Duisburg. Das riesige RWE-Kraftwerk in Duisburg geht in die Hände der HKM. Die beiden ohnehin bereits auf dem HKM-Werksgelände angesiedelten Kraftwerkblöcke sollen den Konzern sicher durch die Energiewende bringen. Dadurch, dass der Strom aus eigener Hand produziert wird, fallen nämlich keine EEG-Abgaben an.

Die Hüttenwerke Krupp-Mannesmann kaufen vom Essener Stromriesen RWE für 100 Mio Euro dessen Kraftwerk auf dem HKM-Werksgelände. Ein Grund für die Investition ist die Unsicherheit über künftige Belastungen in Folge der Energiewende.

Der Verkauf ist auf den 31. Dezember 2013, 0.00 Uhr, datiert. Aber RWE wird das Kraftwerk bis mindestens Ende 2024 weiter betreiben, die 70 Kraftwerksmitarbeiter in Huckingen brauchen nicht um ihre Arbeitsplätze zu bangen. Dem Kraftwerksverkauf müssen die Aufsichtsräte von RWE noch zustimmen. Die Gesellschafter von HKM haben bereits grünes Licht gegeben.

Genug Strom übrig, um Köln zu versorgen

Die beiden Kraftwerksblöcke mit je 320 Megawatt Leistung wurden in den Jahren 1975 und 1976 in Betrieb genommen und in den letzten Jahren noch einmal gründlich modernisiert, wobei auch der Wirkungsgrad beträchtlich verbessert wurde. Grundlage des Betriebs war ein Lohnverstromungsvertrag, dass heißt: HKM stellte das Gas bereit, bezahlte die Stromerzeugung und nahm den Strom ab. Auch größere Reparaturen musste das Stahlunternehmen bezahlen.

HKM-Kunden sind die Gesellschafter

Eine Kooperationsvereinbarung zwischen der Mannesmannröhren-Werke AG und der Krupp-Stahl AG mit je 50-prozentiger Beteiligung wurde 1990 geschlossen. Daraus entstand die gemeinsame Gesellschaft Hüttenwerke Krupp Mannesmann. Vorausgegangen war der Stilllegungsbeschluss für das Krupp-Hüttenwerk auf der gegenüberliegenden Rheinseite in Rheinhausen.

Aktuelle Gesellschafter bei HKM sind Thyssen-Krupp Steel Europe AG (50 %), Salzgitter Mannesmann GmbH (30 %) und Vallourec & Mannesmann Tubes S.A.S (20 %).

HKM beliefert ausschließlich die eigenen Gesellschafter mit Vormaterial für deren Weiterverarbeitung. Und bald auch mit Koks und Strom.

Gas fällt in Hüttenwerken in gigantischen Mengen an: 900.000 Kubikmeter Gichtgas (vom Hochofenprozess) und 140.000 Kubikmeter Kokereigas sind’s bei HKM – und zwar stündlich. Zum Vergleich: Der Oberhausener Gasometer fasste in aktiven Zeiten 350.000 Kubikmeter. 40 Prozent des Huckinger Stroms braucht HKM selbst. Übrig bleibt eine Menge, die ausreichen würde für die Versorgung der Millionenstadt Köln.

„Eine gelungene Sache“

Die riesigen Gasmengen, die verarbeitet werden müssen, sind ein Argument für den Kauf des Gaskraftwerkes durch HKM. Eine „tolle Abrundung des Standortes“ sieht HKM-Chef Dr. Rolf Höffken in dem Erwerb. Zudem sichere man der Hütte im Süden der Stadt mit der Kraftwerks-Übernahmen den Status eines Eigenstromerzeugers im Zusammenhang mit dem Erneuerbare Energien-Gesetz (EEG). Falle dieser Status, etwa durch durch eine Gesetzesänderung, weg, drohten HKM laut Höffken jährliche Belastungen von 62 Mio Euro, rund 20.000 Euro pro HKM-Arbeitsplatz.

Auch für die Gesellschafter der Hüttenwerke Krupp-Mannesmann könnte die Übernahme des Kraftwerkes von Vorteil sein. Denn mit dem Stromüberschuss könnten die Standorte der Tochterunternehmen von Salzgitter und Vallourec in Mülheim und Düsseldorf ebenso versorgt werden wie Thyssen-Krupp Süd in Hüttenheim – wegen des Eigenerzeugerprivilegs ebenfalls frei von EEG-Abgaben. Höffkens Fazit zum Kauf: „Eine gelungene Sache.“