Duisburg. .
Bis heute freut sich Duisburg über seinen großen Industriekonzern. Auch dass man sich im Ruhm des Industriellen sonnt, ist nichts Ungewöhnliches. August Thyssen ist schon 1911, vor 100 Jahren, Ehrenbürger der gerade erst geborenen Großstadt Hamborn geworden.
Damit nicht genug: Zehn Jahre später hat ihm die Stadt ein zweites Mal die Ehrenbürgerwürde verliehen, diesmal wegen des 80. Geburtstags. Damit war August Thyssen der einzige, dem zweimal die Ehrenbürgerwürde in Hamborn verliehen worden ist.
Da stand aber das Verwaltungsgebäude schon längst. Mit dem Hochhaus gegenüber braucht das herrliche alte Gebäude an der Franz-Lenze-Straße nicht zu konkurrieren. Anders als die quadratisch-praktisch-gut-Architektur der 1970er Jahre, als das Hochhaus an der Kaiser-Wilhelm-Straße 100, dem Sitz der Stahlsparte, ThyssenKrupp Steel, war das alte Verwaltungsgebäude ein Baudenkmal der neuen Industriellen-Generation.
August Thyssen war seit 1883 im Vorstand der Gewerkschaft (Zeche) Deutscher Kaiser. Acht Jahre später hatte Thyssen die anderen Eigentümer herausgekauft. Damals war er schon Eigentümer eines Bandeisenwalzwerks in Mülheim. Unter Thyssens Führung war in Bruckhausen zwischen 1888 und 1895 der Schacht 3 der Gewerkschaft Deutscher Kaiser abgeteuft worden und in der unmittelbaren Nachbarschaft war 1889 bis 1894 ein Stahl- und Walzwerk entstanden. Das war auch die Geburtsstunde des integrierten Hüttenwerks. 1889 hatte Thyssen kräftig zugeschlagen und fast alle Bauernhöfe in Bruckhausen aufgekauft.
Zwischen 1895 und 1914 entstand hier in Bruckhausen eines der großen Hüttenwerke des Ruhrgebietes. Es gab sechs Hochöfen, eine Kokerei mit 324 Öfen und einer direkten Seilbahnverbindung von der Kokerei auf die Gichtbühne der Hochöfen. Die Kohle wurde über die Häfen Alsum, Walsum und Schwelgern angeliefert und über eine Anschlussbahn weiterverteilt. 1913 arbeiteten im Werk Bruckhausen 10 500 Menschen, kaum weniger als heute. In dieser glorreichen Zeit brauchte man Zeichen. Und bei Thyssen war es das „Centralbuereau“, anfangs Hauptverwaltung der Zeche Deutscher Kaiser. 1909 kam dann der Nordflügel hinzu. Später wurde es noch mal erweitert. Nicht alles aus den Anfangsjahren ist über die Jahrzehnte erhalten geblieben. So sind drei kleinere Giebel später von der Fassade verschwunden.