Duisburg. Die Duisburger Deichrückverlegung in Mündelheim macht Pause: Die Planung der weiteren Bauabschnitte nimmt mindestens zwei Jahre in Anspruch.
„Ist das schön ruhig hier“, wundern sich die beiden Spaziergängerinnen, die eine Plausch-Pause mit Bauleiterin Christine Grommes einlegen, bevor sie weitermarschieren. Das wird auch noch mindestens zwei Jahre lang so bleiben. Für die Planung des dritten und vierten Bauabschnitts legen die Bauarbeiten die Deichrückverlegung im Rheinbogen bei Mündelheim eine Pause ein. „Wir versuchen es eher zu schaffen, aber wahrscheinlich werden wir erst in 2023 die Arbeiten wieder aufnehmen“, sagt die Bauingenieurin der Wirtschaftsbetriebe (WBD).
Bauarbeiten an der Dichtwand sind abgeschlossen
Am Mittwoch traf sich Grommes zur Abnahme der 1,6 Kilometer langen Dichtwand, die seit dem vergangenen Juli von der Spezialtiefbau-Firma Bauer angelegt wurde. Bis zu 20 Meter tief wird die Mischung aus Zement und dem Quellton Betonit Mündelheim vor aufsteigendem Grundwasser schützen. Durch Schlitze in der Barriere kann Wasser Richtung Rhein zurückfließen. In Silos an der B288 lagerte das Material und wurde dann über vorgebohrte Löcher eingebracht.
Warum nun die lange Pause? „Wir planen zu zweit ein Projekt mit einem Volumen von 120 Millionen Euro“, sagt Christine Grommes, „schneller geht es nicht“. Allein sieben Monate läuft die Frist für die EU-weiten Ausschreibungen der Aufträge, Leistungsverzeichnisse müssen erarbeitet und mit Planungsbüros besprochen, Gesetzesänderungen in die Planung eingearbeitet werden. Zahlreiche Abstimmungen sind notwendig mit Landwirten, die ihre Äcker nutze wollen, mit Betreibern von Strom-, Wasser- und Gas-Leitungen, die das Baufeld queren. Im Winter ruhen die Arbeiten wegen Hochwassergefahr, im Frühjahr gilt es Belange des Naturschutzes, etwa die Vogelbrut, zu berücksichtigen.
Lückenschluss am Hof Höffkes
Mit dem Bauauftakt zum dritten und vierten Bauabschnitt, er beginnt in Höhe des Sportplatzes Mündelheim, wird etwas weiter südlich auch der zweite Abschnitt abgeschlossen. Nach dem Abriss des alten Hof Höffkes – er musste bis zur Fertigstellung des Ersatz-Neubaus noch stehen bleiben – können nun die fehlenden rund 250 Meter im neuen Deich gebaut werden.
Blindgänger-Räumung wird zeitaufwendig
Die große Unbekannte bleibt die Kampfmittelsuche. Dafür wurden die Vorschriften zwar verschärft, aber bislang nicht präzisiert. Auch deshalb plant die Bauleiterin großzügig. Schichtweise soll der alte Deich abgetragen, das Material für den neuen Damm verwendet werden. „Die Bezirksregierung hat uns mitgeteilt, dass die Schichten zwischen 0,5 und zwei Metern dick sein dürfen“, erklärt Christine Grommes. Das mache keinen Unterschied für die Raupen, wohl aber für die Dauer der Kampfmittelsuche. Mehr als rund 700 Quadratmeter pro Tag können kaum untersucht werden. Als sicher gilt, dass die Zahl der Blindgänger zunimmt je näher die Arbeiten der Hüttenwerke Krupp-Mannesmann rücken.
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Parallel zur Vorbereitung für den Weiterbau des Deiches läuft die Planung für die Aufständerung der B288, die künftig über den Deich führen wird. Paradox: Zwei Spuren planen die Wirtschaftsbetriebe Duisburg, zwei weitere Straßen NRW. Die Baubehörde sieht den Ausbau der Bundesstraße zu einem weiteren Abschnitt der A524 vor, die bis über die (neu zu bauende) Uerdinger Rheinbrücke bis zur A57 führen soll. „Mit dem Bau von Brücke und Straße wollen wir in fünfeinhalb Jahren beginnen“, prognostiziert Christine Grommes.
Parken vor der Rheinbrücke kann teuer werden
Ein Ärgernis für die Bauleiterin bleiben Autobesitzer, die auf den Baustraßen parken, während sie im Rheinvorland spazieren gehen. Einfahrt- und Parkverbot-Schilder werden auch an der Fläche vor der Rheinbrücke geflissentlich ignoriert. „Das kann teuer werden“, warnt Christine Grommes vor Kontrollen des Ordnungsamtes. Gut 100 Euro werden fällig, weil es sich dabei um Parken im Landschaftsschutzgebiet handelt. Bald, so berichtet die Bauleiterin, soll die Zufahrt deshalb mit einer Schranke verschlossen werden.