Duisburg-Duissern. Duissern nimmt Abschied. So bewegend war der letzte Gottesdienst in der Kirche St. Elisabeth. Und: Was die Reliquien im Bollerwagen machen.
Mit einer feierlichen Sonntagsmesse endete die Abschiedswoche für die katholische Kirche St. Elisabeth in Duissern. Weil zum letzten Gottesdienst nach Hygienekonzept nur 62 feste Plätze vergeben werden durften, konnten sich nicht alle Gemeindemitglieder am gleichen Tag von ihrem Gotteshaus verabschieden. Deshalb waren unter der Woche in abendlichen Gottesdiensten für einzelne Gruppen und Kreise wie die Kolpingfamilie, die Schützen und die Frauen der kfd schon Möglichkeiten gegeben, der geistlichen Heimat der Duisserner Katholiken auf Wiedersehen zu sagen. Auch war die Kirche jeden Tag für ein paar Stunden offen.
Erinnerung: Als die Kirche noch keine Türen und keine Glocke hatte
Über die offene Kirche in Duissern hat die langjährige Pfarrgemeinderatsvorsitzende Emmi Nederpelt auch ein Wörtchen zu sagen. „Bei der Erstkommunion im April 1950 da hatte die gerade aufgebaute Kirche noch keine Türen und erst recht keine Glocken und es war ganz schön kalt im Kommunionskleidchen,“ erinnert sie sich mit einem Lächeln. Eigentlich ist ihr eher zum Heulen zumute, weil ihre Kirche, in der sie sich fast ihr ganzes Leben lang engagiert hat nun nicht mehr für Gemeindegottesdienste genutzt werden wird. Aber es gibt auch tröstende Aussichten. „Wir haben die feste Zusage von der Christengemeinde, die diese Kirche demnächst nutzen werden, dass der Saal unten weiter für Gruppen unserer Gemeinde zur Verfügung stehen wird“, sagt Pfarrer Christian Schulte.
Weniger gute Nachrichten gibt es für die Leihbücherei von St. Elisabeth. Dort kämpft Leiterin Marion Boes energisch für die Erhaltung ihres Standortes, obwohl sie weiß, dass die Verlegung zu der Bücherei von St. Gabriel beschlossene Sache ist. Der Pfarrgemeinderat hat noch einen Übergangszeitraum von etwa einem Jahr im Auge, damit man den Transfer der Medien in Ruhe planen kann. Beschließen wird in der kommenden Woche über das Thema auch der Kirchenvorstand, der die Finanzen verwaltet.
Ärger über die Schließung der Bücherei von St. Elisabeth
„Das spitzt sich gerade richtig zu“, sagt Marion Boes besorgt. Sie hält auch während der Messe mit ihrem Team pflichtbewusst und eisern die Bücherei offen. Ihre treue Leserin Elke Schulz ist zwar selbst keine Katholikin, findet es aber dennoch sehr schade, dass für gute Angebote wie dieses kein Geld mehr da ist. Dass man seitens der Pfarrei in der Kirche St. Gabriel den Platz für eine gut sortierte Leihbücherei noch erweitern will, tröstet die Fans des Duisserner Leseangebots wenig.
Die Mitglieder des Kirchenvorstandes Tobias Wegerhoff und Christoph Hendrichs haben durchaus Verständnis für den Kummer, den der Abschied von liebgewordenen Gebäuden bei den Gemeindemitgliedern hervorruft. Aber ihr Augenmerk muss darauf liegen, die vorhandenen Gelder zukunftsfähig einzusetzen. Im Falle der Bibliothek spricht das für St. Gabriel, wo es einen Schwerpunkt auf junge Familien mit Kindern gibt. „Wir geben Gebäude auf, keine Menschen,“ zitiert Pfarrer Schulte in der Messe einen Ausspruch des Bischofs Franz-Josef Overbeck.
Die heilige Elisabeth muss mit dem Bollerwagen umziehen
Sichtbare Spuren vom Gebäude werden in der Pfarrei bleiben. Es werden allerlei Kultgegenstände und die Statue der Heiligen Elisabeth nach der Messe und dem anschließenden Imbiss auf dem Kichvorplatz in einer feierlichen Prozession in die Neudorfer Kirche St. Ludger getragen. Auch die Orgel soll in einer anderen Kirche in Duisburg eine neue Heimat finden. Und mit der Hamborner Abtei gibt es Gespräche darüber, ob weitere Einrichtungsteile von St. Elisabeth in dem Klosterneubau der Prämonstratenser in Magdeburg eine neue Heimat finden könnten.