Duisburg-Buchholz. Eine Petition sammelt Unterschriften gegen Lkw-Lärm und mögliche Straßenbaubeiträge im Duisburger Süden. Was die Bürgermeisterin dazu sagt.
Der Widerstand formiert sich: Nachdem in den vergangenen Wochen und Monaten einzelne Bürger mit Beschwerden oder Zählaktionen die Aufmerksamkeit auf den Lkw-Lärm auf der Sittardsberger Allee gelenkt haben, gibt es nun eine Petition. Sie betrifft vor allem den Baustellenverkehr, der sich über die Sittardsberger Alle momentan seinen Weg zum Lärmschutzwall des Duisburger Prestigebauprojekts 6-Seen-Wedau bahnt – aber nicht nur, denn die neuen Lkw mit der Lärmschutz-Schlacke hätten das Problem zwar verstärkt, doch nicht verursacht. Auf Facebook erntet die Petition viel Zustimmung, besonders ihre drei Kernforderungen. Bezirksbürgermeisterin Beate Lieske (SPD), an sie ist die Online-Petition gerichtet, unterstützt die Forderungen der Bürger – nur in einem der drei Kernpunkte sieht sie ein Problem.
Duisburger: Mehr Kontrollen, Lkw-Verkehr halbieren, Straßensanierung nicht auf Anwohnerkosten
Die drei Kernforderungen der Petition sind simpel: Erstens soll es mehr und regelmäßige Geschwindigkeitskontrollen überall auf der Sittardsberger Allee geben, zweitens soll „mindestens die Hälfte der Lkw durch eine vorgegebene Ausweichstrecke“ um die Sittardsberger Allee herumgeführt werden. Drittens fordern die Unterzeichner eine Zusicherung, dass die Straße nach dem Ende des erhöhten Lkw-Verkehrs durch 6-Seen-Wedau nicht auf Anwohnerkosten saniert wird.
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Durch die neue Riesenbaustelle hätten sich die Probleme auf der Sittardsberger Allee nochmals verstärkt, wird in der Petition begründet. „Jeden Tag von frühmorgens bis spätnachmittags fahren unzählige Baustellenfahrzeuge über die Sittardsberger Allee. Ab 22 Uhr bis in die Nacht fahren Fahrzeuge mit unverhältnismäßiger Geschwindigkeit über die Allee“. Zur Erinnerung: Zwischen 22 und 6 Uhr herrscht auf dem größten Teil der Sittardsberger Allee Tempo 30.
Diskussion auf Facebook: Große Zustimmung, ein wenig Gegenwind
In der Facebookgruppe „Duisburg Buchholz – mittendrin“ wird die Petition beworben. Die meisten Kommentatoren freuen sich über die neue Initiative, einige zeigen aber kein Verständnis für die Lärmsorgen der Anwohner. An einer Hauptstraße in der Nähe der Autobahn müsse man mit solchem Lärm rechnen, einige Anlieger klären aber auf: Es sei in der Vergangenheit stetig lauter geworden auf der Hauptschlagader von Buchholz, der 6-Seen-Wedau-Verkehr habe den Lärm in ganz neue Sphären gehoben.
Abseits des digitalen unterfüttern Anwohner die Forderungen der Petition auch in der Realität mit Fakten. Anwohner rund um Anne Wedding zählen an drei Tagen die Lkw auf der Sittardsberger Allee, jeweils acht Stunden. „206 Baustellen-Lkw“ waren das Ergebnis am ersten Tag, das decke sich mit den 24 Lkw pro Stunde, die Bauherr Gebag prognostiziert hat. Um die erschreckenden Dimensionen – vor allem für den geplagten Straßenbelag – verständlich zu machen, rechnet Anne Wedding hoch: „24 pro Stunde, 240 pro Tag, 1200 in der Woche und 4800 pro Monat. Ich denke, das fundamentiert unsere Sorge nochmals.“
Beate Lieske: „Ausweichstrecken verlagern nur das Problem“
Die Petition, die zwei Monate vor ihrem Abschluss erst fünf Prozent der nötigen Stimmen gesammelt hat, richtet sich explizit an Bezirksbürgermeisterin Beate Lieske. Die zeigt Verständnis: „Grundsätzlich sind die Beschwerden der Anwohner auf der Sittardsberger Alle sehr berechtigt, und da wo Politik und Verwaltung kurzfristig helfen können, sollte das auf jeden Fall geschehen.“ Maßnahmen dürften nicht erst nach Fertigstellung des Lärmschutzwalls umgesetzt werden, sondern sobald wie möglich.
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Die Forderung nach mehr Geschwindigkeitskontrollen unterstützt Lieske, Stadt und Polizei müssten um mehr Kontrollstellen gebeten werden, „damit der Überraschungseffekt bei den Autofahrern noch greifen kann.“ Ausweichstrecken für Lkw hält die Politikerin hingegen bloß für eine Verlagerung des Problems. „Die zurzeit gewählte Strecke ist die kürzeste Anlieferungsstrecke. Würde man über Ausweichstrecken fahren, würden noch mehr Anlieger betroffen sein.“
Von Anwohnern werde „Akt der Solidarität“ erwartet
Am prägnantesten äußert sich Beate Lieske zu den befürchteten Straßenbaubeiträge für die Anwohner der gebeutelten Sittardsberger Allee. Es sei „ein großer Akt der Solidarität, der von den betroffenen Anwohnern erwartet und erbracht werden muss, damit das neue Quartier 6-Seen-Wedau errichtet werden kann.“ Daher dürften diese Anwohner nicht bestraft werden, „indem sie dann auch noch für die Sanierung der tatsächlich jetzt schon sichtbar mitgenommenen Straßen finanziell aufkommen sollen.“
Es käme deswegen entsprechend auf die Solidarität von Stadt und Politik an, wenn es um die Straßenbaubeiträge geht. Es gehe darum, „die Forderung der Anwohner zu unterstützen, dass sie bei den Kosten zur nachträglichen Sanierung der Straßen nicht zur Kasse gebeten werden.“
>> Hier können Sie die Petition unterschreiben
• Die Petition „Verkehrsberuhigung Sittardsberger Allee Duisburg“ kann online unterschrieben werden. Unter dem Titel der Petition ist sie auf openpetition.de zu finden.
• Am 16. Oktober gestartet läuft die Unterschriftensammlung noch zwei Monate. Stand 26. Oktober gibt es 65 Unterstützer – für das „Quorum“ fehlen noch 990 Unterschriften.
• Ein Quorum bezeichnet die Unterschriftenschwelle für jede Region (hier: Bezirk Duisburg-Süd), ab der die Petition eine Stellungnahme der zuständigen Entscheider der Region einfordern kann.