Duisburg-Beeckerwerth. Hinterm Rheindeich soll Beeckerwerth bis zu 1000 neue Einwohner bekommen. Doch dafür reicht die Infrastruktur nicht. Wie sich das ändern soll.
Das kleine Beeckerwerth verbindet große Hoffnungen mit der geplanten Neubausiedlung hinterm Rheindeich. Das Großprojekt namens Deichhöfe mit 300 Wohneinheiten und Rheinblick will bis zu 1000 neue Einwohner locken. Doch der Stadtteil im Duisburger Norden mit derzeit nur gut 3000 Menschen ist auf diesen Zuzug noch nicht vorbereitet.
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Es gibt kaum noch Gastronomie, zum Einkaufen nur noch einen Netto und keinen Wochenmarkt mehr. Der Sparkassenbus hat die Filiale ersetzt, zuletzt schloss die einzige Apotheke. Die örtliche Politik sieht die Stadt in der Pflicht, dieser Abwärtsspirale entgegenzuwirken und bessere Voraussetzungen für die Menschen in Beeckerwerth zu ermöglichen.
Daher hat die Bezirksvertretung Meiderich/Beeck auf Initiative der rot-grünen Mehrheit einstimmig die Stadtplaner im Rathaus mit einem Entwicklungsprogramm für den Stadtteil beauftragt. Das Hauptziel ist, die Nahversorgung, die medizinische Versorgung und den Nahverkehr zu verbessern.
Stadt Duisburg soll ein Entwicklungsprogramm für Beeckerwerth ausarbeiten
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„Beeckerwerth ist noch nicht bereit für so viele neue Menschen. Ein schöner Rheinblick reicht nicht aus, wenn alles andere fehlt“, sagt Ratsfrau Pelin Osman (Grüne). Daher sei dieses Entwicklungsprogramm notwendig. Der beschlossene Antrag sei zwar allgemein gehalten, natürlich habe er dennoch offensichtliche Schwerpunkte: So könne der Netto-Markt „nicht die Bedürfnisse aller Altersgruppen“ erfüllen, der Ortsteil müsse ebenso attraktiv für junge Familien wie für Senioren werden.
Der Antrag soll daher von den Stadtplanern, den Wirtschaftsförderern und von der neuen Citymanagerin als Initialzündung verstanden werden, sich einen Eindruck über den tatsächlichen Zustand des Stadtteils zu verschaffen und Beeckerwerth dann voranzubringen. „Die Stadt lässt die Außenbezirke oft außen vor“, kritisiert der SPD-Ratsherr Louis Bruns. Bereits im Herbst hatte er angemahnt: „Beeckerwerth ist ausgeblutet.“ Die Stadt müsse Möglichkeiten schaffen, fordert er, damit sich etwa Fachhandel, ein Supermarkt oder Restaurants ansiedeln – „was wir haben, reicht zum Leben, aber es fehlt Lebensqualität“.
Solange Beeckerwerth deutliche Mankos aufweise, ist für Bruns und Osman ein besserer Nahverkehr besonders wichtig, damit Jugendliche und Senioren ohne Auto woanders einkaufen, ausgehen oder einen Arzt besuchen können. Dass die 2019 gekappte Direktverbindung nach Meiderich zurückkommen soll, sehen sie als Lichtblick – ärgern sich aber, dass es dafür noch keinen konkreten Zeitplan gibt.
Trotz vieler Probleme bleibt der kleine Duisburger Stadtteil heißbegehrt
So sehr Ulrich Lüger all diese Forderungen auch unterstützt, dem erfahrenen CDU-Ratsherrn ist daran gelegen, dass das Entwicklungsprogramm bei den Beeckerwerthern keine falschen Hoffnungen weckt. Denn die Stadt könne Neuansiedlungen nur begleiten. Dass jemand derzeit einen Supermarkt, eine Apotheke oder Geschäfte eröffnen möchte, daran glaubt Lüger nicht.
„Ohne Druck wird da nichts passieren“, betont der Christdemokrat mit Blick auf die städtischen Experten, die den Stadtteil nach vorne bringen sollen. Doch genau diesen Druck können 700, 800 oder auch 1000 neue Einwohner in der geplanten Neubausiedlung Deichhöfe erzeugen.
Bis dort die Bagger rollen, will Ulrich Lüger seine Heimat aber nicht abschreiben. „Am Wochenende ist es relativ tot, aber gemütlich.“ Einfamilienhäuser seien heiß begehrt, nicht zuletzt wegen des schönen Rheindeichs.
>> Keine Rückkehr des Wochenmarkts
Beeckerwerth hat keinen Wochenmarkt mehr, der etwa den einzigen Discounter im Stadtteil ergänzen könnte.
Der Wochenmarkt wird nicht in absehbarer Zeit dorthin zurückkehren. Das bestätigt die städtische Veranstalterin Duisburg Kontor. Demnach fehlt das Interesse von Marktbeschickern, die ohnehin aktuell deutschlandweit große Nachwuchssorgen hätten.