Duisburg. Betriebe in Duisburg stoßen zu viel Nickel aus. Auf vielen Quadratkilometern rieselt das giftige Schwermetall in großen Mengen zu Boden. Einschränken lässt sich der Ausstoß kaum, da die gesetzlichen Spielräume groß sind. Doch einen Anlass zur Beunruhigung geben die hohen Werte laut Experten nicht.
Meiderich und Beeck haben ein Nickel-Problem. Auf zig Quadratkilometern rieselt zu viel von dem Schwermetall im Staub zu Boden, das auf der Haut Allergien auslösen kann und im Körper Krebs, Nierenschäden oder Schäden an Ungeborenen. Aber im Boden selbst ist es noch nicht so stark angereichert, dass die Behörden einschreiten müssten. Auch haben sie kaum eine Handhabe, den Nickelausstoß von Betrieben einzuschränken. Die gesetzlichen Spielräume sind groß.
15 Millionstel Gramm Nickel je Quadratmeter Fläche darf im Jahresdurchschnitt täglich niedergehen. Einzelne Messstellen bringen es auf ein Vielfaches: bis zu 173 Millionstel im Norden des Geländes von Arcelor-Mittal, bis zu 293 Millionstel am Thyssen-Kraftwerk in Laar und bis zu 331 an der Sympher Straße im Hafen. „Wir haben halt eine Vielzahl von schrottverarbeitenden Betrieben oder von Verladestellen für Zuschlagstoffe für die Stahlindustrie und natürlich die Stahlindustrie selbst“, sagt Uwe Mans, der Leiter der Unteren Immissionsschutzbehörde bei der Stadt. Er und seine Mitarbeiter führen die Aufsicht über die schrottverarbeitenden und die Umschlagbetriebe.
Die Vielzahl der Verursacher
Erst wenn 200 Jahre lang auf zuvor unbelasteten Boden Jahr für Jahr diese 15 Millionstel Gramm pro Tag niedergingen, wären schädliche Umwelteinwirkungen, aber noch keine Gesundheitsgefährdung, zu befürchten, schmutzige Fenster etwa.
Trotz der teils extrem hohen Werte gibt der Nickelgehalt im Boden selbst folglich noch keinen Anlass zur Beunruhigung. 70 Tausendstel Gramm je Kilo Erdreich auf Spielplätzen sind nirgendwo überschritten, auch nicht 350 Tausendstel in Park- und Freizeitanlagen. Obwohl Nickel erst gefährlich wird, wenn es in den Körper gelangt, sagt Mans, „für Äcker und Nutzflächen gibt es gar keinen Prüfwert“, ab dem die Behörden genauer hinschauen müssten. Zum Handeln wären sie gezwungen, wenn der so genannte Maßnahmenwert überschritten wäre: 100 Tausendstel Gramm auf Spielplätzen, aber erst 1900 bei Grünland.
„Duisburgs Problem ist die Vielzahl der Verursacher“, sagt Uwe Mans. „Wenn sie gutachterlich nachweisen können, dass die von einem neuen Betrieb oder einer Erweiterung ausgehende zusätzliche Belastung weniger als fünf Prozent dieser 15 Millionstel Gramm beträgt, müssen wir genehmigen.“ Im Extremfall müssten zehn solch kleiner Betriebe genehmigt werden, während man einem einzelnen Verursacher, der zusammengenommen diese Nickelbelastung erbringt, den Betrieb verweigern könnte. Folglich bleibe bei vielen Betrieben oder Erweiterungen nur, an den guten Willen des Unternehmers zu appelllieren, die fünf Prozent möglichst weit zu unterschreiten.