Duisburg. . So phänomenal sich die beruflichen Erfolge August Thyssens darstellen, so skurril war seine Persönlichkeit, so schwierig sein Privatleben. Der Geschäftsmann galt als geizig - er soll stets eine Haltestelle früher ausgestiegen sein, um Geld zu sparen.
So phänomenal sich die beruflichen Erfolge August Thyssens darstellen, so skurril war seine Persönlichkeit, so schwierig sein Privatleben. Er wurde am 17. Mai 1842 als drittes von sieben Kindern in eine großbürgerlich-katholische Familie in Eschweiler hineingeboren: Vater Friedrich war ein sparsamer und frommer Mann, der selbst schon höhere Schulbildung besaß und als Kaufmann zunächst eine Drahtfabrik und später seine eigene Bank führte. Bei seinem Tod 1877 hinterließ er das damals beträchtliche Vermögen von 233.000 Mark.
Sohn August besuchte höhere Schulen in Eschweiler und Aachen und galt da schon als Eigenbrötler. Ein Hochschulstudium dauerte damals nicht lange und so genügten für das Studium des Maschinenwesens am angesehenen Vorläufer der Technischen Hochschule Karlsruhe die Jahre 1859/60. Daran schloss sich ein kurzes Wirtschaftsstudium in Antwerpen an. Thyssen war also Wirtschaftsingenieur, gehörte zur ersten Generation der wissenschaftlich geschulten deutschen Unternehmer.
Abgetragene Anzüge, Fleiß und Sparsamkeit
Fleiß und Sparsamkeit galten dem nur 1,54 Meter Großen als höchste Tugenden. Von seinem Geiz sind viele Anekdoten überliefert. So soll er in derart abgetragenen Anzügen herumgelaufen sein, die selbst seine Werkmeister in ihrer Freizeit nicht mehr getragen hätten. Und er soll immer eine Straßenbahn-Haltestelle eher ausgestiegen sein, um sich den Mehrpreis zu sparen.
1872, als Dreißigjähriger, heiratete er die 19-jährige Hedwig Pelzer (1854 bis 1940). Aus der Ehe gingen die Kinder Fritz (1873 bis 1951), August jun. (1874 bis 1943), Heinrich (1875 bis 1947) und Hedwig (1878 bis 1960) hervor. Schon 1885 wurde sie, damals ungewöhnlich, geschieden.
Um eine Teilung seines Unternehmens dadurch zu verhindern, hatte er es - bei eigenem lebenslangen Nießbrauchrecht - früh auf seine vier Kinder übertragen, führte es also bis zu seinem Tode am 4. April 1926 selbst. Sohn August jun. entpuppte sich als Lebemann. Der Vater kaufte seinen Anteil ebenso zurück wie den von Tochter Hedwig, die ebenfalls ständig Geldsorgen hatte.
Sohn Fritz ebnete Hitlers Weg zur Macht
Dagegen arbeiteten die Söhne Fritz und Heinrich im Unternehmen mit. Fritz, 1923 zweiter und letzter Ehrenbürger von Hamborn geworden, bereitete später Adolf Hitler den Weg zur Macht. Heinrich, ab 1907 durch Heirat einer Ungarin Baron von Thyssen-Bornemisza, erwarb sich einen Namen als Kunstsammler.
„Ich glaube sagen zu dürfen“, sagte er einmal, „dass von meiner Lebensarbeit die Allgemeinheit mehr Vorteile gehabt hat als ich selbst.“ Allerdings residierte er ab 1903 auf Schloss Landsberg bei Kettwig. Doch als Auswege aus persönlichen wie sozialen Krisen gab es für ihn nur unermüdliche Arbeit und Sparsamkeit.