Duisburg-Walsum. Immer wieder gibt es Klagen: Seit der neue Kraftwerkblock 10 in Duisburg-Walsum in Betrieb ist, soll die Luft wesentlich schlechter geworden sein. Zudem gebe es viel schwarzen, körnigen Dreck. Steag stellt klar: Die Anlage arbeite sauber, die Probleme kämen nicht vom Kraftwerk.

Das Gerücht hält sich hartnäckig: Seit der neue Kraftwerkblock in Betrieb ist, regne es schwarz-schmierigen Staub im Duisburger Norden, hört man häufiger. Wolfgang Konrad, Umwelt-Experte der Betreibergesellschaft Steag, kann die Vorwürfe nicht mehr hören: „Völliger Unsinn“, stellt er bei einem Rundgang am Montag im Kraftwerk klar.

Die zwei Worte sind nicht einfach so dahingesagt: Konrad hält einen Ausdruck der aktuellen Emissionswerte in der Hand, und auch einen mit den Aufzeichnungen der vergangenen vier Wochen. „Im Durchschnitt“, sagt er nicht ohne Stolz, „kommt aus dem Kühlturm des neues Kraftwerkblocks gerade mal ein Drittel dessen, was in die Luft gehen dürfte.“

Selbst, wenn die Anlage nach einer Abschaltung wie in der Nacht von Sonntag auf Montag wieder angefahren werde, würden gerade mal die erlaubten Obergrenzen erreicht, sagt der Fachmann und legt die Messkurve vor. Die liegen im Tagesmittelwert bei 20 Milligramm pro Kubikmeter Luft. Über Wochen hinweg liegen sie aber nun schon bei gerade mal etwa 7 bis 7,5 Milligramm.

Schwarzer, körniger Dreck

Und doch hat es in den vergangenen Monaten immer wieder schwarzen, körnigen Dreck im Ortsteil gegeben. Zum Beispiel auf Fensterbänken. Konrad kennt das Problem, hat sich den Staub auch angesehen – und sich seine Gedanken gemacht. Dabei ist ihm aufgefallen, dass der Wind in jüngster Zeit häufig aus südlichen Richtungen kam. Er will niemandem die Schuld in die Schuhe schieben. Aber: Dort ist bekanntlich die Schwerindustrie zu Hause. Immer wieder gibt es in der Nachbarschaft, etwa in Schwelgern und Marxloh ähnliche Staubniederschläge. Freilich nur, wenn der Wind aus Westen weht – wir berichteten mehrfach.

Vom Kraftwerk jedenfalls, so Konrad, stamme der Dreck definitiv nicht. Die Anlage laufe tadellos – am Montag übrigens mit 725 Megawatt im Volllastbetrieb – und werde über eine kontinuierliche Messung überwacht.

Dunkle Wolken überm Kühlturm

Dass gelegentlich dunkle Wolken über dem Kühlturm hängen, beziehungsweise aus ihm herauszuquellen scheinen, hänge mit dem Licht zusammen. Je nach Sonnenstand sieht der Dampf mal weiß, mal hellgrau, mal fast anthrazitfarben aus.

Alle Messdaten laufen zunächst ins rund um die Uhr besetzte Kontrollzentrum auf dem Kraftwerksgelände und von dort über eine Datenleitung ohne zeitliche Verzögerung zur Aufsichtsbehörde, der Bezirksregierung in Düsseldorf. Die könne also jederzeit die geringsten Schwankungen feststellen. Außerdem kommt der TÜV in vorgeschriebenen Abständen und zieht eigene Abgasproben.

Verschiedene Abgasbestandteile werden gemessen

Gemessen werden Staub, Schwefel- und Stickstoff-Dioxid, Kohlenmonoxid und Quecksilber. Alle Stoffe gelangen über die Steinkohlenverbrennung ins Rauchgas, das allerdings über verschiedene Filter gereinigt wird, bevor es über ein Rohr mit etwa vier Metern Durchmesser in den 181 Meter hohen Kühlturm geblasen und an die Umwelt abgegeben wird.

Und selbst das Kühlwasser, das aus dem Rhein stammt, wird nicht ungereinigt verwendet: Es muss, damit die Anlage störungsfrei läuft, ebenfalls zunächst aufwendig gereinigt werden.

Kraftwerkblock 10 nicht ständig in Betrieb

Der neue Kraftwerkblock 10 ist nicht ständig in Betrieb. Am vergangenen Wochenende etwa wurde er abgestellt, da die Stromanforderungen zu gering waren.

Das Herunterfahren
geht in kleinen Schritten vonstatten, dauert aber nur wenige Stunden. Bei einem Kaltstart dauert es dagegen rund zwölf Stunden, bis der Strom wieder voll fließt.