Duisburg-Hochfeld. Die Stadt Duisburg sagt, es gebe keine „Corona-Risiko-Stadtteile“. Beim Ortsbesuch in Hochfeld bedecken fast alle Marktbesucher Mund und Nase.
Samstagvormittag im Herzen von Hochfeld, auf dem Marktplatz: Im Stadtteil ist Wochenmarkt. Zwischen Händlern, die von Obst und Gemüse über Fisch bis zu Kleidung alles feilbieten, was das Herz begehrt, tummeln sich etliche hundert Menschen. Das hat jetzt, wo die zweite größere Corona-Welle Duisburg erfasst, ohnehin einen unangenehmen Beigeschmack. Im Frühsommer hatten zudem auf dem Wochenmarkt zum Ärger der Händler viele Kunden die Corona-Schutzmaßnahmen noch ignoriert, und das Infektionsgeschehen in Hochfeld war in den vergangenen Monaten immer wieder Diskussionsthema:
■ Zuletzt hatten sich bei einer Hochzeit im Stadtteil mindestens 48 Duisburger von den 120 Teilnehmern mit dem Virus angesteckt.
■ Mitte Juli war durch ein versehentlich verschicktes Schreiben des Gesundheitsamtes bekannt geworden, dass sich im Duisburger Norden und in Hochfeld nach Familien- und Glaubensfeiern größere Infektionsketten gebildet hatten.
■ Im Mai hatte die Stadt nach einem Reihentest von über 1000 Grundschülern in Hochfeld Entwarnung gegeben, lediglich fünf Tests waren positiv.
Nach einem einstündigen Besuch des Wochenmarktes am Samstag, 10. Oktober, bilanziert unser Reporter: Viele Hochfelder sind anscheinend sensibilisiert, denn mit verschwindend wenigen Ausnahmen trugen am Samstag auf dem Markt alle eine Maske – Marktbesucher und Händler gleichermaßen.
Hochfelder Markthändler: „Wollte meine Kunden nicht vergraulen“
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Die größtenteils türkischen Marktbesucher tummeln sich maskenbewehrt auf dem Platz, die Händler hinter ihren Ständen tragen ebenfalls Mund-Nasen-Bedeckungen oder Gesichtsschilde.
Einer von ihnen berichtet von der besseren „Corona-Disziplin“ am Markttag. „Die allermeisten Kunden tragen eine Maske, auch ohne, dass man sie erst bitten muss, sie auch wirklich über Mund und Nase zu ziehen“, so der Händler, der nicht namentlich genannt werden will. „Das war vor einigen Wochen noch ganz anders, da sind die Leute ganz selbstverständlich ohne Maske hergekommen. Ich habe dann auch meistens nichts gesagt, weil ich nicht wollte, dass die zu einem anderen Stand gehen.“
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Die Marktbesucher tragen ihren Mund-Nasen-Schutz am Samstag jedenfalls schon, bevor sie den Marktplatz betreten.
„Mittlerweile merke ich gar nicht mehr, dass ich das Ding trage, das ist ein Reflex geworden“, sagt Ibrahim, der auch sich selbst schützen möchte. „Und außerdem habe ich gemerkt, wie sehr ich es vermisst habe, unter Leute zu gehen. Und damit wir uns jetzt nicht den zweiten Lockdown einfangen, sollten wir alle die Masken tragen, gerade bei solchen Ereignissen wie dem Wochenmarkt.“
Stadt Duisburg: Von Risiko-Stadtteilen zu sprechen, ist falsch
In der Stunde, die wir am Samstagvormittag auf dem Hochfelder Markt verbringen, ist das Ordnungsamt nicht vor Ort. Allerdings würden generell „verstärkte Streifgänge des SAD (städtischer Außendienst des Ordnungsamts) auf stark besuchten Wochenmärkten in den verschiedenen Stadtteilen durchgeführt“, sagt Stadtsprecherin Anja Kopka auf Nachfrage der Redaktion.
Genauso werden auch private Veranstaltungen in öffentlichen Räumen bei Verdachtsfällen oder Beschwerden vom Ordnungsamt kontrolliert – und bei Verstößen mit „ordnungsbehördlichen Maßnahmen“ bedacht.
Von „Risiko-Stadtteilen“ zu sprechen, erklärt Kopka, sei „in Anbetracht des extrem wechselhaften Infektionsgeschehens falsch“. Die sublokalen Inzidenzwerte in den Stadtteilen hingen beispielsweise sehr von der Stadtteilgröße ab, „was beispielsweise bei kleinen Stadtteilen dazu führt, dass bereits vier Infizierte eine Inzidenz von über 50 bewirken“.
Außerdem könne ein Stadtteil, der an einem Tag eine hohe Inzidenz hat, diese bereits am nächsten Tag verlieren, „wenn entsprechend viele Fälle aus der Statistik herausfallen“, so Kopka. Wegen dieser „extrem volatilen stadtteilbezogenen Inzidenz“ erneuert die Stadt ihren Appell an die Duisburger, „die entsprechenden Hygiene- und Abstandsregelungen in allen Stadtteilen gleichermaßen zu befolgen. Nur so können wir das Virus in Schach halten.“
>> Wochenmarkt: „Non-Food“ wieder erlaubt, Sicherheitsabstand zwischen den Ständen
• Seit dem 20. April dürfen auf Wochenmärkten wieder „Non-Food“-Händler ihre Zelte aufschlagen, etwa Anbieter von Textilien oder Haushaltswaren.
• Trotzdem gelten weiter besondere Schutzmaßnahmen. Dazu gehören auch Hygieneabstände zwischen den Ständen, wie der Duisburger Wochenmarkt-Anbieter „Duisburg Kontor“ auf seiner Internetseite erklärt.
• Sollten auf einem Markt gastronomische Angebote vorhanden sein, darf die Ware nicht vor Ort verzehrt werden. Fragen zu den Wochenmärkten beantwortet Duisburg Kontor unter 0203 3052524.