Duisburg. Zum Weltwassertag möchte die Lineg auf die Bedeutung des Grundwassers aufmerksam machen. Was es mit dem „unsichtbaren Schatz“ auf sich hat.
An einer Messstelle auf freiem Feld in Baerl steht Christoph Breit, Hydrogeologe. Einen überdimensionalen Zollstock und ein Kabellichtlot in der Hand, misst der Dreißigjährige den Grundwasserspiegel. Wie sich der Klimawandel auf die Neubildung des Grundwassers auswirkt, darauf will die Lineg am Weltwassertag, dem 22. März, aufmerksam machen.
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Ein unsichtbarer Schatz – das ist für jeden Menschen eigentlich etwas anderes. Ein Schatz aber ist für alle Lebewesen von gleich hohem Wert: Wasser. Aus dem Grunde rückt auch die linksniederrheinische Entwässerungs-Genossenschaft das Grundwasser in den Fokus. Unter dem bundesweiten Motto: „Grundwasser, der unsichtbare Schatz“ soll die Aufmerksamkeit auf das lebenswichtige Gut gelenkt werden, das niemand sieht und das so wertvoll ist.
Grundwasser in Duisburg: Zu wenig Niederschlag in 2021/2022
Endlich strahlt an diesem Frühlingstag die Sonne wieder vom Himmel. Lässt erahnen, dass es tatsächlich noch anderes Wetter als dicke, dunkle Wolkenschichten gibt. Nach gefühlten Monaten voller Regen, der viele Menschen in Deutschland an den Rand des Ertragbaren bringt. Es hat ja von Oktober an nur in Strömen geregnet, das weiß jeder. Einer aber weiß es besser: der Hydrologe. Er hat den Beweis schwarz auf weiß. Der Winterniederschlag 2021/2022 lag deutlich unter dem langjährigen Mittel zwischen 1991 und 2020. Und zwar im ganzen Gebiet der Lineg. Zwischen 94,9 Prozent und 81,9 Prozent Niederschlag fiel im Verhältnis zu den langjährigen Messungen.
Das Lineg-Gebiet erstreckt sich in Süd-Nord-Richtung von Krefeld bis Xanten und im Westen von Issum bis zum Rhein im Osten. Das sind 624 Quadratkilometer, auf denen es 2183 eigene Messstellen gibt und 376 Messstellen, die anderen Gesellschaften zuzuordnen sind. Auch in dem Bereich geht es in Richtung Digitalisierung. Manche Messstellen geben bereits automatisch die Daten an die Lineg, die meisten aber werden noch immer jeden Monat, beziehungsweise alle zwei Monate abgelesen. „Wasser ist so wertvoll, wir wollen die Menschen sensibilisieren, behutsam mit dem Gut umzugehen“, erklärt Christoph Breit.
Der Klimawandel macht sich beim Grundwasserspiegel bemerkbar
Obwohl gerade der Niederrhein ein wasserreiches Gebiet ist, zeigt sich am Grundwasserspiegel bereits der Klimawandel. Gerade der Regen im Winter ist besonders wichtig, um die Wasserspeicher wieder aufzufüllen. „Denn dann sind die Bäume nicht belaubt und der Regen kann im Boden gut versickern“, beschreibt Lineg-Pressesprecher Ingo Plaschke die Situation. Unter dem Zeichen des Klimawandels kommt noch ein weiteres Problem für den Wasservorrat. „Gerade die Landwirte freuen sich im Winter über längere Frostperioden. Denn dann bricht der Boden auf und schafft Hohlräume, in denen sich später der Regen sammeln kann. Aber Frost über längere Zeit haben wir immer seltener“, schildert der Hydrogeologe.
Auch mit einer häufig verbreiteten Meinung räumt Christoph Breit auf. Es herrsche der Glaube, dass nach Starkregenereignissen, die es ja immer öfter gibt, der Grundwasserspeicher bestens gefüllt sei. Aber das ist eben nicht der Fall. Denn meistens ist der Boden dermaßen trocken, dass das meiste Wasser von der Erdoberfläche in Kanalisation, Seen oder Flüsse fließt. „So viel Wasser kann der Boden überhaupt nicht aufnehmen, um es dann ins Grundwasser abzuleiten.“
Viel wertvoller sei ein anhaltender sanfter Regen. „Es geht hier gar nicht um Panikmache“, betont der Fachmann. Vor allem am Niederrhein sei noch sehr viel Wasser vorhanden. Aber der Klimawandel geht eben auch hier nicht spurlos vorbei. „Wir möchten, dass sich die Menschen bewusst werden, wie wertvoll Wasser überhaupt ist. Das fängt dabei an, beim Zähneputzen das Wasser zwischendurch abzustellen oder sich auch klarzumachen, dass in der Regel bei jedem Waschgang Mikofaserteilchen aus der Kleidung ins Wasser abgegeben werden.“
Lineg möchte die Menschen beim Thema Grundwasser sensibilisieren
Auch wenn vielen Menschen die Arbeit der Lineg gar nicht so präsent ist, ist sie doch immens wichtig. Denn das Unternehmen greift regulierend ein, wenn der Grundwasserspiegel zu hoch oder zu niedrig ist, zum Beispiel, damit Keller nicht volllaufen. Auch bei Neubauten wird die Lineg gefragt, wie es um den Grundwasserspiegel an der betreffenden Baustelle steht. „Uns geht es darum, die Bevölkerung auf das wichtige Thema Grundwasser aufmerksam zu machen und zu sensibilisieren. Denn auch da ist Nachhaltigkeit besonders wichtig“, sagt Ingo Plaschke.
>>> DAS IST HYDROGEOLOGE CHRISTOPH BREIT
- Nah am Wasser gebaut hat er nicht. Nah am Wasser aufgewachsen ist er aber schon: der Hydrogeologe Christoph Breit. Fasziniert von dem Element war der 30-Jährige schon immer, fließt doch hinter seinem Elternhaus in Gummersbach ein Bach. Ringsherum gibt’s Talsperren, die zum Forschen Raum bieten. Staudämme gebaut hat er als Kind, das Wasser in seinem Fluss zu beobachten, dort zu spielen, war selbstverständlich und schon früh seine Leidenschaft.
- Auch ehrenamtlich hat er sich engagiert, war Rettungsschwimer bei der DLRG. Wo sonst? Nach dem Abitur zog es ihn in die Uni-Stadt Münster. Da studierte er Geologie, „ein breites Feld“, wie er sagt. Nach dem Bachelor wechselte er nach Aachen zum Masterstudium. Und da er immer wasseraffin war, widmete er sich zur Vertiefung des Studiums der angewandten Geowissenschaften der Hydrogeologie, dem spannenden Gebiet des Grundwassers.
- „Darin geht es um das Messen und Auswerten unterirdischer Wasserströmungen über bestimmte Zeitschienen“, beschreibt Christoph Breit sein Fachgebiet. Seine erste Stelle war in einem Ingenieurbüro in Kassel, danach wechselte er zur Lineg, der Linksniederrheinischen Entwässerungs-Genossenschaft, wo er ein spannendes Arbeitsfeld gefunden hat, wie er sagt. Auch im Urlaub zieht es ihn – natürlich - meistens ans Meer.