Duisburg. In Duisburgs Verkehrsplanung soll die Osttangente keine Rolle mehr spielen. Das sind die Gründe für den Ausstieg aus der umstrittenen Trasse.

Der Weiterbau der linksrheinischen Osttangente zwischen der Brücke der Solidarität und der A40-Rheinbrücke steht vor dem Aus: Der Rat soll am 12. Juni ein Konzept der Stadtplaner zur „Strategischen Verkehrsentwicklung in der nächsten Dekade“ beschließen. „Das Projekt Osttangente, 2. Bauabschnitt, wird unter den gegebenen Rahmenbedingungen nicht weiter verfolgt“, heißt es im Beschlussvorschlag.

Stattdessen soll die „Logistik-Diagonale“ zwischen A 57, Logport 1 (Rheinhausen) und dem Ruhrorter Hafen ausgebaut, der Verkehrsknoten Marientor umgebaut und durch eine neue Lkw-Rampe zur A40 entlastet werden.

Duisburgs umstrittenstes Verkehrsprojekt scheitert schon an der Finanzierung

Das umstrittenste Verkehrsprojekt in Duisburg in Jahrzehnten scheitert schon an der Finanzierung, erläutern die Stadtplaner. Der Rat hatte vor einem Jahr zwei Millionen Euro für eine „vertiefende Prüfung“ einer Machbarkeitsstudie freigegeben, die der Trasse die Realisierbarkeit bescheinigt hatte.

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Der Bau werde mindestens 25 bis 30 Millionen Euro, mit Tunneln und Überdeckungen bis zu 70 Millionen Euro kosten, ergab die Berechnung. Förderfähig sei das Projekt weder aus Mitteln für den kommunalen Straßenbau noch solchen der Wirtschaftsförderung, ließ das Land wissen. Die vorherige, CDU/FDP-geführte Landesregierung hatte noch eine Förderung in Aussicht gestellt.

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Die Gaterwegbrücke soll an die L 473n Richtung A57 angebunden werden.
Die Gaterwegbrücke soll an die L 473n Richtung A57 angebunden werden. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Martin Linne: Müssen Schlusspunkt setzen, um weiterzukommen

Mögliche weitere Umweltschutz- und Hochwasserschutz-rechtliche Fallstricke für die umstrittene Lkw-Straße seien daraufhin nicht mehr betrachtet worden, erklärt Planungsdezernent Martin Linne: „Irgendwann muss man einen Schlusspunkt setzen, wenn wir vorwärts kommen wollen.“

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Außerdem, so heißt es in der Vorlage, sei schon die Prognose für die Entlastung für Rheinhausen durch die Osttangente „deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben“. Auch verheiße die Trasse wegen erwartbarer Klagen gegen die Planung keine schnelle Entlastung: „Die ersten Möglichkeiten für eine endgültige Planung, Ausschreibung und Vergabe dürften sich erst Anfang bis Mitte der 2030er Jahre eröffnen.“

Die Lebenszeit der Stahlbrücke am Marientor endet 2031. Deshalb soll nun mit Hochdruck der Neubau des zentralen innerstädtischen Verkehrsknotens geplant werden.
Die Lebenszeit der Stahlbrücke am Marientor endet 2031. Deshalb soll nun mit Hochdruck der Neubau des zentralen innerstädtischen Verkehrsknotens geplant werden. © WAZ FotoPool | Stephan Eickershoff

Höchste Priorität für Neubau von Gaterwegbrücke und Marientor

„Mit absoluter Priorität“ soll sich die Entwicklung der Verkehrsinfrastruktur stattdessen auf den Ausbau der Diagonale zwischen A57 und A59 fokussieren, die bereits vor zehn Jahren in der Stadtentwicklungsstrategie „Duisburg 2027“ als Mittel der Wahl zur Entlastung der Wohngebiete beschrieben wurde.

Höchste Bedeutung hat dabei die Neubau-Planung der Gaterwegbrücke (ab circa 2035), die dann möglichst direkt an die L 473n Richtung A57 angebunden werden soll. Die aktuell laufende Sanierung verschafft der Brücke eine Rest-Standzeit von zwölf Jahren.

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Auf „Priorität 2“ setzen die Stadtplaner den Neubau des Marientors – die Lebensdauer der jüngst reparierten Stahlbrücke endet 2031. „Ersatzbauten ohne funktionale Optimierungen reichen hier nicht mehr aus“, heißt es. Der Plan: Schwerlastverkehr und innerstädtischer Verkehr sollen künftig getrennt werden. Eine neue Brücke soll von der Werthauser Straße/Walzenstraße über den Außenhafen zur A 40 führen – dort bietet der achtspurige Ausbau bis zum Kreuz Kaiserberg die Möglichkeit, die Brücke anzuschließen.

Stadt und Autobahngesellschaft streiten noch über A 59-Neubau

Der weitere Ausbau ist bereits im Gange oder abgeschlossen: Karl-Lehr-Brückenzug und Kaßlerfelder Kreisel sind im Bau, die Umgehungsstraße Meiderich zur A 59 bereits fertig. Dort steht ab 2025 der Neubau der Berliner Brücke an – ungewiss ist noch die Neugestaltung des Abschnitts zwischen Meiderich und Marxloh. Hier kämpfen Stadt, Politik und Bürger noch für einen Neubau in Troglage (wir berichteten).

>>HAFEN: EINVERSTANDEN MIT DER STRATEGIE DER STADTPLANUNG

  • Die Hafengesellschaft hatte sich bislang für den Weiterbau der Osttangente eingesetzt. Unter ihrer Regie war seitens der Duisburger Infrastrukturgesellschaft die Machbarkeitsstudie erstellt worden.
  • Die Abstimmung mit Duisport habe aber nun ergeben, dass „eine Fokussierung auf die Logistik-Diagonale sinnvoller erscheint“, heißt es nun in der Vorlage für die Politik.
  • Auch für die geplante Neuordnung der Verkehrsführung am Marientor habe die Duisburger Hafen AG „bereits ihre Kooperationsbereitschaft signalisiert“.