Duisburg-Hamborn. . Der Duisburger Ralf Letzner weinte vor Glück. Der Vorstand des Kleingartenvereins Alte Buche wollte ihn aus der Kleingartenanlage werfen. Das Hamborner Amtsgericht erklärte nun die Kündigung wegen eines Formfehlers für unwirksam und Letzner darf seine Scholle in der Anlage doch behalten.
Die Vertreibung des Rebellen aus dem Gartenparadies ist vom Tisch. Der Vorstand des Kleingartenvereins Alte Buche an der Sterkrader Straße 123 muss weiterhin mit Mitglied Ralf Letzner leben. Vor dem Hamborner Amtsgericht bekam Letzner Recht. Er hatte gegen seine Kündigung durch den Vorstand geklagt.
Wann der Keim für den Streit gelegt wurde, über den wir berichteten, weiß keiner mehr so genau. Es ging über Jahre um Bäume an Grundstücksgrenzen, Unkrautbeseitigungs-Methoden und die vorgeschriebene Höhe von Buschwerk.
Letzner will sich diese Dinge nicht vorschreiben lassen, der Vorstand, vertreten durch Kurt Retzlaff und Robert Degen, will eine einheitliche Anlage. „Bauerngarten“ nennt Letzner sein Reich, „Müllhalde“ sagen seine Gegner.
Die Richterin begab sich nicht in den Dschungel gegenseitiger Anschuldigungen, sondern beschränkte sich auf das Formale. In einem Schreiben hatte der Vorstand Letzner eine Frist gesetzt, um die festgestellten Mängel auf seiner Parzelle zu beseitigen.
Schriftliche Kündigung erging vor Fristablauf
Die schriftliche Kündigung schickten die eifrigen Herren allerdings schon mindestens einen Tag, bevor die von ihnen selbst gesetzte Frist abgelaufen war. „Ich kann nicht sehen, dass es zu einer Anhörung gekommen ist“, bemängelte die Richterin außerdem. Letzner hätte ihrer Meinung nach Gelegenheit bekommen müssen, sich zu äußern. Sie erklärte die Kündigung des Pachtverhältnisses für unwirksam.
„Wollen sie denn tatsächlich in der Anlage bleiben?“, fragte sie Letzner, „ich kann mir vorstellen, dass das Verhältnis nicht das beste ist“. Der hängt an seinem Garten und will nicht weichen. Nun muss er vor der Urteilsverkündung am Dienstag, dem 6. November, um 9 Uhr 15, noch einmal mit seinem Anwalt über eine friedliche Lösung beraten.
Retzlaff und Degen waren nach ihrer Niederlage verständlicherweise nicht zu einem Kommentar bereit. Ein Vereinsmitglied, dass nicht namentlich genannt werden möchte, fand: „Es wäre ein Zeichen von Charakter, wenn Letzner jetzt freiwillig gehen würde“.
Der aber zeigt seinen Charakter indem er bleibt. Nicht, dass das so einfach wäre. Vom Lachen des Siegers ist er weit entfernt. Stattdessen laufen dem Mann, der von sich sagt, er habe ein dickes Fell, unaufhaltsame Tränen über das Gesicht. „Das Urteil ist der erste Schritt in die richtige Richtung“, meint er aber. Den hohen Freizeitwert seines Gartens wolle er sich und seiner Familie auf alle Fälle erhalten.