Duisburg. Die Corona-Schutzmaßnahmen werden auf dem Wochenmarkt in Duisburg-Hochfeld von vielen Kunden ignoriert – zum Ärger der Händler. Ein Ortsbesuch.
Verstöße gegen Kontaktverbote, vermehrt positiv getestete Corona-Fälle, Tests an über 1000 Schülern - der Duisburger Stadtteil Hochfeld ist im Kampf um die Ausbreitung der Pandemie im Fokus von Politik und Verwaltung. Hat das Einfluss auf die Bürger dort? Ein Ortsbesuch auf dem Wochenmarkt.
In den Auslagen der Marktstände liegen frische Tomate und bündelweise Kräuter. Händler bewerben lautstark zuckersüße Melonen. Auf dem Hochfelder Marktplatz herrscht am Samstagmorgen rund um die Stände ein reges Treiben. Obwohl viele mit großem Abstand zueinander aufgebaut sind, hindert das die Marktbesucher nicht daran, sich teils dicht an dicht um Obst, Gemüse, Haushaltswaren und Kleidung zu drängen.
Auf dem Hochfelder Markt halten Kunden erforderlichen Abstand oft nicht ein
Die meisten Kunden tragen einen Mund-Nase-Schutz, es sind aber immer wieder Menschen zu sehen, die ohne Schutz auf dem Marktplatz herumschlendern oder diesen unter Kinn oder Nase tragen. Auch geordnete Schlangen und Markierungen auf dem Boden sind am Samstag auf dem Hochfelder Wochenmarkt nicht zu sehen.
An einem Tisch mit Kleidung wühlen etwa sieben Menschen dicht nebeneinander in Kisten. Die Hälfte der Händler hat Gemüsekisten und Flatterband vor ihren Ständen platziert, um den Ansturm zu regeln. Mal sind diese so aufgebaut, dass die Kunden nur einzeln an die Ware kommen, mal als Einbahnstraßensysteme.
Eine Einbahnstraße ist auch vor „Hakan`s Obst- und Gemüsestand“ eingerichtet. „So achten wir darauf, dass nur zwei Kunden gleichzeitig an unserem Stand sind“, sagt der 40-jährige Händler. Dennoch würden die Leute diese Regel oft nicht befolgen und den Abstand nicht einhalten.
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Auf den Märkten in Wanheimerort und Bergheim – auf denen er seine Waren auch anbietet - sei dies einfacher. Während er dort auch schon das Ordnungsamt gesehen habe, sei dies in Hochfeld nicht der Fall. Doch auch sein Mund-Nasen-Schutz hängt unterhalb der Nase.
Sicherheitsmann: „Die letzten drei Male war das Ordnungsamt nicht hier“
Vor einem Stand mit Spielzeugwaren, dreht gerade Igor Müller – mit einer gelben Weste und Mundschutz – seine Runde. „Im Großen und Ganzen läuft es hier“, sagt Müller, der seit zwei Wochen im Auftrag einer Sicherheitsfirma für Ordnung auf dem Markt sorgen soll.
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Seine Aufgabe sei es aber nicht, die Einhaltung der Hygieneregeln zu kontrollieren, sondern einzugreifen, wenn es zu Streit komme. „Ich finde, dass die Maskenpflicht hier strenger kontrolliert werden müsste; genauso wie der Abstand an den Ständen.“ Der Sicherheitsmann beobachte immer wieder, dass Menschen die Masken abnehmen, um zu rauchen oder gekaufte Ware zu verzehren. Als hätte sie es gehört, nimmt eine Frau ihren Schutz ab und isst eine Apfelsine.
Das Ordnungsamt kontrolliere hier nicht, sagt Müller. „Bei den letzten drei Marktterminen war es definitiv nicht hier“, sagt er. Dabei ist er sicher, dass es Verstöße gebe. Auch bei Verkäufern, deren Schutzmasken unter dem Kinn hängen und die sich über die Auslage zu den Kunden beugen.
Andere Händler versuchen verzweifelt, für Abstand der Kunden zu sorgen. An einem Obst und Gemüsestand schreit ein Händler „Bitte Abstand halten“. Doch die lautstarke Bitte scheinen die Kunden - die trotz Flatterband und Kisten dicht gedrängt um das ausgelegte Obst und Gemüse stehen – nicht zu verstehen und reagieren nur zögerlich. Später steht der Verkäufer auf der Kundenseite und versucht, für Ordnung zu sorgen.
Einige Händler patrouillieren auf dem Markt, um für Einhaltung der Regeln zu sorgen
Auch schräg gegenüber - an einem Stand mit Töpfen, Pfannen und weiteren Küchenutensilien – hat sich ein Verkäufer vor seinem Stand positioniert und versucht, die dicht gedrängt stehenden Kunden auseinanderzubekommen. Schließlich greift er sogar ein und schiebt sie auseinander. Ein Mann in orangefarbener Weste berichtet, dass das Verhalten der Kunden dazu geführt habe, dass einige Händler versuchen, selbst Abhilfe zu schaffen. Deshalb gehe er gerade eine Runde über den Markt, obwohl er selbst einen Obststand betreibe.
Abstand halten
Der Wochenmarkt in Hochfeld findet mittwochs und samstags von 8 bis 13 Uhr statt. Zwischen der Saarbrücker Straße und der Fröbelstraße werden unter anderem Obst, Gemüse, Fisch, Kleidung, aber auch Snacks angeboten.
Nach der Corona-Verordnung NRW vom 8. Mai sind Kunden und Händler auf Wochenmärkten verpflichtet, Mund-Nase-Bedeckungen zu tragen und einen Abstand von anderthalb Metern einzuhalten.
„Aber die Kunden halten sich hier einfach nicht an die Regeln“, sagt der 47-jährige Rheinhausener. Deshalb hätte er sich mit Kollegen zusammengetan und vereinbart, abwechselnd über den Markt zu gehen und so den Kunden, aber auch Verkäufern zu signalisieren, dass auf die Regeln geachtet werde. Das sei auch in seinem Interesse. „So wie es momentan läuft, geht das gar nicht und wenn das so bleibt, wird der Markt geschlossen und ich kann meine Ware nicht mehr verkaufen“, so der Händler, der seit 20 Jahren in Hochfeld steht.
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Deshalb wünscht sich der Händler gezielte Kontrollen durch das Ordnungsamt der Stadt Duisburg: „Die Behörden sollten hier kontrollieren und Händler und Kunden bestrafen, die sich nicht an die Regeln halten“. Die gewünschte Unterstützung scheint aber absehbar. „Der Marktleiter hat uns Händlern angekündigt, dass nächste Woche das Ordnungsamt vorbeikommt“, sagt der Händler.