Duisburg. Nach einem Kabelbrand ersetzen Busse die U-79-Bahnen im Duisburger Süden. Wie gut funktioniert der Schienenersatzverkehr? Ein Selbsttest.
Schon an der Haltestelle „Münchener Straße“ der Duisburger Straßenbahnlinie U 79 macht sich Unruhe breit. Es hat sich herumgesprochen, dass zwischen den Haltestellen Sittardsberg und Wittlaer Schienenersatzverkehr (SEV) per Bus verkehrt – nach einem Kabelbrand auf der Brücke zwischen den Haltestellen St.-Anna-Krankenhaus und Kesselsberg in Huckingen hatte die DVG die Brücke gesperrt.
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Die Fahrgäste, die um 7.20 Uhr aus der Stadtmitte am Sittardsberg ankommen, wissen also, was auf sie zukommt. Vor allem Pendler und Schüler mit dem Ziel Düsseldorf hasten die Treppen der Haltestelle nach oben, wo einer der sechs Gelenkbusse, die die DVG für den SEV einsetzt, bereits wartet. Und warten, das tut er lange. So lange, dass der Bus, als er sich in Bewegung setzt, rappelvoll ist. Sogar die Stehplätze werden knapp. Immerhin tragen alle Fahrgäste Maske.
Busse brauchen für Strecke im Duisburger Süden doppelt so lang wie Bahnen
Dann rumpelt der Bus los. Den Sittardsberg hinunter Richtung Huckingen, erster Stop am Steinernen Kreuz, als Ersatz für die Haltestelle Mühlenkamp. Weiter zum St.-Anna-Krankenhaus und zur regulären Bushaltestelle am Kesselsberg, die momentan auch Haltestelle des SEV ist. Nach der alten B 8 hält der Bus erst am Froschenteich – hier will weder jemand rein noch raus – und schließlich an der Haltestelle Wittlaer. Ab dort fährt die Straßenbahn wieder.
Die Taktung der Busse und Bahnen funktioniert sehr gut. Egal ob am Sittardsberg oder in Wittlaer, wenn der Bus ankommt, steht die Bahn schon bereit – und umgekehrt. Aufmerksame Servicemitarbeiter suchen sich zielstrebig Fahrgäste mit verwirrtem Blick und erklären die ganze Prozedur in aller Ruhe.
Ein bitteres Geschmäckle bleibt trotzdem. Weil sich die Busse durch den Straßenverkehr und über die langgezogene B 8 quälen müssen, dauert die Strecke zwischen dem Sittardsberg und Wittlaer mehr als doppelt so lange wie mit der Bahn.
Duisburger Fahrgäste bemängeln Informationspolitik der DVG
Neun Minuten veranschlagt der Fahrplan für die Strecke, wenn die Straßenbahn regulär unterwegs ist. Mit dem Bus dauert es 20 Minuten. Das spielt zwar für die Anschlüsse keine Rolle, weil Bahnen und Busse warten, trotzdem verlängert sich die Fahrtzeit erheblich. Auch damit könnten Fahrgäste vorher planen – wenn sie denn über den SEV Bescheid wissen.
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Auf dem Weg zurück Richtung Duisburg reden sich gleich drei Fahrgäste in Rage. Sie habe überhaupt nicht Bescheid gewusst über den Ersatzverkehr, sagt eine Dame, die nach Essen zur Arbeit fährt und vorsorglich ihren Chef anruft, um die Verspätung anzukündigen. Ihre Sitznachbarin pflichtet ihr bei, auch sie habe an der Haltestelle vor einem leeren Gleis und vollendeten Tatsachen gestanden. „Morgen bitte ich meinen Mann, mich zur Arbeit zu fahren“, seufzt sie, und erinnert sich an rosigere SEV-Tage. „Sonst bin ich immer schneller, wenn der SEV fährt, aber nicht bei so einem Chaos.“
So müssen sich DVG und Rheinbahn vielleicht nur eine etwas verkorkste Informationspolitik vorwerfen lassen. Dafür läuft der eigentliche Schienenersatzverkehr aber wie geschmiert.
>> DAUER DES SEV NOCH UNKLAR
- Wie lange die Bahnen der U 79 noch durch Busse ersetzt werden müssen, ist laut DVG unklar. Derzeit wartet die Verkehrsgesellschaft auf die Ergebnisse von Untersuchungen und Gutachten zur Statik der Brücke.
- Das die Brandursache ein Kabelbrand war, stand sofort fest. Warum das Kabel gebrannt hat, ist dagegen noch unklar.