Duisburg-Wedau. Die Gebag pflanzt auf 6-Seen-Wedau Hunderte Bäume und Tausende Stauden. Trotzdem gibt es Streit um das neue Grün: mit einer Bürgerinitiative.

Für die einen wird 6-Seen-Wedau ein grüner, neuer Stadtteil, die anderen sprechen von „brutalen Baumfällaktionen“: Gegensätzlicher als Gebag und die Bürgerinitiative „Rettet die Sechs-Seen-Platte“ lässt sich das riesige Neubaugebiet im Süden Duisburgs mit 3000 Wohnungen und Häusern kaum betrachten. Wie steht es tatsächlich um den Baumbestand auf der Fläche, heute und in Zukunft?

Gebag-Geschäftsführer Bernd Wortmeyer und Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link (von links) haben auf dem Neubaugebiet 6-Seen-Wedau den ersten Baum gepflanzt. Hunderte weitere Bäume sollen folgen.
Gebag-Geschäftsführer Bernd Wortmeyer und Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link (von links) haben auf dem Neubaugebiet 6-Seen-Wedau den ersten Baum gepflanzt. Hunderte weitere Bäume sollen folgen. © Stadt Duisburg | Uwe Köppen

Öffentlichkeitswirksam ließen sich Oberbürgermeister Sören Link und Gebag-Geschäftsführer Bernd Wortmeyer in dieser Woche beim Setzen des ersten neuen Baums auf 6-Seen-Wedau fotografieren. „Wir haben nun die Chance, einen komplett neuen Stadtteil grün zu gestalten. Und diese Chance werden wir nutzen“, kündigt Duisburgs OB an.

Gebag pflanzt auf 6-Seen-Wedau Hunderte Bäume und Tausende Stauden

Der neue Baum soll der Erste von 140 Stück sein, die bis zum 31. März im zukünftigen Quartier Am Wasserturm gepflanzt werden sollen. 73 weitere sollen im Bereich der Traverse zwischen der Neuen Gartenstadt und dem Seequartier Wurzeln schlagen. All diese Bäume werden nach Angaben der Gebag eine Höhe von vier bis sechs Metern haben, wenn sie gepflanzt werden.

Auch der bis zu 15 Meter hohe Lärmschutzwall soll eine grüne Wand werden: 2200 Gehölze sind hier eingeplant, dazu 9000 Stauden, Gräser und Kletterpflanzen, außerdem 35.000 Quadratmeter Rasen.

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Im Uferbereich des Masurensees will die Gebag rund 195 Bäume pflanzen und auf gut 4500 Quadratmetern Sträucher und Gehölze einbuddeln. Bei beidem handelt es sich um Ersatzpflanzungen für die derzeit laufende Rodung von 80 Bäumen und Sträuchern am Ufer „für die weiteren Erschließungs- und Bauarbeiten des Projekts“, so die Gebag.

Diese Bäume sollen auf 6-Seen-Wedau wachsen

Die Pläne für die Grünsorten sind konkret: Am Wasserturm sollen beispielsweise Erlen, Kirschen, Ulmen und diverse Weiden wachsen, entlang der Traverse unter anderem Pappeln, Kirschen, Waldkiefern und Spitzahorn. Den Lärmschutzwall begrünen sollen zum Beispiel Eberesche, Ahorn oder Weißdorn, bei den Sträuchern Wacholder, Rosen, Flieder sowie Schleh-, Sand- und Kreuzdorn.

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Die Stadttochter Gebag ist auf 6-Seen-Wedau zuständig für alles Grüne auf den Erschließungsflächen, also zum Beispiel um den Wasserturm, an der Traverse und an der Hauptmagistrale. Die Begrünung der Baulose liegt in den Händen der jeweiligen Investoren.

„Stadtgrün spielt gerade in einem dicht besiedelten städtischen Bereich eine wichtige Rolle. Bäume verbessern die Luftqualität, spenden im Sommer Schatten und bieten Lebensraum“, sagt Sören Link. Reine PR-Sätze, findet der Vorsitzende der Bürgerinitiative „Rettet die Sechs-Seen-Platte“.

Bürgerinitiative wirft Gebag bei 6-Seen-Wedau mangelnde Transparenz vor

„Wir haben kein Vertrauen, dass auf der Fläche adäquate Ersatzpflanzungen vorgenommen werden“, sagt Hendrik Thome. „Zwangsläufig muss die Gebag auf dem riesigen Gelände etliche Neupflanzungen vornehmen, wenn 6-Seen-Wedau nicht zu einer klimatischen Wüste werden soll.“

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Der Bürgerinitiative ist die Gebag nicht konkret genug, „einfach eine Anzahl der Bäume zu nennen, die neu gepflanzt werden soll, reicht nicht aus, solange Alter, Standort und Baumart offengelassen werden“. Thome spricht zum Beispiel von „etwa 40 Jahre alten Pappeln“, die für die Renaturierung des Bruchgrabens gefällt würden. Nach Angaben der Gebag werden dort aktuell 80 Bäume gefällt.

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Thome wirft der Gebag Intransparenz vor, sie habe „bis heute nicht die Planung für das Parkgelände veröffentlicht“. Die Vorschläge der Bürgerinitiative seien nicht beantwortet worden. „Jetzt rächt sich, dass im Eilverfahren ein sogenannter schlanker B-Plan von der Mehrheit im Rat durchgewunken wurde“, sagt Thome.

ÄNDERUNGEN IM VERGLEICH ZUM SIEGERENTWURF FÜR DIE FREIFLÄCHEN

  • Tulpenbäume, Silberweiden, eine Lindenallee: Im Entwurf des Ateliers Loidl, das den freiraumplanerischen Wettbewerb für 6-Seen-Wedau gewann, waren noch ganz andere Baumarten für die Freiflächen im Neubaugebiet vorgesehen.
  • „Veränderungen vom Siegerentwurf hin zum konkreten Bebauungsplan“ seien „nicht ungewöhnlich“, sagt Gebag-Sprecherin Lisa Melchior. Sie hingen zum Beispiel mit ökologischen oder wirtschaftlichen Faktoren zusammen.
  • Im Grundsatz werde der Siegerentwurf des Ateliers Loidl „jedoch in die Realität umgesetzt“.