Duisburg. . Thyssen Krupp hat im Stahlwerk Duisburg-Bruckhausen eine neue Filteranlage installiert, die die Feinstaub-Belastung deutlich senken soll. Der Ausstoß reduziert sich um 1,23 Tonnen täglich. Die Hintergrundbelastung aus anderen Quellen mit hoher Emission vor dem Werkstor reduziert dies aber nicht.

Die Feinstaub-Belastung, die vom Bruckhausener Stahlwerk ausgeht, ist deutlich gesunken: Der neue Filter, der die unsichtbaren Stäube der Sinteranlage herauszieht, reduziert den täglichen Ausstoß um gut 1,23 Tonnen. Aufs Jahr hochgerechnet werden also 450 Tonnen weniger Feinstaub in die Umwelt geblasen. Seit Oktober vergangenen Jahres ist die Anlage in Betrieb.

Allerdings gab es beim Einfahren Probleme mit den Filterschläuchen, die inzwischen behoben sind. Vor wenigen Tagen erfolgte die TÜV-Abnahme und damit stand der offiziellen Übergabe vom Hersteller an das Unternehmen nichts mehr im Wege.

Rund 30 Millionen Euro hat Thyssen-Krupp in die neue Technik investiert, die die beste Filterleistung hat, die derzeit möglich ist. Damit sind 99,998 Prozent aller Stäube aus dem Abgas herausgezogen. Was jetzt noch in die Umwelt gelangt, „sind weniger als 20 Milligramm Staub pro Kubikmeter Abgas, und damit bleiben wir ganz deutlich unter den behördlichen Forderungen“, sagen der Chef der Sinteranlage, Christoph Delwig, und der Immissionsbeauftragte von TKS, Wolfgang Volkhausen.

Übrig gebliebener Staub fürs Verfüllen alter Bergbauschächte

Ein Umwandlungsprozess

„In Sinteranlagen wird Feinerz in eine für den Einsatz im Hochofen geeignete grobkörnige Form gebracht.“ So beschreibt Thyssen Krupp mit einfachen Worten den Umwandlungsprozess, der nötig ist, damit Eisen und Stahl erzeugt werden können. Die Anlage in Bruckhausen erzeugt jährlich rund zwölf Millionen Tonnen Sinter. Bereits in der Vergangenheit wurden dort mit einer Filterfläche von 150.000 Quadratmetern jedes Jahr rund hundert Milliarden Kubikmeter Gas gereinigt. Die aufgefangenen eisenhaltigen Stäube lassen sich in der Sinteranlage wieder verwenden.

Bislang entwichen 50 Milligramm Feinstaub pro Kubikmeter Gas durch den Kamin in die Umwelt – was gesetzlich erlaubt ist. Dank der zusätzlichen Schlauchfilter reduziert sich der Ausstoß nun auf weniger als 20 Milligramm, die über den 150 Meter hohen Kamin entweichen.

Als die Anlage fristgerecht im vergangenen Herbst nach zweijähriger Bauzeit in Betrieb ging, stellte sich bald heraus, dass die scharfkantigen Staubpartikel die 15.000 Filterschläuche aus kräftigem Nadelfilz zu schnell verschlissen. Deshalb musste die Gaszufuhr geändert werden, damit die winzigen Körnchen sanfter aufprallen. Seitdem läuft die Anlage tadellos.

Der übrigbleibende, pulvertrockene Staub wird in Tankwagen abtransportiert und zum Verfüllen von alten Bergbauschächten verwendet. Alle paar Tage rollt der Laster an und nimmt das Pulver in einem geschlossenen Gebäude auf.

Das neue, 32 Meter hohe Bauwerk nimmt eine Fläche von 650 Quadratmetern ein und ähnelt von außen einer landwirtschaftlichen Siloanlage. Die Filterschläuche haben eine Oberfläche von 13 640 Quadratmetern. Durch das Gewebe wird das Gas per Unterdruck angesaugt, die Stäube bleiben zu 60 Prozent darin hängen. Betrieben wird die Anlage mit einem 1,8 Megawatt-Lüfter, der nicht zu überhören ist und deshalb, obwohl er sich mitten auf dem Werksgelände befindet, noch eine Schallschutzabdeckung erhalten wird. Das Umfeld ist bereits begrünt – optisch eine Oase inmitten der Industrieanlagen.

Bezirksregierung erhält permanent Messergebnisse

Überschreitungstage

Das Landesamt für Umwelt kontrolliert die Luftbelastung. Zulässig sind pro Jahr 35 Tage mit mehr als 50 Mikrogramm Feinstaub pro m³ Luft. In Bruckhausen wurden in 2012 bislang 16, in Marxloh 14 Problemtage registriert. Zum Vergleich: In Herne und Gelsenkirchen gab es an stark befahrenen Straßen ohne Industrie bereits 43, bzw. 44 Überschreitungen.

Die Anlage wird rund um die Uhr elektronisch überwacht, die Messergebnisse werden permanent an die Bezirksregierung übermittelt. „Eine weitere Reduzierung unserer Feinstäube ist derzeit technisch nicht machbar“, so Volkhausen. Aber der Umweltexperte von TKS sagt auch: „Die Ideen gehen uns nicht aus.“ Heißt, man wird sich weiter Gedanken zur Immissionsreduzierung machen.

Inwieweit die neue Anlage Auswirkungen auf die Luftbelastung vor den Werkstoren hat, lasse sich derzeit noch nicht genau sagen, so Delwig und Volkhausen. Sicher sei nur, dass von TKS deutlich weniger ausgehe. Sicher sei aber auch, das „die Hintergrundbelastung mit Feinstaub aus anderen Quellen groß ist“, so Gunnar Still, Leiter der TKS-Umweltabteilung. Dazu zählen Hausbrand, aber auch Auto- und Schiffsabgase.