Duisburg. Im Rodungsverbot holzt ein Investor eine Grünfläche in Duisburg ab. Dort sollen Häuser gebaut werden. Jetzt greift die Stadt auf dem Gelände ein.

„20 bis 30 Bäume“, schätzt Wilfried Schmitz, sind weg, abgeholzt. Dazu etliche Sträucher und weitere Pflanzen gerodet. Die Rede ist von einer – bisher – Grünfläche zwischen Sittardsberger Allee und Allgäuer Straße in Duisburg-Buchholz. Die wurde verkauft, geplant sind hier neue Häuser. Mit der Sägeaktion verstieß der Investor offenbar gegen das derzeitige Rodungsverbot.

„Wir dürfen unsere Hecke nicht schneiden, und die roden hier alles.“ Wilfried Schmitz, eigentlich Karnevalist, ist das Lachen vergangen. „Biotop“ nennt er die Fläche im Hinterland der Sittardsberger Allee, „das ist über fast 60 Jahre entstanden“. Zahlreiche Tiere hätten dort ihren Lebensraum gehabt, darunter Vögel oder Eichhörnchen. „Wir hatten Spechte, Fledermäuse – alles weg.“ Und das in der Zeit des Rodungsverbotes zwischen März und September.

Neue Häuser in Buchholz? Grundstücksverkauf wurde nichtöffentlich beschlossen

Hinkommen sollen stattdessen offenbar neue Häuser. Öffentlich einsehbar dazu ist nur der Betreff einer Vorlage für den nichtöffentlichen Teil der jüngsten Duisburger Ratssitzung, dem „Verkauf zweier Grundstücke in Verlängerung Pfrontener Weg“ zuzustimmen. Der Verkauf der bislang städtischen Flächen ist offenbar durchgegangen – wenige Tage später kreisten die Sägen.

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2618 Quadratmeter groß sind die beiden Flächen zusammen, neun (sic) Doppelhaushälften sollen hier entstehen. Das geht aus der nichtöffentlichen Beschlussvorlage hervor, die der Redaktion vorliegt. Die Doppelhaushälften sollen demnach jeweils mit einer Grundfläche von 5,1 mal 13,5 Metern gebaut werden, zu jeder gehört den Plänen nach außerdem eine Garage. Auf der beigefügten Skizze zu sehen sind zehn Doppelhaushälften.

Stadt Duisburg: Diese Vorgaben muss der Investor bei seinen Häusern umsetzen

Der Bauvorbescheid der Stadt bescheinigt dem Vorhaben, „planungsrechtlich zulässig“ zu sein – damit ist kein politischer Beschluss des Vorhabens nötig. Eine Baugenehmigung ist das jedoch noch nicht. Der Vorbescheid enthält diverse Hinweise, die der Investor bei einer Umsetzung seines Vorhabens berücksichtigen muss:

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  • Die Dachflächen „sollten“ begrünt werden, das sieht Duisburgs Leitlinie zur Verbesserung des Klimas im Bausektor vor.
  • Verkehrlich sollen die neuen Häuser angebunden werden, indem der verkehrsberuhigte Bereich des Pfrontener Wegs verlängert wird. Auch diese Verlängerung soll 7,75 Meter breit sein, um Platz zu schaffen für Besucherparkplätze – die sind auf den umgebenden Straßen nämlich Mangelware.
  • Eine Wendemöglichkeit soll eingeplant werden für Feuerwehr und Müllabfuhr.
  • Eine artenschutzrechtliche Prüfung soll durchgeführt werden. Der Vorbescheid datiert vom Juli 2021, also ein knappes Jahr vor der aktuellen Rodung.

Stadt Duisburg verbietet Investor weitere Sägearbeiten auf dem Grundstück

Anwohner Wilfried Schmitz ist das Lachen vergangen.
Anwohner Wilfried Schmitz ist das Lachen vergangen. © FUNKE Foto Services | Joerg Schimmel

Käufer der beiden bislang städtischen Grundstücke ist ein Wohnungsbauunternehmen aus dem Duisburger Westen, das sich auf seiner Homepage als regional tätig beschreibt, hauptsächlich am Niederrhein und in der Umgebung. Man erschließe Grundstücke und errichte darauf schlüsselfertige Ein- und Mehrfamilienhäuser.

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Bekannt ist das Unternehmen dem Namen nach Anwohner Wilfried Schmitz: „Die sollen das schon mal so gemacht haben: Kaum war das Grundstück verkauft, haben sie gerodet“, hat er gehört.

Das aktuelle Vorgehen missfällt nicht nur ihm, sondern auch der Stadt Duisburg: „Wir haben nach Hinweisen unmittelbar Kontakt zum Käufer aufgenommen und die Arbeiten beenden lassen“, teilt Stadtsprecher Sebastian Hiedels auf Anfrage mit. Denn: Eine Genehmigung wurde „nach ersten Erkenntnissen“ offenbar nicht beantragt, „die Untere Naturschutzbehörde der Stadt Duisburg prüft aktuell den Sachverhalt“. Erlaubt habe man dem Käufer lediglich, „das Grundstück zu betreten, um Vermessungsarbeiten durchführen zu können“, inklusive „geringfügiger Rückschnitte“.

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Eine Anwohnerinformation, bevor die Bäume gefällt wurden, habe es nicht gegeben, kritisiert Wilfried Schmitz. Stadtsprecher Hiedels sagt: Für die geplanten geringfügigen Rückschnitte sei keine Anliegerinformation nötig. Der Protest der Anwohner für die Grünfläche kommt nun zu spät. „Selbst wenn das Bauprojekt gestoppt wird – das Biotop ist weg.“