Duisburg-Duissern. . Seit 89 Jahren gibt es die Pfarrbücherei St. Elisabeth in Duissern. Nun soll der Standort geschlossen werden. Es wird nach einer Lösung gesucht.
Marion Boes zieht eine Schublade des Schreibtisches auf. Dort befinden sich alphabetisch nach Namen sortiert die Ausleihen der Besucher. Mit klassischen Stempeln hält die Leiterin der Bücherei Datum des Ausleihtages fest. Vor ihr steht auch noch eine alte Schreibmaschine. „Aber die ist nur zur Dekoration da“, sagt die Ehrenamtlerin. Computer oder moderne Ausleihschalter sind in der kleinen Bücherei nicht zu finden. Auch der Katalog mit den über 10.000 vorhandenen Medien ist noch manuell. Die Uhr in der kleinen, gemütlichen Bibliothek, in der man sich um einige Jahre zurückversetzt fühlt, tickt etwas langsamer. Seit 89 Jahren bietet die Bücherei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen an, die vollgestellten Regale zu durchforschen. Trotz der jahrelangen guten Resonanz ist die Zukunft der Bücherei in Duissern ungewiss.
Spannende Bücher zum Lesen und Lernen
Der Träger, die Kirche, hat beschlossen, den Standort St. Elisabeth aufzugeben. „Ich überlege hin und her, wie wir das Problem lösen könnten und wie es weiter gehen soll. Bisher weiß ich es aber nicht“, sagt Marion Boes. So lange möchte die Leiterin aber weitermachen und neue, spannende Bücher zum Lesen und Lernen anbieten. Vom ersten Bilderbuch über spannende Krimis bis zu herzergreifenden Liebesgeschichten ist alles dabei. Auch Gesellschaftsspiele für Kinder und Hörbücher gibt es hier. Der Großteil der Bücher kann kostenlos bis zu drei Wochen ausgeliehen werden. „Damit auch Kinder und Jugendliche zu uns kommen“, betont Marion Boes, die seit knapp 40 Jahren für die Bücherei ehrenamtlich zuständig ist.
Im modernen Antiquariat, in einem weiteren Raum der Bücherei, gibt es auch Bücher und CDs, die ab einem Euro entliehen werden können. Dadurch erhoffen sich die Ehrenamtlichen eine kleine finanzielle Unterstützung. Ebenso durch Sponsoren und durch die Teilnahme an Festen und Basaren. Nur so kann weiterer, aktueller Lesestoff beim Bibliotheksservice eingekauft werden.
Marion Boes liest daher schon einige Romane, Thriller oder Sachbücher vorher, um die besten der besten Bücher für die über 400 Leser zu bestellen. „Lesen ist etwas Großartiges. Vor allem die Lese- und Sprachkompetenz wird dadurch gefördert. Das kann ich nicht am Computer lernen“, findet die Bibliothekarin. Sie bedauert, dass so wenige Jugendliche durch ihre Tür kommen.
Dabei lese sie selbst liebend gern Jugendbücher: „Die sind wirklich auch super spannend geschrieben und teilweise total abgefahren.“ Dagegen hat sie insbesondere an Donnerstagen viele kleine Bücherwürmer, die mit dem Kindergarten zusammen die Bücherei besuchen.
Bücherei kommt ohne moderne Technik aus
Moderne Technik brauchen die Leser in Duissern nicht. „Viele kommen zu uns, da sie mit modernen Ausleih-Techniken in anderen Bibliotheken nicht zurechtkommen“, betont Marion Boes. Außerdem stehen in St. Elisabeth häufig Schmöker, die in anderen Bibliotheken oft ausgeliehen oder gar nicht vorhanden seien.
Auch die persönliche Nähe zu den Menschen schätzen viele Leser an der kleinen Bücherei. „Wir kennen hier jeden mit Namen und wissen bereits, was die Leute gerne lesen.“
>>EHRENAMTLICHE GESUCHT
Die Bücherei ist sonntags von 11 bis 13 Uhr geöffnet und mittwochs von 17 bis 19 Uhr – donnerstags nur für Kitas in Absprache.
Ehrenamtler, die Marion Boes in den Bereichen Sonntagsausleihe, Betreuung des Antiquariats, Hausmeistertätigkeiten und Öffentlichkeitsarbeit unterstützen möchten, melden sich bei ihr unter 0151/250 751 21.
Bücher jeder Art werden gerne als Spenden angenommen. Ebenso sammelt der Standort in Duissern Haushaltsgegenstände oder Kleidung für das Sozialzentrum in Hochfeld.