaus auch gelb und braun präsentieren dürfen, auch wenn es das für die Spieler schwieriger und optisch weniger attraktiv macht. „Wir leben in einer Welt mit begrenzten Ressourcen, damit müssen wir haushalten“, ist ihm bewusst.

Ein Golfplatz mit verdorrtem Rasen, das ist also weniger Zeichen mangelnder Pflege als vielmehr von Klimaschutzbewusstsein. Die British Open, das wichtigste Golfturnier der Welt, gehen in dieser Hinsicht mit gutem Beispiel voran: „Die spielen jedes Jahr auf einem braunen Platz.“

>> GRUNDWASSER ENTNEHMEN TROTZ DÜRRE: KRITERIEN FÜR DIE ERLAUBNIS

Laut Stadt Duisburg wird bei der Beantragung einer Grundwasserentnahme „in jedem Einzelfall geprüft“, ob beantragte Menge und Standort vereinbar sind

- mit der Menge des im Umfeld vorhandenen Grundwassers

- mit bereits im Umfeld erteilten Genehmigungen, den sogenannten Wasserrechten

- mit grundwasserabhängigen Ökosystemen im Umfeld.

Wer im eigenen Garten einen Brunnen hat und daraus Grundwasser entnimmt, braucht dazu – bei rein privater Nutzung – keine Genehmigung. Kostenfrei ist diese Entnahme noch dazu.