Duisburg. Aldi Süd will in Duisburg eine Vorzeige-Filiale bauen. Die SPD befürchtet Folgen für das Marxloh-Center und für millionenschwere Förderprojekte.

Der Lebensmitteldiscounter Aldi Süd plant eine hochmoderne Vorzeige-Filiale in Marxloh. Darüber freut sich die örtliche SPD, jedoch zeigt sie sich auch besorgt, dass sich der Neubau negativ auf das Marxloh-Center am August-Bebel-Platz auswirken könnte – und damit auch auf das millionenschwere Förderprojekt „Stark im Norden“.

„Wir finden es superklasse, dass Aldi den Duisburger Norden für sein Prestige-Projekt ausgesucht hat“, betont Ratsfrau Jennifer Jonczyk im Gespräch mit dieser Redaktion. Das Unternehmen will, wie berichtet, an der Weseler Straße, gegenüber der Grillo-Verwaltung, ein neues Ladenkonzept umsetzen, dessen Schwerpunkt auf frischen Lebensmitteln liegt.

Aldi Süd plant neue und moderne Vorzeige-Filiale in MarxlohAllerdings gilt es bei den Sozialdemokraten als offenes Geheimnis, dass die Mülheimer Konzernzentrale bereits den Rückzug aus dem Marxloh-Center beschlossen habe. „Der Markt läuft gut und macht auch Gewinn“, sagt Bezirksvertreter Claus Lindner, der selbst um die Ecke wohnt. „Aber seit der Eröffnung 1996 wurde nichts mehr daran gemacht.“ Zudem habe Aldi bislang immer signalisiert, die Filiale am August-Bebel-Platz abwickeln zu wollen. „Der Markt müsste größer sein nach dem aktuellen Konzept“, so Jonczyk und verweist auf den Discounter in Röttgersbach, wo das Unternehmen bereits 2019 ein damals neues Konzept erstmals ausprobierte. Es habe sich aber grundsätzlich gezeigt, dass „Märkte rigoros geschlossen werden, wenn sie nicht mehr passend sind“.

Dass die Konzernzentrale den Standort am August-Bebel-Platz nicht mehr für zeitgemäß hält, habe sie gegenüber der Duisburger Politik bereits deutlich kommuniziert. Der Markt sei demnach nicht nur zu klein, sondern auch innenliegend ohne Außenzugang.

Standort der Vorzeige-Filiale von Aldi Süd widerspricht dem Zentrenkonzept für Duisburg-Marxloh

Dementsprechend überrascht war die SPD über die Erklärung von Aldi in dieser Zeitung: „Die aktuellen Planungen betreffen nicht den Betrieb der anderen Filialen.“ Denn den Sozialdemokraten, ob im Stadtrat oder in der Hamborner Bezirksvertretung ist es wichtig, dass der Discounter im Marxloh-Center bestehen bleibt, auch wenn der Neubau eröffnet ist. Beide Standorte liegen keine 500 Meter Luftlinie entfernt, wobei das neue Gelände außerhalb des Bereichs liegt, den der Stadtrat im Einzelhandels- und Zentrenkonzept für Geschäfte ausgewiesen hat. Rechtlich bindend ist dieses Konzept jedoch nicht.

Um den ebenfalls nahen Aldi-Markt an der Duisburger Straße in Obermarxloh machen sich die Lokalpolitiker weniger Sorgen. Er spreche ein anderes Publikum an als die Filiale am Center und liegt außerdem gegenüber eines konkurrierenden Lidl-Markts.

SPD befürchtet Aldi-Auszug aus dem Marxloh-Center und einen Dominoeffekt

Umso größer ist aber die Skepsis, dass der Neunzigerjahre-Aldi am August-Bebel-Platz neben einem Prestige-Neubau eine Zukunftschance hat. Der Marxloher Ratsherr Dieter Stradmann bangt um das gesamte Einkaufszentrum, befürchtet einen Dominoeffekt, sollte Aldi Süd dort schließen. Seine düstere Prognose, die auch seine Genossinnen und Genossen teilen: Wenn Aldi das Center verlässt, werden perspektivisch auch der Media-Markt und andere Geschäfte kündigen. „Dann wird das Zentrum verwaisen“, bringt es Jennifer Jonczyk auf den Punkt.

Zumal der Lebensmitteldiscounter nicht nur Ankermieter, sondern vor allem Publikumsmagnet ist. Er beschert auch den übrigen Geschäften im Marxloh-Center die nötige Laufkundschaft. „Das ist ein Rattenschwanz“, betont Dieter Stradmann. Und die Folgen eines Auszugs sind der SPD zufolge nicht auf das Einkaufszentrum beschränkt.

Ein sterbendes Einkaufszentrum beeinflusst Millionenumbau des August-Bebel-Platzes

So wollen die Sozialdemokraten mit Hilfe der 50 Millionen aus dem Förderpaket „Stark im Norden“ auch den August-Bebel-Platz umzubauen und umgestalten. Der Busbahnhof am Einkaufszentrum beispielsweise soll künftig an die Weseler Straße verlegt werden. Zusätzlich wünschen sich die Lokalpolitiker, dass der gesamte Platz autofrei wird. Die wegfallenden Stellplätze, die insbesondere an den Wochenenden von überregionalen und internationalen Besucherinnen und Besuchern der Brautmodenmeile genutzt werden, sollen durch Parkhäuser und ein Parkleitsystem ersetzt werden.

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Die Millioneninvestitionen aus dem Förderetat sollen natürlich möglichst nachhaltig wirken. Doch die Bereitschaft, vorm Eingang des Einkaufszentrums im Herzen des Stadtteils, viel Geld in die Hand zu nehmen, wenn das Marxloh-Center auszubluten droht, ist bei den Sozialdemokraten aus Marxloh und Obermarxloh gering.

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Allerdings sieht Claus Lindner durch den Umbau auch die Chance, dass Aldi seinen bestehenden Markt modernisiert und vergrößert, so dass dort ebenfalls zeitgemäße Konzepte umgesetzt werden können. Er wünscht sich, dass das Unternehmen „mit der Politik Hand in Hand geht, um den Stadtteil entwickeln zu können“. Daher appelliert er an Aldi Süd, das Gespräch zu suchen. Zumal in Marxloh bereits das Jahresende 2023 als Auszugsdatum aus dem Center kursiert.

Konzernzentrale gibt sich wortkarg zum Erhalt der bestehenden Aldi-Filiale

Derweil bleibt die Konzernzentrale wortkarg, was die Zukunft der bestehenden Filialen am August-Bebel-Platz und an der Duisburger Straße angesichts des Neubau-Projekts anbelangt. „Wir möchten betonen, dass die aktuellen Planungen nicht den aktuellen Betrieb der anderen Filialen betreffen“, heißt es erneut gegenüber der Redaktion. Bleibt der Standort im Einkaufszentrum also doch erhalten? Oder hat der Neubau nur deshalb keinen Einfluss auf den Betrieb, weil dessen Ende längst beschlossen ist? Dazu möchte sich das Unternehmen nicht weiter äußern.

Nach Angaben des Center-Managements ist der Mietvertrag für den Aldi-Markt derzeit nicht gekündigt.

>> Neubauprojekt liegt nah am Störfallbetrieb Grillo

● Verwundert zeigt sich die SPD auch darüber, dass für Aldi das von Grillo gekaufte Grundstück an der Weseler Straße überhaupt für einen hochmodernen Lebensmittelmarkt infrage kommt. Insbesondere angesichts des Störfallbetriebs Grillo, der rechtlich maßgeblich beeinflusst, was nach dem Abriss auf der Rhein-Ruhr-Halle auf dem Gelände, gegenüber des Chemiewerks, überhaupt gebaut oder eben nicht gebaut werden darf.

● Darf also ein Aldi eine Vorzeige-Filiale an derselben Kreuzung bauen? Man darf davon ausgehen. So hat Grillo vor dem Verkauf geprüft, ob, an wen und für welchen Zweck das fragliche Grundstück an der Dahlmannstraße verkauft werden kann.

● Jedoch beantwortet die Stadt diese Frage nicht konkret. „Im Baurecht geht es immer um den konkreten Einzelfall. Eine pauschale Aussage zu Ihrer Anfrage ist daher nicht möglich“, sagt ein Sprecher. „Uns liegt bislang noch kein Bauantrag vor, so dass auch noch keine baurechtliche Prüfung stattfinden konnte. Das schließt auch etwaige Störfallbelange ein.“