Duisburg-Hamborn. . Städtische Bedienstete kontrollieren zu vorgerückter Stunde auf dem Hamborner Altmarkt. Dort gilt seit Jahren nachts Halteverbot. Aber: Niemand kontrollierte das. Nun wundern sich etliche Anwohner. Denn mittlerweile werden dort auch mitten in der Nacht Knöllchen verteilt.
„Eine schöne neue Einnahmequelle hat sich die Stadt da erschlossen“, ist sich so mancher in Alt-Hamborn sicher. Gemeint ist: Einnahmen durch „Knöllchen“, die mitten in der Nacht geschrieben werden. Und zwar im Herzen von Hamborn, genauer gesagt: Auf dem Altmarkt. Denn dort herrscht von 21 bis sechs Uhr in der Früh absolutes Halteverbot. Wer seinen Wagen in den zurückliegenden sechs bis acht Wochen trotzdem dort „übernachten“ ließ, rieb sich am nächsten Morgen so manches Mal verwundert die Augen, weil ein Zettel unter dem Scheibenwischer klemmte.
Dass man dort nachts nicht parken darf, ist nichts Neues. Neu ist nur, dass Knöllchen geschrieben werden. Eingeführt wurde das Nachtparkverbot, erinnert sich Hans-Joachim Krings-Grimm vom Werbering, weil sich auf dem Platz früher zu vorgerückter Stunde gerne Jugendliche und junge Erwachsene getroffen hätten, die nicht gerade leise waren. Musik dröhnte aus offenen Autofenstern über den Platz, Motoren heulten auf – an Nachtruhe war insbesondere in den wärmeren Monaten oft nicht zu denken. Deshalb habe die Stadt das nächtliche Abstellen von Fahrzeugen grundsätzlich untersagt, um die Auto-, Moped- und Musikfreunde verbannen zu können, erinnert sich Krings-Grimm.
Mit 15 Euro sind Parksünder dabei
Von einer Bewirtschaftung hatte die Stadt auf Drängen der Kaufleute abgesehen, als das Centro Oberhausen vor knapp 16 Jahren eröffnet wurde. Die Hamborner befürchteten, dass ihre Kunden dorthin abwandern könnten, wenn man in ihrem Ortsteil nicht mehr kostenfrei und unbegrenzt parken könnte. Bei dieser Regelung blieb es. Seitdem darf der Platz ganztägig von sechs bis 21 Uhr zum Abstellen von Fahrzeugen genutzt werden, außer an den Markttagen. Dann ist die Fläche von 6 bis 15 Uhr ausschließlich für die Marktbeschicker reserviert und den anschließenden Reinigungsdienst.
Den Anliegern, die jetzt zu Hauf 15-Euro-Knöllchen erhielten, ist bewusst, dass sie dort ihre Fahrzeuge illegal abgestellt hatten. Aber die Stadt ließ sie gewähren – Verwarnung gab es praktisch nie. „Ich wohne seit dreißig Jahren am Altmarkt“, sagt der 65-jährige Eberhardt Upelmann. „Aber einen Zettel hatte ich noch nie am Auto. Bis vor ein paar Monaten.“ 15 Euro sollte er berappen, aber er zog vors Gericht – und musste, wie er erzählt, nicht zahlen.
Mehr Lärmbelästigung
Upelmann ist sich sicher, dass sich bei der Stadt nur einer der Kontrolleure einen Orden verdienen wolle. Anders kann er sich nicht erklären, warum mitunter weit nach Mitternacht noch ein Streifendienst die Runde über den dann friedlichen Marktplatz dreht, und bis zu knapp 50 Autos auf einen Schlag aufschreibt. In mindestens einem Fall soll die „Knolle“ zwischen zwei und drei Uhr nachts ausgestellt worden sein. Ein anderer Anwohner erzählt von einem Zettel, der kurz vor Mitternacht hinter den Scheibenwischer geschoben worden sei.
„Die Folge des Aufschreibens ist, dass der Platz jetzt nachts wieder komplett frei ist“, sagt Eberhardt Upelmann. Hans-Joachim Krings-Grimm, der selbst auch schon zahlen musste, bestätigt das. Beide haben aber auch festgestellt, dass nun die Lärmbelästigungen durch junge Auto- und Mopedfahrer wieder zunehmen. „Weil der Platz je herrlich leer ist und zum Gasgeben einlädt.“ Die Stadt will wegen des nächtlichen Lärms weiter kontrollieren.