Duisburg-Marxloh. . An der Kaiser-Wilhelm-Straße im Herzen Marxlohs befindet sich ein heruntergekommenes Haus, auf dessen Hof sich Berge von Unrat türmen. Nachbarn klagen, dass von dort aus Ratten ins Umfeld strömen. Grundsätzlich sieht sich die Verwaltung jedoch nicht in der Pflicht.
„Mein kleiner Sohn traut sich schon gar nicht mehr alleine aus dem Haus“, sagt Agron Ibala, Anwohner der Wilfriedstraße. „Er will immer auf den Arm genommen werden.“ Der Grund: Dem Jungen sind beim Spielen schon fette Ratten über den Weg gelaufen. Die machen ihm Angst. Aber nicht nur ihm. Auch der Geschäftsfrau Durdane Gökgül, Betreiberin eines Kioskes an der angrenzenden Wilfriedstraße: „Unsere Kinder können nicht mehr draußen spielen, weil sie sich vor den toten Ratten ekeln, die oft auf der Straße liegen“. Aber sie sorgt sich auch um ihr Geschäft. Weil sie Lebensmittel verkauft. Sie befürchtet, dass man ihr behördlicherseits Schwierigkeiten machen könnte, weil die Nager in ihrem Umfeld überhand nehmen.
„Das sind Riesenviecher“, sagt der Betreiber der Sportoase, Hasan Senol – und hält die Hände rund 30 Zentimeter auseinander, um die Größe der Tiere anzudeuten. Sein Geschäfts befindet sich direkt neben dem „Rattenhaus“, wie der Bau am Rande der Marxloher Einkaufsstraße im Volksmund schon genannt wird.
Hoffnung auf Hilfe von der Stadt
Im Hinterland, der Rolfstraße zugewendet, befinden sich die Höfe und Gärten der Kaiser-Wilhelm-Straßen-Häuser. Dort befinden sich Handwerkbetriebe, aber auch die Ausleihstelle der Entwicklungsgesellschaft Duisburg (EG DU). Deren Mitarbeiter graust es, wenn sie morgens zur Arbeit kommen. Regelmäßig laufen ihnen die grau-braunen Tiere über den Weg läuft.
Die „Kulturfolger“
Ursprünglich lebten Ratten überwiegend in Wäldern. Sie haben sich aber, so Wikipedia, an die Menschen gewöhnt und werden als „Kulturfolger“ bezeichnet, weil sie zum Beispiel von Hausabfällen leben. Sie gelten als „schlau“: Sprich, sie können sich etwa warnen, wenn ein Artgenosse vergiftet worden ist. Das macht die Bekämpfung so schwierig. Sie übertragen viele gefährliche Keime, darunter Salmonellen und Pestbazillen.
Die Schilderungen von den unerfreulichen Begegnungen sind plastisch und stellen Zuhörern die Nackenhaare auf. Man hofft in dem Viertel auf Hilfe der Stadt, glaubt aber kaum noch an sie. Weil die Plage schon mehrfach gemeldet worden sei, sich aber nichts zum Besseren gewendet habe. Dennoch verspricht die Stadt, kurzfristig aktiv zu werden. Die Abfallaufsicht etwa habe unmittelbar nach der Anfrage unserer Redaktion, was dort an Maßnahmen geplant sei, den Auftrag erhalten, den Hof zu kontrollieren. Die Stadt will den Unrat gegebenenfalls beseitigen lassen und dem Hauseigentümer die Rechnung schicken.
Problem besteht seit etwa zwei Jahren
Die Anwohner versuchen indes auch selbst, der Plage Herr zu werden, indem sie Gift auslegen. Aber: „Hier sind so viele Tiere, dagegen kommt man nicht an“, sagt Ibala. Er hat jüngst eine Monatspackung gekauft. „Die war nach einem Tag leer gefressen.“
Das Problem bestehe seit etwa zwei Jahren. Die Stadt räumt ein, dass „die Ecke problematisch ist“. Grundsätzlich sieht sich die Verwaltung aber nur in der Pflicht, aktiv werden zu müssen, wenn die Probleme auf öffentlichem Grund bestehen. In diesem Fall aber geht die Gefahr von einem verwahrlosten Privatgrundstück aus.
Auch auf der Einkaufsstraße werden die Nager oft gesichtet, wie Anwohner berichten: Abends huschten sie über die Straße vorm „Rattenhaus“.