Duisburg-Hamborn. . Erkunden kann helfen. Eine 20-köpfige Delegation aus Duisburg ist nach Borken und Bocholt gefahren, um sich die dortigen Einkaufstempel anzusehen. Erkenntnis: Ein neues Shopping-Center kann nicht nur Fluch sein, sondern auch Segen.

Dass ein neues Shopping-Center nicht nur Fluch, sondern auch Segen sein kann - mit dieser Erkenntnis reiste eine 20-köpfige Delegation aus Duisburg zurück in ihre Heimatstadt. Am Montag (4. April) schauten sich Politiker, Verwaltungsmitarbeiter und Kaufleute aus dem Duisburger Norden in Borken und Bocholt zwei Einkaufstempel an, wie sie auch in Hamborn denkbar wären.

Dass am Altmarkt in Hamborn ein Shopping-Center entstehen soll und ein Factory-Outlet-Center auf dem Gelände der inzwischen geschlossenen Rhein-Ruhr-Halle - darüber ist sich die Politik im Grundsatz einig (wir berichteten). Bedenken gegen beide Center gibt es aus der Bevölkerung, die den Verkehrsinfarkt und enorme Lärm- und Abgasbelästigungen erwartet. Und von den Kaufleuten, die befürchten, dass neue Geschäfte ihnen die Kunden wegnehmen.

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Von Gregor Herberhold

Unbegründete Sorgen, die sich die Geschäftsleute da machen, so die Chefin der Bocholter Werbegemeinschaft, Mechtild Hoffs. Als die Düsseldorfer Firma ITG (Immobilien-Treuhand-Gesellschaft) Ende der 1990er Jahre die Shopping-Arkaden am Rande der Innenstadt plante, da liefen sie und ihre Kollegen vom Einzelhandel Sturm gegen die Pläne: „Wir wollten das Center mit aller Macht verhindern. Das war ein Schrecken für uns alle“, sagt sie. Und heute? „Wären die Arkaden nicht gekommen, ginge es uns heute schlechter“, gesteht sie. Der Einzelhandel lebe gut mit dem lichtdurchfluteten Einkaufspalast. Der hat 25 000 qm Verkaufsfläche und 45 Geschäfte, vom Lebensmittelmarkt über Dessous und Kosmetik bis zu Kleidung. „Das Publikum ist überwiegend jung“, sagt Hoffs. In der Fußgängerzone dagegen kaufe die etwas ältere Kundschaft in den hochwertigeren Geschäften. Vorteil sei es, dass man so die Jüngeren an den Standort binde - und sie als Ältere halte. Centermanager Thorsten Schulze erwähnte, dass allerdings gemeinsame Aktionen aller Kaufleute wichtig seien, um die Stadt als ganze für Kunden attraktiv zu machen.

Keinerlei Klagen über ITG

Erstaunt waren die Duisburger über die „hochwertige, gediegene Materialwahl“. Granitböden etwa, die makellos und picobello sauber sind - auch im elften Jahr. Viel (natürliches) Licht und der Branchenmix, aber auch Ausstattungen wie Massagesessel überzeugten.

Sowohl in Bocholt als auch in Borken waren von Seiten der Stadt keinerlei Klagen über ITG zu hören. Ganz im Gegenteil. Borkens Bürgermeister Rolf Lührmann lobte die Kooperation, die es ermöglicht habe, im Shopping-Center die Stadthalle und eine Familienbildungsstätte mit Bücherei unter zu bringen. Aus Bocholt kam von Stadtbaurat Ulrich Paßlick, der die ITG als grundsätzlich „fairen Partner“ bezeichnete, allerdings auch folgender Hinweis an die Delegation: „Sie sollten sich selbstbewusst mit dem Investor an einen Tisch setzen. Sie haben etwas zu bieten. Rennen Sie nicht hinter allem her, was ihnen ein Investor als heilbringend vorträgt.“

"Ortsteil muss sich profilieren"

Und der Bocholter Chef der Stadtmarketing, Ludger Dieckhues, gab den Duisburgern einen guten Rat mit auf den Weg: „Ihr Ortsteil muss sich profilieren.“ Dafür sei unbedingt intensives Marketing nötig. Das sahen die Gäste genauso. Hamborns Bezirksbürgermeister Uwe Heider schloss allerdings aus, dass diese Aufgabe Duisburg Marketing übernehmen könnte: „Die ist zu weit weg“, merkte er vielsagend an. Sie mache fast ausschließlich Werbung für die Innenstadt und vergesse die Stadtbezirke, klagte er und fand Zustimmung.