Duisburg. .
Wenn in Duisburg „dicke Luft“ herrscht, dann wird reflexartig sofort in Richtung Thyssen-Krupp geschaut - und manchmal auch nach Meiderich, zu Arcelor-Mittal. So manche, darunter auch Politiker, die es besser wissen sollten, pflegen ihr Vorurteil: Es kann ja nur die Schwerindustrie sein, die da mal wieder für Dreck sorgt und die Menschen krank macht.
Wenn’s um Feinstaub geht, also den Schmutz, der so kleine Partikel hat, dass er in die Lungen gelangt und dort ganz bösen Schaden anrichten kann, dann liegen sie zumindest teilweise richtig. Die Schwerindustrie, also die Stahlwerke, produzieren in der Tat einen beträchtlichen Teil dieser Stäube. Aber die Firmen investieren massiv in Filteranlagen und sonstige Maßnahmen, um das Problem in den Griff zu bekommen. Wie berichtet, wird bei TKS gerade ein zusätzliches Filter für die Sinteranlage gebaut, das den Ausstoß gefährlicher Stäube soweit reduzieren soll, dass die Grenzwerte vor den Werkstoren künftig eingehalten werden können.
In diesem Jahr sieht es dort noch düster aus: 51 Mal wurde in Bruckhausen der zulässige Wert bereits überschritten. Also schon jetzt an 16 Tagen mehr als pro Jahr erlaubt. Damit ist Bruckhausen wieder der Feinstaub belastetste Ort in NRW. Übrigens dicht gefolgt von Gelsenkirchen, wo es keinerlei Schwerindustrie gibt. TKS scheint also nicht der alleinige Verursacher zu sein.
Was den Nickelausstoß betrifft, der in dieser Woche die Gemüter erregte, so können sich die beiden Duisburger Stahlproduzenten ganz entspannt zurücklehnen. Sie sind es jedenfalls nicht, die die teilweise gigantisch hohen Werte verursachen.
Laut Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz in NRW (Lanuv) sind dafür die vielen kleinen metallverarbeitenden Betriebe nordöstlich des Hafens verantwortlich. An einer Stelle im Bereich der Sympherstraße wurde der Grenzwert von 15 Mikrogramm 2010 um das 37-fache überschritten. Um welchen Betrieb oder welche Betriebe es sich handelt, will das Lanuv jetzt herausfinden.
Solch exorbitanten Werte sind nicht akzeptabel. Auch nicht kurzfristig. Auf der Schrottinsel sind sie nicht einmal durch Brände entstanden.
Und doch: Duisburg ist eine Industriestadt und wird nie Luftqualität erreichen wie in einem Kurort. Dass Bürger, Politiker und Verwaltungsleute auf möglichst wenig Belastung drängen, ist richtig. Falsch ist aber, wie sich jetzt wieder zeigt, mit dem Finger sofort auf die üblichen Verdächtigen zu zeigen. Das hilft nicht und verhärtet unnötig Fronten.