Duisburg-Mündelheim. Im neuen Regionalplan-Entwurf ist der Rheinbogen in Duisburg-Mündelheim nicht für den Kiesabbau vorgesehen. Warum der Bürgerverein skeptisch ist.
Rheinaue oder Kiesabbaugebiet: Dieser Konflikt scheint entschieden zu sein, und zwar zugunsten der zahlreichen Initiativen sowie Bürger und Bürgerinnen, die sich gegen das von der Kiesindustrie gewünschte Abgrabungsgebiet am Mündelheimer Rheinbogen gewehrt haben. Im aktuellen Entwurf für den neuen Regionalplan ist die Fläche nicht mehr als mögliches Abbaugebiet vorgesehen.
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„Dem Vernehmen nach wird das auch so in der Verbandsversammlung (Ruhrparlament) beschlossen“, sagt der Duisburger CDU-Fraktionsvorsitzende im Rat, Thomas Mahlberg. Er begrüßt das voraussichtliche Aus für den Kiesabbau im Mündelheimer Rheinbogen: „Der langfristige Bedarf an Kies, so die Prognosen, wird zurückgehen. Derart konfliktträchtige Flächen wie in Mündelheim für die Kiesgewinnung zu erschließen, kann nicht der richtige Weg in die Zukunft sein“, sagt Mahlberg.
Neuer Regionalplan-Entwurf: Kein Kiesabbau mehr im Duisburger Süden
Das Ruhrparlament weist für den neuen Regionalplan vorgesehene Abbauflächen für Rohstoffe, unter anderem Kies und Sand, explizit aus. Im Duisburger Süden findet sich in dem Entwurf keine Abbaufläche. Findet der Entwurf die Zustimmung des Ruhrparlaments, bedeutet das das Aus für einen Kiesabbau im Duisburger Süden – und das, obwohl die Kiesvorkommen in der Metropole Ruhr hauptsächlich im Kreis Wesel und in Duisburg zu finden sind.
35 Millionen Tonnen Kies vermutet die Kiesindustrie auf 92 Hektar Fläche unter den Wiesen am Rhein in Mündelheim; rechnerisch genug, um den Bedarf von NRW am Rohstoff zwei Jahre lang zu decken. Für den Abbau kalkulierte sie mit 25 bis 30 Jahren. Eine – nicht genehmigte – Probebohrung der Firma Hülskens hatte Ende 2020 die Bestätigung geliefert: Unter den Wiesen liegt Kies.
Viel Widerstand aus Duisburg gegen Kies-Pläne der Industrie
Gegen dessen Abbau gab es in Duisburg seit Bekanntwerden der Pläne Widerstand. Mehrfach sprach die Politik sich parteiübergreifend gegen einen Kiesabbau aus, der BUND erstattete Anzeige wegen der nicht genehmigten Probebohrung, der Bürgerverein Mündelheim kämpfte mit einer Unterschriftenaktion gegen das Vorhaben, eine Gruppe von Mädchen, mit 13 Jahren zu jung zum unterschreiben, verbreitete auf Instagram Videos gegen den Kiesabbau.
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Siegessicher ist man beim Bürgerverein Mündelheim aber noch nicht. „Wir sind noch ein bisschen skeptisch“, sagt dessen Vorsitzender Klaus-Dieter Drechsler. Schließlich ist das Papier „noch nicht endgültig beschlossen“; das Ruhrparlament entscheidet am 24. September über den Entwurf des neuen Regionalplans. Beim Bürgerverein fürchtet man unter Umständen eine Klage der Kiesindustrie, außerdem „klären wir gerade, ob es eine Hintertür gibt“ (siehe Kasten). Trotzdem herrscht Hoffnung auf den 24. September. „Wir sind vorsichtig optimistisch“, sagt Drechsler. „Wenn das beschlossen ist, können wir uns mehr freuen.“
Auch ohne den Mündelheimer Rheinbogen weist der Entwurf für das Gebiet das Regionalverbands Ruhr 20 Abgrabungsbereiche für Kies und Kiessand aus, eine Fläche von insgesamt 1163 Hektar. 189 Millionen Kubikmeter des zum Beispiel für Häuser-, Straßen- und Brückenbau benötigten Rohstoffes sind damit laut aktuellem Entwurf für die Förderung gesichert, und somit ein Versorgungszeitraum von 27 Jahren.
>> KIESABBAU IN DUISBURG-MÜNDELHEIM: GIBT ES EIN HINTERTÜRCHEN?
- Im Entwurf für den neuen Regionalplan findet sich eine Ausnahmeregelung: Demzufolge können Unternehmen der Kieswirtschaft außerhalb von ausgewiesenen Flächen auf höchstens zehn Hektar Kies abbauen.
- Der CDU-Fraktionsvorsitzende Mahlberg sieht darin aber keine Möglichkeit für einen Kiesabbau in Mündelheim: „Hierfür müssten zahlreiche Kriterien erfüllt werden, die es im Fall von Mündelheim nur wenige gibt. Beispielsweise handelt es sich in Mündelheim nicht um eine Ausweitung eines bestehenden Abgrabungsbereichs. Zudem liegt die Fläche im Bereich des Natur-, Gewässer- und Grundwasserschutzes. Und nicht zuletzt wären Neuabgrabungen auf einer Fläche unter 10 Hektar wenig wirtschaftlich.“