Duisburg. Die Beecker Kirmes ist überraschend abgesagt. Für den Neustart 2023 muss der Kirmesplatz saniert werden. Dabei gibt es bereits erste Rückschläge.

Nach dem Hin und Her mit der Beecker Kirmes und ihrer überraschenden Absage am 25. Mai blickt Duisburg Kontor, der städtische Veranstalter, jetzt nach vorn. Dabei weiß er die Stadt Duisburg, die Politik, die örtlichen Vereine und die Schausteller an seiner Seite. Es gilt, bessere Voraussetzungen für den einst größten Jahrmarkt am Niederrhein zu schaffen. Allerdings zeichnen sich bereits erste Rückschläge ab.

Zuletzt war das Interesse der Karussellbetreiberinnen und Budenbesitzer derart gering, dass Duisburg Kontor für diesen Sommer nur die Reißleine blieb. Ein ertüchtigter Kirmesplatz soll insbesondere die Bedingungen für schwere Großfahrgeschäfte deutlich verbessern. Der entsprechende Antrag dazu liegt jetzt der Bezirksvertretung Meiderich/Beeck vor. Zudem hat Duisburg Kontor parallel Stadtentwicklungsdezernent Martin Linne gebeten, sich des Kirmesplatzes anzunehmen.

Neuer Kirmesplatz soll den Traditionsrummel „zu altem Glanz“ führen

„Es gibt den Willen, und zwar bei allen, die Beecker Kirmes zu erhalten und zu altem Glanz zu führen“, sagt Alexander Klomparend, Sprecher von Duisburg Kontor. Dabei spiele der Umbau des Kirmesplatzes zwischen der Autobahn 42, der Karl-Albrecht-Straße und Am Beeckbach eine entscheidende Rolle. Dort können Großfahrgeschäfte wie ein Riesenrad aufgebaut werden, zermalmen bislang unter ihrem Gewicht aber den ausgelegten Schotter. Dadurch sind nach dem Rummel, beklagen sich die Schausteller, aufwendige, mehrtägige Reinigungsarbeiten der Fahrgeschäfte notwendig, die viele nicht mehr in Kauf nehmen wollen.

Der Kirmesplatz in Duisburg-Beeck ist für Großfahrgeschäfte wie ein Riesenrad ungeeignet. Das soll ein Umbau künftig ändern.
Der Kirmesplatz in Duisburg-Beeck ist für Großfahrgeschäfte wie ein Riesenrad ungeeignet. Das soll ein Umbau künftig ändern. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Daher fordert jetzt die Bezirksvertretung, dass das Areal für große Volksfeste angepasst wird. Es soll für Schwerlastwagen befahrbar und für die Einzelstützlasten und das Gewicht der Großfahrgeschäfte ausgelegt sein. Diese Karussells wiegen teils rund 60 Tonnen. Berücksichtigt werden sollen zudem die Stromversorgung und Kabelkanäle für die Schausteller. Die politische Mehrheit im Bezirk und später im Stadtrat gilt als sicher.

Politiker fordern eine Fläche für Sport, Kultur und als Naherholungsgebiet

„Mit einer kompletten Versiegelung des Kirmesplatzes können wir aber nicht leben“, betont Ratsfrau Kathrin Selzer (Grüne) und begrüßt daher, dass der Antrag diese ausschließt und geltende Umweltstandards einfordert. „Es wäre schön, wenn diese Fläche den Stadtteil aufwertet.“ Dies soll dadurch erreicht werden, dass Beeck statt eines Kirmesplatzes ein multifunktionales Gelände bekommt, wie SPD-Chef Mahmut Özdemir und seine Vize Jülide Celenk für ihre Partei fordern. Zwar sei die Beecker Kirmes, so Celenk, „das Herzstück des Duisburger Nordens“, aber das Gelände solle nach der Umgestaltung vielseitig für „Sport, Kultur und als Naherholungsgebiet“ nutzbar und allen Menschen zugänglich sein.

Darüber herrscht in den politischen Gremien ebenfalls Einigkeit. „Es ist Druck auf dem Kessel, es muss jetzt schnell gehen“, mahnte Kathrin Selzer vor wenigen Tagen an. Doch genau das wird nicht möglich sein, wie am Dienstagabend bei einem Treffen zwischen der Stadt und den übrigen Kirmesakteuren bekannt wurde.

Haushaltsrecht und weitere Hürden verzögern das Projekt erheblich

„Wir wollen alle, dass der Kirmesplatz instand gesetzt wird, aber das wird nicht bis zum nächsten Jahr abgeschlossen sein“, so Kontor-Sprecher Alexander Klomparend. Das sei schon haushaltstechnisch nicht möglich, wie ein Treffen zwischen Duisburg Kontor, der Stadtspitze, Dezernent Linne, dem Bauordnungsamt und dem Umweltamt ergeben habe. Eine weitere Hürde für die Instandsetzung des Geländes ist demnach, dass es nicht nur der Stadt Duisburg gehöre, sondern teils einer weiteren Behörde. Vermutlich ist dies die Bundesautobahngesellschaft.

Eine weitere Hürde für zügige Tiefbauarbeiten auf dem Kirmesplatz könne außerdem sein, dass der Boden kontaminiert sei. Demnach liegen dort Schlackeschichten 30 bis 40 Zentimeter unter der Grassohle.

Kleine Veranstaltung bis Großkirmes: Neues Konzept mit mehreren Ausbaustufen

Dennoch wird es im Sommer 2023 eine Beecker Kirmes geben, beteuert Klomparend: „Wir werden die Kirmes ganz normal ausschreiben und wir werden sie aufbauen.“ Damit hängt jedoch die zweite große Aufgabe für Duisburg Kontor zusammen. Nach der jüngsten Absage ist der städtische Veranstalter gefordert, ein neues, ein modernes Kirmeskonzept zu entwickeln. Es soll zeitgemäß sein, verstärkt die Jugend berücksichtigen und auch ein Programm bieten, das nicht nur Kirmesliebhaber in den Duisburger Norden lockt.

Das kann der städtische Veranstalter nach zwei Monaten seit der Absage für diesen Sommer noch nicht präsentieren. Er ist aber inzwischen darauf vorbereitet, dass die Resonanz der Schaustellerinnen und Schausteller ähnlich gering ausfallen könnte wie zuletzt. Duisburg Kontor zog im Mai die Reißleine, weil nur 54 Kirmesbeschicker einen unterschriebenen Vertrag zurückgeschickt hatten, darunter nur vier Großfahrgeschäfte. Bei der als zu unattraktiv und zu klein kritisierten jüngsten Auflage von 2019 lockten noch rund 150 Schausteller.

Das neue Konzept umfasst laut Duisburg Kontor mehrere Ausbaustufen von einem Rummel, der kleiner ist als gewohnt bis hin zu einer Großkirmes. Es soll bis zur Sanierung des Kirmesplatzes genutzt werden. Entscheidend dafür ist die Resonanz auf die kommende Ausschreibung, den die Kirmesgröße entscheidet auch über das Programm. Das Programm werde aber, so Alexander Klomparend, bei jeder Ausbaustufe „sehr divers werden“ und „unterschiedliche Generationen“ sowie „unterschiedliche Kulturen“ ansprechen.

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Auch Ralf Reminder, der Vorsitzende des Alten Vereins Reisender Schausteller Duisburg, muss die Rückmeldungen auf die Ausschreibung abwarten, will sich aber bei seinen Kollegen für Beeck stark machen. Seine Branche brauche jedoch die Instandsetzung des Kirmesplatzes, damit der Fortbestand des Rummels mit jahrhundertealter Tradition möglich bleibt.

Da der Platz nicht bis 2023 hergerichtet werden kann, wollen die Karussellbesitzer und Budeninhaber aber gesprächsbereit bleiben, um für den Zustand des Kirmesplatzes befristete Lösungen für den Sommer 2023 zu finden. Dabei setzen sie, ebenso wie für die dauerhafte Umgestaltung des Areals, auf die Fachleute in Rathaus.

>> NÄCHSTE BEECKER KIRMES STEIGT AM ERSTEN JULI-WOCHENENDE 2023

Die Beecker Kirmes 2023 soll von Freitag, 30. Juni, bis Dienstag, 4. Juli, stattfinden. Darauf haben sich alle Akteure in einer gemeinsamen Sitzung verständigt. Die Rückkehr zum traditionellen Termin rund ums letzte Augustwochenende hatte zwar auch Fürsprecher. Insbesondere „die Schausteller haben vehement für den aktuellen Termin geworben“, so Duisburg Kontor.

Die sogenannte Sportpark-Kirmes am MSV-Stadion in Neudorf ist dauerhaft vom Tisch. Die rot-schwarze Mehrheit im Stadtrat hat laut der SPD diese Option endgültig beerdigt.

Die Bezirksvertretung entscheidet über den Antrag zum Kirmesplatz am 18. August, anschließend der Stadtrat am 19. September.