Duisburg-Mündelheim. Auf 92 Hektar Rheinauen in Duisburg soll Kies abgebaut werden. So will eine Gruppe 13-jähriger Mädchen die Pläne der Kiesindustrie verhindern.

Der Rheinbogen im Duisburger Süden: Weitläufige, grüne Wiesen, lange Fahrradwege, Spazierstrecken – und jede Menge Kies. Die Industrie will den Rohstoff abbauen, doch dagegen wehren sich Bürger und Politik. Jetzt formiert sich auch die Jugend: Eine Gruppe 13-jähriger Mädchen engagiert sich gegen den Plan der Kiesindustrie.

35 Millionen Tonnen Kies sollen sich unter dem 92 Hektar großen Areal zwischen Rhein und Deich befinden. Das schätzte der Bundesverband Mineralische Rohstoffe. Ihm geht es um den Baustoff für Brücken und Straßen – den Mündelheimer Jugendlichen ist die Erhaltung des Naherholungsgebietes wichtig. „Es geht auch um den Naturschutz“, erklärt Jette Thelen. „Kies ist kein erneuerbarer Rohstoff.“

Zu jung für den Unterschriftenprotest: Schülerinnen drehen Videos gegen Kiesabbau

Jette besucht das Reinhard-und-Max-Mannesmann-Gymnasium in Huckingen. Auf einer Sitzung des Bürgervereins Mündelheim im vergangenen Sommer erfuhr sie von dem geplanten Großprojekt. Der kämpft mit einer Unterschriftenaktion gegen einen Kiesabbau im Rheinbogen. Unterschreiben aber dürfen Jette und ihre Mitstreiterinnen noch nicht: Sie sind zu jung, erst ab 16 Jahren darf man unterzeichnen. Also beschloss sie gemeinsam mit fünf Freundinnen, die Dinge selber in die Hand zu nehmen.

Die Gruppe Schülerinnen drehte in den darauffolgenden Monaten zwei Videos, in denen sie aus ihrer Sicht die Folgen des Kiesabbaus auf Mensch und Natur erklären. Der örtliche Bauer Reinhard Mosch äußert sich im Interview der Mädchen zu Konsequenzen für die Landwirtschaft. Mit den Filmen wollen sie ein Zeichen setzen. „Dies ist unsere Unterschrift“, erklären die Jugendlichen in ihrem ersten Video.

Mündelheimer Mädchen wollen den Rheinbogen als Naherholungsgebiet erhalten

Der Mündelheimer Rheinbogen ist für sie mehr als bloß Wiese. „Uns gefällt der Rheinbogen“, sagt Jettes Mitstreiterin Kiana Prinzen. „Wir machen hier im Sommer Fahrradtouren, reiten aus und picknicken.“ Besucher kommen auch von weiter her in die Rheinauen, um Sport zu treiben, spazieren zu gehen und sich einen Ausgleich zu Arbeit und Asphalt zu genehmigen. Das Fehlen der Tagesausflügler wäre ein herber Schlag für die örtlichen Cafés, Restaurants und Biergärten.

Ein weiteres Argument der Jugendlichen: Neben der Natur müssten auch die Ohren der Anwohner leiden. Die ohnehin stark befahrene Bundesstraße B 288 würde durch noch mehr Lkw zusätzlich belastet. „Hier passieren jetzt schon so viele Unfälle“, sorgt sich Jettes Mutter.

Mitte des Jahres wird das Ruhrparlament über die Zukunft des Rheinbogens entscheiden: Kiesabbau – oder nicht. „Wir arbeiten schon an einem dritten Video“, kündigt Jette an. „Unser Ziel ist, dass der Plan nicht durchgesetzt wird.“ Ihre Mutter sieht das genauso. „Wir sind sehr glücklich, hier zu leben“, erklärt sie. „Jetzt machen wir uns Sorgen, was aus unserem Stadtteil wird und was unseren Kinder bleibt.“

>> HIER SIND DIE VIDEOS GEGEN DEN KIESABBAU ZU SEHEN

Ihre Videos haben die jungen Mündelheimer Schülerinnen auf Instagram veröffentlicht. Sie sind auf dem Kanal wegotthistogether_ zu sehen. Mitschüler teilten und verbreiteten die Videos auch über andere Soziale Medien.

Unterstützung bekommen Jette und ihre Mitstreiterinnen vom Bürgerverein. So bot dessen Vorsitzender Klaus Drechsler an, T-Shirts und Flyer für das Projekt zu drucken.