Duisburg. Die Stadt Duisburg bessert am umstrittenen Nahverkehrsplan nach. Eine lang geforderte Bus-Verbindung kehrt zurück, doch es wird auch Kritik laut.
Den seit Jahren umstrittenen Nahverkehrsplan will die Stadt Duisburg jetzt im Bezirk Meiderich/Beeck erneut nachbessern. Dafür investiert sie zusätzlich 2,6 Millionen Euro pro Jahr, 2024 sind es zunächst allerdings nur 858.000 Euro. Der Stadtrat hat dem Vorhaben einstimmig zugestimmt und damit auch einer langjährigen Forderung der Menschen aus Beeckerwerth. Die Direktverbindung nach Meiderich kehrt zurück. Dennoch gibt es weiterhin Kritik, denn ein Großteil der Probleme mit dem ÖPNV im Duisburger Norden bleibt ungelöst.
Zwar begrüßen die Fraktionen die Änderungen, aber die Meidericher Ratsfrau Pelin Osman (Grüne) verwehrt sich dagegen, dass diese von der Stadt Duisburg als „Optimierung“ verkauft werden. Schließlich seien die Maßnahmen lediglich eine Ausbesserung der seit 2019 geltenden Verschlechterung. Diese Kritik hatte zuvor auch die Bezirksvertretung Meiderich/Beeck angebracht. Zusätzlich wird das Nahverkehrsangebot an einigen Stellen auch ausgedünnt. Der neue Fahrplan im Bezirk soll frühestmöglich im Herbst 2024 gelten, denn zunächst müssen unter anderem neue Haltestellen gebaut werden.
Maßnahmen im neuen ÖPNV-Bezirkskonzept für Duisburg-Meiderich/Beeck
Zwei neue Buslinien werden geschaffen und drei weitere bekommen eine neue Strecke. Schwerpunkte sind die Rückkehr der Direktverbindung zwischen Meiderich und Beeckerwerth, die bessere Anbindung von Beeck und Oberhausen, eine Direktverbindung zwischen Meiderich und Rheinhausen, die Erschließung des Meidericher Stadtparks und eine neue Direktverbindung von Oberhausen zum Landschaftspark und zu Ikea.
Leidtragende des neuen Bezirkskonzepts sind vor allem Pendlerinnen und Pendler, die nach Homberg und von dort in den Norden wollen, denn die bisherigen Angebote werden ausgedünnt.
Neue Buslinie 950
Die beschlossene neue Buslinie 950 bindet den Oberhausener Hauptbahnhof mit dem Haupteingang des Landschaftsparks Duisburg-Nord, mit dem benachbarten Möbelhaus Ikea sowie mit der St. Johannes-Klinik in Alt-Hamborn an. Dass Oberhausener künftig ohne Umsteigen zum Landschaftspark fahren können, fordert laut Stadt Duisburg der Regionalverband Ruhr (RVR), der die städteübergreifenden, regionalen Verbindungen stärken möchte.
„Als Ur-Meidericher freue ich mich besonders über die Anbindung des Landschaftsparks an den Oberhausener Hauptbahnhof. Das war längst überfällig und wird sich großer Beliebtheit erfreuen“, teilt der SPD-Ratsfraktionsvorsitzende Bruno Sagurna mit, der die gesamten Maßnahmen – anders als die übrigen Lokalpolitiker im Bezirk – ebenso wie die Stadtverwaltung als „Optimierung“ ansieht und sich davon zudem „spürbare Verbesserungen im Nahverkehr“ verspricht.
Neue Buslinie 919
Die neue Buslinie 919 fährt von der Haltestelle Beeck Denkmal über Meiderich Bahnhof und Obermeiderich Bahnhof zum Oberhausener Hauptbahnhof. Hauptgrund für diese Neuerung sei, so die Stadt Duisburg, dass die Busse seit der Fahrplanumstellung im Herbst 2019 von Untermeiderich bis zum Meidericher Bahnhof wiederholt überfüllt gewesen seien. Dass Beeck und Oberhausen miteinander verbunden werden, ist dagegen erneut eine Forderung des RVR. Der Stadtrat in Oberhausen muss ebenfalls über diese Linie abstimmen.
Veränderte Buslinie 916 (Direktverbindung von Meiderich nach Beeckerwerth)
Der Bus 916 soll die lang vermisste Direktverbindung zwischen Meiderich und Beeckerwerth werden. Die Linie startet weiterhin an der Sympherstraße in Meiderich, führt dann aber von Ruhrort aus (Haltestelle Friedrichplatz) künftig nicht mehr nach Homberg (Hochheide Markt), sondern nach Beeckerwerth bis zur Godesberger Straße.
Veränderte Buslinie 917
Die Buslinie, die bislang Homberg mit Obermeiderich verbindet, soll nur noch bis zum Meidericher Bahnhof fahren. Der Linienast nach Obermeiderich wird gekappt und soll durch die neue 919 ersetzt werden, welche laut der Stadtverwaltung wiederum „die starke Nachfrage auf dem Abschnitt Beeck-Meiderich“ besser abwickeln werde.
Veränderte Buslinie 922
Umgeleitet wird die Linie 922, deren Busse aktuell zwischen Beeckerwerth und Rheinhausen pendeln. Künftig wird sie die Direktverbindung von Rheinhausen Markt in Hochemmerich zum Meidericher Bahnhof. Die neue Strecke führt von Homberg nicht mehr länger nach Laar und Beeckerwerth, sondern ab Ruhrort nach Meiderich. Angebunden wird dadurch auch der Stadtpark.
Stadt Duisburg schlägt Kritik für die Pläne entgegen
Das Bezirkskonzept für den Busverkehr sei eine „direkte Resonanz auf die Rückmeldungen“ seit der Fahrplanänderung 2019, erläutert Verkehrsexpertin Melanie Nolte vom Amt für Stadtentwicklung den Bezirksvertretern. „Das ist kein Riesenwurf“, ordnete sie ein, sondern „die Heilung“ offener Probleme, die aber den ÖPNV im Duisburger Norden stärke.
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Für Günter Back (CDU) kommt diese Einsicht reichlich spät. „Die Stadt braucht fast vier Jahre, bis sie jetzt endlich umsetzt, was Politik und Bürger wollen.“ Er möchte wissen: Warum hat es solange gebraucht, um die vielkritisierten Einschnitte von 2019 rückgängig zu machen? Das Konzept zu erarbeiten, erwidert Melanie Nolte, habe natürlich nicht vier Jahre gedauert. Doch es handele sich um ein „komplexes Thema“, bei dem es letztlich auch um Geld gehe.
„Nahverkehrsplanung ist nie zu Ende“, betont die städtische Angebotsplanerin, „und wir würden gerne viel mehr machen.“ Obwohl die finanziellen Möglichkeiten in Duisburg stark begrenzt seien, „müssen wir versuchen, immer am Puls der Zeit zu bleiben“. Ob dies mit dem neuen Fahrplan gelingt, wird sich ab Herbst 2024 erweisen.
>> Grüne ärgern sich über Zustand des Duisburger Nahverkehrs
● Zwar befürworten die Lokalpolitiker die jüngst beschlossenen Änderungen am Fahrplan, doch besonders die Grünen in Meiderich/Beeck üben eine generelle Kritik am ÖPNV in Duisburg. So ärgert sich Bezirksvertreter Dr. Stefan Ossenberg darüber, dass es „eigentlich zwei Netze in Duisburg“ gebe – und das Schlechtere sei im Norden. „Abends, nachts als auch morgens“ könne man kaum vom Hauptbahnhof nach Meiderich pendeln. „Bis Duissern kommt man immer, aber danach wird es knapp“. Die städtische Verkehrsexpertin Melanie Nolte verweist auf die bestellten Straßenbahnen und die geplante Taktverdichtung. Perspektivisch müsse es zwingend auch einen besseren Takt für die Busse geben – aber das werde noch Jahre dauern.
● Zudem mahnt die stellvertretende Bezirksbürgermeisterin Katrin Weiner an, dass Beeck und Bruckhausen nicht gut genug an die Innenstadt angebunden seien.
● Dagegen freut sich Ratsfrau Kathrin Selzer, die auch zum Verkehrsausschuss gehört, dass die Direktverbindung zwischen Meiderich und Beeckerwerth zurückkehrt und dass der Stadtpark besser angebunden wird. Sie erinnert aber daran, dass die Stadtverwaltung mit einem Entwicklungsprogramm für das kleine Beeckerwerth beauftragt ist, um die gesamte Infrastruktur zu stärken. Die Busverbindung sei wichtig, „aber da muss noch einiges mehr kommen“.