Duisburg. Die Duisburger Werkkiste kämpft seit 1982 gegen Armut und Arbeitslosigkeit. So betreffen Corona und Energiekrise die Einrichtung aus Bruckhausen.
Ein Jahr lang hat die Duisburger Werkkiste ihren 40. Geburtstag mit mehreren Veranstaltungen gefeiert. Die katholische Einrichtung aus Bruckhausen blickt auf eine arbeitsreiche Zukunft, denn immer mehr Menschen brauchen die Angebote von der Jugendberufshilfe von der Beratung, über den Sprachunterricht bis zur Ausbildung. Außerdem leistet das Team Quartiersarbeit, zu der auch die Armenspeisung gehört.
[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]
„Die wachsende Armut trifft uns gerade massiv“, sagt Norbert Geier, der Geschäftsführer des gemeinnützigen Unternehmens. „Die Spaltung zwischen Arm und Reich wird immer größer; auch nach Jahrzehnten gibt es immer noch keine Chancengleichheit.“ Gegründet hat sich die Werkkiste 1982 und zunächst mit einer kleinen Beratungsstelle an der Dieselstraße begonnen. Vor allem türkische Mädchen und Frauen ließen sich damals beraten, nahmen an Nähkursen teil, holten Schulabschlüsse nach und qualifizierten sich. Die meisten wollten in Pflegeberufe.
Mit der Krise der Stahlindustrie stieg in den 80er-Jahren die Jugendarbeitslosigkeit, und die katholische Kirche wollte sie im Duisburger Norden mit der Werkkiste bekämpfen. Inzwischen ist der Fokus aber breiter, wie Bereichsleiterin Lena Richter betont. So kommen längst nicht nur Jugendliche und junge Erwachsene, sondern auch Langzeitarbeitslose und Zugewanderte. „Der Bedarf ist riesig und er wächst. Die Armut ist sehr viel sichtbarer geworden“, sagt Richter und verweist auf die Corona-Krise, den Krieg in der Ukraine, die Energiekrise und die Inflation. Alle Ereignisse treffen die Menschen im Norden hart. Die Folge seien psychische Probleme und Existenzängste. „Stabilität ist wichtiger denn je“, so die Bereichsleiterin.
Duisburger Werkkiste hilft Menschen in den Beruf und in ein eigenständiges Leben
Auch interessant
Genau dort will die Werkkiste an ihren sieben Standorten in Duisburg und Dinslaken ansetzen. Sie will alle Betroffenen, die ohne Ausbildung und ohne Qualifizierungen sind, befähigen, ihr Leben selbst zu gestalten und eigenständig zu bestreiten. Bei der Werkkiste können Interessierte eine Ausbildung antreten und abschließen, auf eine Ausbildung bei einem anderen Unternehmen vorbereitet oder für die Stellensuche qualifiziert werden.
Darauf bereiten am Hauptsitz in Bruckhausen, rundum die frühere Liebfrauen-Kirche, etwa die Werkstätten vor, das Sozialkaufhaus oder das „Café Ma(h)lzeit“, das sich zugleich als Stadtteiltreff versteht. „Es spricht sich rum, dass wir den Leuten helfen“, freut sich Lena Richter. Denn als kirchliche Einrichtung will das gemeinnützige Unternehmen für alle Menschen da sein, ohne Ansehen ihrer Religion oder Herkunft. Dabei ist beispielsweise der Petershof in Marxloh ebenso ein Kooperationspartner wie die städtische Gesellschaft für Beschäftigungsförderung (GfB), weiterführende Schulen oder auch örtliche Unternehmen wie Thyssenkrupp.
Doch nicht nur für den Arbeitsmarkt will die katholische Einrichtung die Menschen fit machen, sie engagiert sich auch in diversen Wohnquartieren mit Quartierskümmerern. Sie helfen etwa Familien in Bruckhausen, Marxloh oder Obermarxloh, wenn Kinder in die Kita kommen oder bei den Übergängen zur Grundschule oder weiterführenden Schule. Zusätzlich unterstützen sie alle Interessierten vor Behördengängen oder dabei, das Amtsdeutsch in Briefen und auf Formularen zu verstehen.
900 Betroffene pro Jahr werden langfristig betreut
„Wir konzentrieren uns auf den Duisburger Norden, weil es hier am meisten brennt“, sagt Geschäftsführer Norbert Geier und erwartet nicht, dass sich dort die Situation in absehbarer Zeit verbessern wird – ganz im Gegenteil. Doch er und sein Team freuen sich über zahlreiche Erfolge in den vergangenen vier Jahrzehnten. Inzwischen begleiten sie pro Jahr alleine rund 900 Menschen längerfristig und haben zudem zahlreiche kurze Kontakte zu anderen Betroffenen, darunter viele Schülerinnen und Schüler bei der Berufsorientierung.
Die Duisburger Werkkiste rechnet fest damit, dass sie und und ihre vielfältigen Angebote künftig noch mehr gebraucht werden. „Wir könnten unsere Arbeit nicht ohne die Unterstützung der Kirche, von Privatpersonen und Betrieben machen“, räumt Lena Richter ein. Doch die Arbeit sei wertvoll, werde gebraucht und stehe auch während der jüngsten Krisen nicht in Frage.
>> Sieben Standorte im Duisburger Norden und in Dinslaken
● Die Duisburger Werkkiste hat ihren Hauptsitz in Bruckhausen an der Schulstraße 29. Darüber hinaus sechs weitere Standorte, zwei in Marxloh, jeweils einen in Obermarxloh, Röttgersbach, Meiderich und Dinslaken.
● Weitere Informationen gibt es auf www.werkkiste.de