Duisburg. Die Beecker Kirmes hat nur eine Zukunft, wenn der Kirmesplatz saniert wird. Doch bei Ideen und Zeitplan gibt sich die Stadt Duisburg wortkarg.
Die Neuauflage der traditionsreichen Beecker Kirmes im Sommer 2023 ist aktuell ausgeschrieben. Damit können sich jetzt Karussellbetreiber und Budenbesitzer bis zum Jahresende überlegen, ob sie sich auf den Jahrmarkt mit jahrhundertealter Geschichte bewerben wollen.
Zuletzt hatte Duisburg Kontor als städtischer Veranstalter die Reißleine gezogen und die diesjährige Kirmes abgesagt. Bis zum Frühjahr waren auf eine magere Bewerbungslage mit 180 Rückmeldungen und späteren 90 Zusagen nur 54 unterschriebene Verträge zurückgekommen. Zum Vergleich: Bei der als zu klein und als zu unattraktiv kritisierten bisher letzten Ausgabe im Sommer 2019 waren noch 150 Karussells und Stände dabei. Trotz der Zahlen und der hitzigen Diskussion um die Neudorfer Sportpark-Kirmes, die den Traditionsrummel ersetzen sollte, genießt die Beecker Kirmes noch immer ein gutes Ansehen, heißt es in Schaustellerkreisen.
Neuer Kirmesplatz soll attraktive Großfahrgeschäfte nach Duisburg-Beeck locken
Auch der beherzte und letztlich erfolgreiche Kampf für den Erhalt der Veranstaltung im Duisburger Norden wird in der Branche positiv gesehen. „Duisburg Kontor will die Beecker Kirmes genauso erhalten wie wir“, schildert Ralf Reminder seinen Eindruck aus zahlreichen gemeinsamen Sitzungen mit allen Beteiligten inklusive örtlichen Vereinen und der Lokalpolitik. Jedoch lässt der Vorsitzende des Alten Vereins Reisender Schausteller Duisburg keinen Zweifel daran, woran das Überleben des Jahrmarkts geknüpft ist: dass der Kirmesplatz neben der A 42 an der Karl-Albert-Straße ertüchtigt wird.
Zumal Schausteller ihre bei Besucherinnen und Besuchern sehr beliebten Großfahrgeschäfte dort nur noch sehr ungern aufstellen, wie Reminder erläutert. Demnach wiegen die Fahrzeuge gut 60 Tonnen und deren Hydraulikstempel zermalmen den Schotter auf dem Kirmesplatz durch ihr Gewicht zu feinem Staub. Die anschließend nötige Reinigung der großen Karussells dauere bis zu vier Tagen. Für deren Besitzer sei der Standort daher völlig unattraktiv. Dass der Kirmesplatz modernisiert wird, ist für Duisburg Kontor, für die Karussellbesitzer und für die Lokalpolitiker als Überlebenselixier für den Jahrmarkt in Beeck alternativlos.
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Einen entsprechenden Antrag aus der Feder der CDU hat die Bezirksvertretung Meiderich/Beeck längst im Sommer einstimmig angenommen. Die Stadtverwaltung ist seither beauftragt, dieses Bauprojekt umzusetzen. Doch der Umbau ist laut den Fachleuten im Rathaus haushaltsrechtlich erst für die Kirmes 2024 möglich. Zudem gibt es noch viele Hürden zu überwinden. So soll das Gelände etwa durch Schlackeschichten nur wenige Dutzend Zentimeter unter Grassohle kontaminiert sein.
„Leider noch nicht möglich“: Stadt spricht noch nicht über Ideen und Zeitplan
Da zudem nicht alle Grundstücke des Kirmesplatzes der Stadt gehören, so eine Sprecherin auf Anfrage der Redaktion, „werden nun Gespräche und Abstimmungen mit allen Beteiligten hinsichtlich der weiteren Planungen erfolgen“. Aussagen über den Zeitplan für die Modernisierung oder über konkrete Ideen „sind zu diesem frühen Zeitpunkt leider noch nicht möglich“, bittet die Sprecherin um Geduld.
Beecker Kirmes 2023- Erste Rückschläge für den NeuanfangDas nichtstädtische Grundstück gehört der Bundesautobahngesellschaft, wie kürzlich Tobias Zoporowski von der Autobahn GmbH Rheinland bestätigt. Jedoch wisse dort in der für Liegenschaften zuständigen Abteilung aktuell niemand von einer Kontaktaufnahme der Stadt Duisburg bezüglich des Kirmesplatzes – immerhin fast zwei Monate nach dem politischen Beschluss. Grundsätzlich sei die Autobahn GmbH aber gesprächsbereit.
Funkstille herrscht derzeit jedoch nicht nur gegenüber der Autobahn GmbH. Lokalpolitiker aus dem Bezirk vermissen wegen der Kirmes ebenfalls den Austausch mit den städtischen Fachleuten um Stadtentwicklungsdezernent Martin Linne.
Dabei ist der Beschluss für den neuen Kirmesplatz recht eindeutig. Das Gelände soll so hergerichtet werden, dass es für große Volksfeste nutzbar ist. Dabei sollen aktuelle Umweltstandards berücksichtigt werden, die Fläche also keinesfalls einfach vollständig versiegelt werden. Der neue Platz soll nicht nur für Großfahrgeschäfte ausgelegt werden, sondern auch für Schwerlast-Lkw und Autokrane befahrbar sein. Zusätzlich sollen die „infrastrukturellen Bedürfnissen der Schausteller“ erfüllt werden, was etwa Stromversorgung und Kabelkanäle meint. Das Gelände soll letztlich auch für andere Veranstaltungen nutzbar sein und genutzt werden.
Traditionsrummel soll wieder überregionale Strahlkraft entwickeln
Die Grünen stellen sich eine möglichst geringe Versieglung vor und haben bereits mit Duisburg Kontor über ein Lochplatten-System als Alternative zu Asphalt oder Beton gesprochen. Dagegen setzt die CDU auf die Expertise der städtischen Fachleute, erwartet aber auch Vorschläge. Hintergrund des Antrags sei, erläuterte der CDU-Fraktionsvorsitzende Christof Eickhoff bereits im August, dass der Duisburger Norden weiterhin ein großes Potenzial für Volksfeste habe. Jedoch müsse die Traditionskirmes wieder „überregionale Strahlkraft“ entwickeln, um auch außerhalb von Beeck und Duisburg Besucher und Kaufkraft anzuziehen – wie es auch die Cranger Kirmes oder die Düsseldorfer Rheinkirmes tun.
Da der Umbau des Kirmesplatzes voraussichtlich länger dauern wird, möchte die Bezirksvertretung keine Zeit verlieren. Bis spätestens zum Juli 2024 soll alles fertig sein. Daher bereitet Christof Eickhoff jetzt einen Antrag vor, durch den die zuletzt wortkarge Stadt Duisburg der Bezirksvertretung darlegen soll, was alles bereits unternommen wurde. Was noch umgebaut werden soll und wie der Zeitplan aussieht. Mögliche Kosten für den Kirmesplatz sind auch noch nicht öffentlich bekannt. Eine Mehrheit für den Antrag gilt als sicher.
Karussellbetreiber und Budenbesitzer kämpfen mit Personalmangel
Derweil bewerben sich nun die Schausteller auf die Beecker Kirmes 2023 mit altem Kirmesplatz. Zwar ist Duisburg Kontor zuversichtlich, dass diesmal genug Verträge zustande kommen, um den Traditionsrummel endlich wieder ausrichten zu können. Nicht zuletzt hat der städtische Veranstalter nach eigenen Angaben ein neues Konzept erarbeitet, das verschiedene Größen für die Veranstaltung ermöglicht.
Geplant sind demnach zusätzliche Programmpunkte, die auch Menschen zur Kirmes locken, die nicht für Karussells oder Zuckerwatte kommen würden. Bevor das Rahmenprogramm als zusätzlicher Publikumsmagnet ausgearbeitet und gebucht werden könne, müsse Duisburg Kontor aber zunächst abwarten, wie groß das Interesse der Budenbesitzer und Karussellbetreiber an dem Jahrmarkt ist.
Neustart 2023? Warum die Beecker Kirmes 2022 scheiterte„Wir müssen die Bewerberlage abwarten“, bestätigt auch Schausteller Ralf Reminder. Er hatte ebenfalls im Mai die Absage für die Kirmes 2022 wegen des zu geringen Interesses mitgetragen. „Die meisten Bewerbungen kommen aber immer zum Schluss“, weiß er und will daher optimistisch bleiben. Dass der Kirmesplatz umgebaut werden soll, sieht er als wichtige Nachricht an seine Branche, nimmt aber auch wahr, dass die Stadt Duisburg mit Auskünften darüber aktuell „zurückhaltend“ sei.
Außer einem Umbau bleibt aus seiner Sicht keine Maßnahme mehr, die den Karussellbesitzern die Situation in Beeck erleichtern würde. So sei in der Vergangenheit schon viel ausprobiert worden; so sind etwa Matten gegen den Staub verlegt worden. Neben den Großfahrgeschäften, betont Reminder, seien aber die kleinen Buden und Karussells als „Zauber drumherum“ ebenso wichtig für eine Kirmes. Doch die Branche kämpfe gerade mit massivem Personalmangel. Zuletzt wurde dadurch auch der Jahrmarkt in Rheinhausen unverhofft kleiner als geplant und zu einer großen Enttäuschung. Hinzu komme die Energiekrise und dass auch potenzielle Kirmesbesucher verstärkt auf ihre Ausgaben achten müssen.
Schausteller fordern viel Polizeipräsenz für gutes Sicherheitsgefühl
Angesichts des erfolgreichen Ruhrorter Hafenfests, das der Beecker Kirmes in Duisburg längst den Rang als beliebtestes Volksfest für die ganze Familie abgelaufen hat, wünscht sich Ralf Reminder, dass auch beim Jahrmarkt in Beeck viel Polizei präsent ist. So habe die Feier in Ruhrort mit Hafenkirmes gezeigt, dass gerade Familien die Polizistinnen und Polizisten zu schätzen wussten und dass das Sicherheitsgefühl der Gäste gestärkt war. „Die Polizei muss ja nicht direkt mit Maschinenpistolen rumlaufen“, so der Schausteller und erinnert sich an den Weihnachtsmarkt 2016.
So gibt es aktuell zwar den Willen bei allen Beteiligten, dass die Beecker Kirmes im Juli 2023 ihre langerwartete 491. Auflage auch tatsächlich erleben wird. Aber keine Garantie. Davon unabhängig ist eine Zukunft des Traditionsrummels aber jetzt daran geknüpft, dass die Stadt den Kirmesplatz modernisiert.