Duisburg-Walsum. In der Walsumer Rheinaue leben aktuell mindestens 100 Waschbären. Besonders für Vögel ist das eine Gefahr – eine Art ist schon fast ausgerottet.

Vor gut 15 Jahren bekamen die vielen Tierarten in der Walsumer Rheinaue einen neuen Mitbewohner. Der Waschbär wanderte ein, denn wie so viele Lebewesen findet auch er in dem Naturschutzgebiet hervorragende Bedingungen vor. Doch besonders Vogelarten leiden unter der Anwesenheit des Allesfressers – zu seiner Nahrung gehören auch Jungvögel und Eier.

Um die Störche zu schützen, hat der BUND Duisburg spezielle Blechmanschetten an ihren Nistplattformen angebracht. Die machen es dem Waschbär unmöglich, an die Nester zu gelangen. Diesen Schutz hat der Steinkauz nicht: Er nistet auf Bäumen, die die Waschbären ohne Probleme erklimmen können.

Waschbären werden in der Duisburger Rheinaue bejagt

„Im Jahr 2000 gab es in der Rheinaue 17 Brutpaare, 2017 waren es nur noch zwei“, veranschaulicht Johannes Meßer vom BUND das Problem. Laut Meßer sprechen viele Indizien dafür, dass der Rückgang der Steinkäuze mit der Ankunft des Waschbären zusammenhängt: „Die Steinkäuze nisten auf Kopfbäumen, und auf Kopfbäumen finden wir auch regelmäßig Kot von Waschbären.“

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Als Erklärung für das beinahe Aussterben der Vögel in der Rheinaue kämen sonst nur besonders harte Winter infrage, in denen sie nichts zu fressen finden. „Aber wann hatten wir so einen Winter zuletzt?“, fragt Meßer. Auch andere Vogelarten, manche Enten etwa, seien in ihrem Bestand zurückgegangen. Für den Naturschützer ist die Verbindung zum Waschbären klar, zumal die Population inzwischen aus mindestens 100 Tieren bestehe.

Zahl der Insektenarten geht auch in der Rheinaue zurück

Um das Problem im Griff zu behalten, werden die Waschbären bejagt. Dafür zuständig ist der Jagdbeauftragte für die Rheinaue, der vom Energiekonzern Steag entsandt wird.

Doch der Waschbär ist nicht der einzige Grund, aus dem Tierarten in dem Naturschutzgebiet vom Aussterben bedroht sind. Das Insektensterben etwa ist ein globales Phänomen und wohl auch dem Klimawandel geschuldet – Insekten reagieren empfindlich auf Veränderungen in ihrem Lebensraum. Laut BUND sucht man viele in der Rheinaue einst häufige Arten heute vergeblich.

Umso größer war die Freude, als die Naturschützer bei ihrer jüngsten Bestandsaufnahme einen unerwarteten Fund machten: Sie entdeckten den Nachtfalter Anticlea derivata, der letztmalig 1929 am Niederrhein nachgewiesen worden war.