Duisburg-Wanheim. Wanheim hat eine Rheinpromenade und Tiger & Turtle. Allerdings gibt’s hier kaum Anwälte: Sonst wäre ein Dauerproblem gelöst, glaubt ein Insider.
Wanheim hat nicht nur eine tolle Rheinpromenade zu bieten, sondern eine Hauptattraktion der Stadt: nämlich Tiger & Turtle . Dennoch schneidet Wanheim beim Stadtteil-Check im Vergleich zu den meisten Stadtteilen im Süden schlecht ab. Woran könnte das liegen? Der Wanheimer Frank-Michael Rich glaubt: „Da steckt eine Menge Frust dahinter“. Frust über verpasste Chancen und nicht genutzte Möglichkeiten .
Frust-Faktor Nummer eins: die Bahnschranke . Gerade hat Rich wieder mal glatte 25 Minuten vor der geschlossenen Schranke gestanden, bevor er seinen Stadtteil verlassen konnte. Die Schranke sperrt Alt-Wanheim nicht nur vom Rest der Stadt ab. „Sie blockiert auch die Entwicklung des Stadtteils ganz erheblich“, so Rich.
Stadtteil-Check: Bahnschranke blockiert die Entwicklung in Wanheim
Wenn man vor Jahrzehnten eine tiefer gelegte Bahnstrecke realisiert hätte, mit einer Querung, die Fahrzeuge und Fußgänger jederzeit passieren könnten, dann hätte sich Alt-Wanheim zum attraktiven Wohngebiet entwickeln können, sagt der Mann, der in Wanheim geboren ist und noch immer dort lebt.
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Er ist als kritischer Geist bekannt, engagiert sich in der evangelischen Kirche und auch politisch, allerdings zur Zeit ohne Mandat. Im Gegensatz zu ihm nehmen andere im Stadtteil Entscheidungen der Stadt als gottgegeben hin. „Wenn in Wanheim mehr Anwälte wohnen würden, hätten wir das Problem mit der Schranke längst gelöst“, davon ist Rich überzeugt.
„Wanheim könnte ein Juwel am Rhein sein“
Doch Wanheim ist multikulti – nach seinem Empfinden gibt’s hier eine gute Mischung zwischen Alteingesessenen und Zugezogenen aus vielen Ländern der Welt.
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Der Stadtteil hat in seinen Augen einiges zu bieten: Wanheim hat eine Rheinpromenade , das können die wenigsten Stadtteile von sich behaupten. „Es könnte ein Juwel am Rhein sein. Jammerschade, dass da nicht mehr draus gemacht wird“, sagt Rich. Er vermisst eine Verbindung zum Rheinpark und eine ansprechende Gastronomie am Ufer.
Apropos Gastronomie . Die wird von den 292 Teilnehmern im Stadtteil-Check grottenschlecht beurteilt, mit 4,2. Ist die schlechte Note berechtigt? „Ja, es gibt ja eigentlich nichts mehr“, urteilt Rich. Jägerhof, Bürgertreff, alles sei weg. Dann fällt ihm doch noch der Treff 2000 ein, das Eiscafé Rialto – „Spitzenklasse“. Außerdem gibt’s noch ein paar kleine Pizzerien mit Lieferservice, aber ohne Sitzplätze für einen netten Abend.
Früher gab’s mal drei Metzgereien im Ort
Auch viele Geschäfte sind geschlossen, weshalb Einkaufen nur mit Note 3,1 bewertet wird: „Es gab mal drei Metzgereien in Wanheim und einen stadtweit bekannten Markt“, so Rich. Übrig geblieben sind fünf Stände auf dem Markt am Samstag und ein türkischer Supermarkt.
Viele ältere Bewohner fahren deshalb mit der Straßenbahn 903 bis zur Eschenstraße und kaufen dort ein. Die mangelnde Nahversorgung ist ein wesentlicher Aspekt für die Note 3,4 in puncto Senioren .
Mit dem Bus schnell in der Innenstadt
Der Nahverkehr bekommt eine Drei plus (2,8). „Mit der 903 ist man schnell in der Innenstadt, das ist gut. Aber mit dem Bus braucht man ewig nach Huckingen oder Buchholz . Und dazu muss man auch erst mal an die Ehinger Straße kommen.“ Denn Busse fahren nicht nach Alt-Wanheim rein. Wegen der Schranke könnten sie den Fahrplan niemals zuverlässig einhalten.
Die medizinische Versorgung wird mit ebenfalls mit Drei plus (2,9) benotet. In Alt-Wanheim gibt es – „zum Glück“ – noch einen Hausarzt. Wer einen Spezialisten braucht, muss zu den Fachärzten in die Nachbarstadtteile fahren.
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Die Bedingungen für Kinder (3,0) sieht Rich positiver als die Teilnehmer des Stadtteil-Checks. „Es gibt viele Kitas hier, Spielplätze , den Biegerpark, den SV Wanheim 1900, einen Kanuverein. Die Kinder- und Jugendarbeit der evangelischen Kirche funktioniert“.
Er ärgert sich über die neue Logport-Halle vor Tiger & Turtle
Freizeit (3,0): Mit Tiger & Turtle verfügt Wanheim über ein Ausflugsziel mit Strahlkraft in die ganze Region, einen echten Hingucker. Nach dem Landschaftspark ist die Achterbahn auf der Heinrich-Hildebrand-Höhe die meist besuchte Attraktion in ganz Duisburg . „Doch hier gibt es noch nicht mal ein Eis zu kaufen, echt traurig“, kritisiert Frank-Michael Rich. Also noch eine verpasste Chance . Insider aus Wanheim und Umgebung lösen das Dilemma, indem sie an einem schönem Sommerabend Decke und Picknick mitbringen.
Noch mehr als die fehlende Gastronomie ärgert Rich, dass durch die neue Logport-Halle der Blick auf Tiger & Turtle zum Teil verstellt wird. Er verbucht dies als weitere vertane Chance.
Und auch sonst ist längst nicht alles im grünen Bereich: „Der Biegerpark ist schön angelegt, aber zunehmend verwahrlost“, so Rich. Beim SV Wanheim 1900 kann man Fußball und Tischtennis spielen oder boulen. „Aber leider sind zwei Kanuclubs geschlossen und der dritte orientiert sich zunehmend nach Wedau“, bedauert der Wanheimer.
„Wir werden vom Lkw-Verkehr erdrückt“
Und mit dem Schwimmen sieht’s richtig mau aus, wie im gesamten Duisburger Süden. „Ein Schwimmbad neben dem Kraftwerk, das wär’s gewesen“, denkt Rich an eine weitere nicht genutzte Chance. „Man hätte die Abwärme und einen Blick auf den Rhein nutzen können“, sagt der Mann, der als Kind noch im Rhein geschwommen ist.
Wie in fast allen Stadtteilen wird die Arbeit der Politiker vor Ort auch in Wanheim nicht besonders hoch angesehen. Im Stadtteil-Check gab es die Note: Ausreichend minus. Einerseits findet Rich die Schelte ungerecht: „Alles, was strukturell falsch läuft, wird der Lokalpolitik angelastet.“ Andererseits hat er den Eindruck: „Es hat sich kein Politiker wirklich für Veränderungen in Wanheim eingesetzt.“ Laut Rich auch nicht beim zweitgrößten Problem nach der Bahnschranke: „Wir werden vom Lkw-Verkehr erdrückt “.