Duisburg-Duissern. Die katholische Kirche gibt den Standort St. Elisabeth in Duisburg-Duissern auf. Die Ehrenamtlichen der Bibliothek würden gerne vor Ort bleiben.
Die Pfarrei Liebfrauen trennt sich im Rahmen ihres Pfarrei-Entwicklungprozesses von der Kirche St. Elisabeth an der Duissernstraße. Künftig wird die Christus-Gemeinde das Gotteshaus nutzen. Betroffen sind nicht nur die Gläubigen, die nach der Schließung die Kirche St. Ludger besuchen sollen, sondern auch verschiedene Gruppen, die sich bisher in den Räumen getroffen haben. Die St. Sebastianus Schützen haben sich bereits ein neues Domizil gesucht. Nun steht wohl auch der Standort der katholischen Pfarrbücherei vor dem Aus.
St. Elisabeth- Katholiken verhandeln mit Christus-Gemeinde Schon lange wehrt sich Marion Boes, Sprecherin der Bibliotheken in der Pfarrei Liebfrauen und Leiterin der Bücherei von St. Elisabeth, gegen die Schließung. „Diese Bibliothek ist praktisch mein Lebenswerk, ich engagiere mich da seit über 40 Jahren“, sagt sie traurig. Erst 2020 hat sie im Duisburger Rathaus für ihr nachhaltiges Engagement im Lesewesen die Verdienstmedaille der BRD aus den Händen von Oberbürgermeister Link entgegengenommen.
Bücherei-Leiterin erklärt, warum die Präsenz im Stadtteil Duisburg-Duissern wichtig ist
Warum die Präsenz im Stadtteil so wichtig ist, erklärt sie so: „Duissern ist doch praktisch eine Insel zwischen den Autobahnen, von da aus kommen besonders die Älteren nicht so gut weg.“ Da bleibe man halt im Stadtteil und kümmere sich als eingeschworene Gemeinschaft umeinander. Eine wichtige Rolle spiele dabei die Leihbücherei, die nach dem Auszug der Duisserner Schützen aus dem Kirchenkeller von St. Elisabeth das letzte verbliebene Stück Gemeindeleben vor Ort repräsentiere.
Das Nachbarhaus der Kirche, in deren Erdgeschoss die Bücherei untergebracht ist, ist an einen privaten Investor verkauft. Nun werde Miete fällig. Sie habe erfahren, dass es um etwa 250 Euro Monatsmiete gehe, offizielle Zahlen seien das aber nicht. „Wir sind hier der letzte katholische Treffpunkt für kulturelle, kirchliche und soziale Belange in Duissern, soll das an so einer verhältnismäßig geringen Summe scheitern?“ fragt sie sich.
St. Elisabeth wird früher als ursprünglich als geplant aufgegeben
„Bist du gerade in der Bibliothek?“ werde sie oft am Telefon gefragt. Dann gehe es vielfach nicht nur um Leihbücher aus den gut sortierten Beständen von über 6000 Medien. Über ein Buch reden, mal sein Herz ausschütten, etwas Gesellschaft genießen, die Übergänge sind da fließend. „In letzter Zeit haben zwei gute Lesekundinnen ihren Mann verloren, wer fängt die auf, wenn wir hier dicht machen müssen?“
Die Frage hat Boes auch schon Pfarrer Christian Schulte gestellt. Der bat sie schriftlich um Beachtung der Zukunftsplanung, „wie lange die Bücherei noch vor Ort verbleiben kann, müssen die Gremien entscheiden.“ Schulte wendet sich an die Gemeinde: „Abschiede sind meistens schwer und schmerzlich. Früher als ursprünglich erhofft, ist dieser Abschied erforderlich. Nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen, sondern auch aufgrund des Priestermangels.“
Pfarrei Liebfrauen will bis 2025 Kirchen schließen Zudem, so Schulte, seien auch die Gottesdienstbesucherzahlen – unabhängig von der Corona-Situation – stetig gesunken. „Dies trifft zwar nicht unbedingt auf St. Elisabeth zu, denn die Abendmesse am Samstag war immer gut gefüllt. Aber im Rahmen des Pfarrei-Entwicklungsprozesses musste eine Entscheidung getroffen werden, welche Kirche als Gemeindekirche in Neudorf/Duissern erhalten bleibt. Die Entscheidung fiel auf die Kirche St. Ludger, wo künftig im monatlichen Wechsel auch eine Vorabendmesse angeboten wird.“
Möglicherweise Zusammenlegung mit Gemeindebücherei in St. Gabriel
Marion Boes hadert mit der Entscheidung. „Der Gemeindeleitung ist die Schließung des kompletten Standorts wichtig, deshalb ist ihr die Bücherei ein Dorn im Auge“, glaubt sie. Der Standort an der Duissernstraße könnte mit der zweiten noch geöffneten Gemeindebücherei von St. Gabriel auf der Gneisenaustraße in Neudorf zusammengelegt werden. „Dort hat die Leiterin Barbara Köhler einen ganz anderen Schwerpunkt aufgebaut als wir hier, die haben junge Familien im Blick, wir mehr die Älteren.“
Vor sechs Jahren wurde schon einmal über die Schließung der Bücherei an diesem Standort nachgedacht. Bis jetzt lagen die Schließungspläne auf Eis, aber „jetzt geht das wieder von vorne los.“
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- Damit sich alle, trotz der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie, angemessen von der Kirche St. Elisabeth verabschieden können, ist das Gotteshaus vom 21. Juni bis 25. Juni täglich von 16 bis 18 Uhr zum Besuch, Gebet und Abschied geöffnet. Die Tage schließen jeweils mit einem Gottesdienst um 18 Uhr.
- Die Gruppen der Gemeinde werden aufgrund der reduzierten Sitzplätze jeweils zu bestimmten Abenden besonders eingeladen, damit möglichst alle berücksichtigt werden können. Die Anmeldungen zu den Gottesdiensten laufen über das Pfarrbüro unter der Rufnummer 0203/2810424. Es stehen nur 36 Plätze zur Verfügung. Der eigentliche Abschiedsgottesdienst wird am Sonntag, den 27. Juni um 10.30 Uhr gefeiert.