Duisburg-Meiderich. Wegen randalierender Kinder ist das Sicherheitskonzept des Meidericher Martinsmarkts verschärft. Die Bilanz von Polizei, Stadt und Veranstalter.

Lange war der traditionelle Martinsmarkt erwartet worden. Doch erst kurz vor Beginn des fünftägigen Familienfestes auf der Meidericher Einkaufsstraße war es überhaupt genehmigt worden. Erstmals haben die Polizei Duisburg und die Stadtverwaltung von dem veranstaltenden Verein, dem Meidericher City-Management, einen privaten Sicherheitsdienst verlangt. Durch dieses verschärfte Sicherheitskonzept sollten Vorfälle wie bei den vergangenen zwei Auflagen 2019 und 2021 verhindert werden. Damals hatten randalierende Kinder- und Jugendbanden den beliebten Martinsmarkt erheblich gestört.

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Diesmal blieb solch eine Randale aus. Dies hat allerdings seinen Preis – und womöglich Konsequenzen für die Zukunft der Veranstaltung. Denn für den kleinen Verein waren die Zusatzkosten für die Security kein Pappenstiel. Gespart wurde an anderer Stelle. So musste beim 37. Martinsmarkt (27. bis 31. Oktober) die Showbühne auf dem Bahnhofsvorplatz samt buntem Programm wegfallen. Das Karussell „Breakdance“ und der Bierstand, die sonst dort aufgebaut werden, blieben zu Hause, wie auch ein paar Schausteller, die glaubten, ohne Showbühne kein Geschäft mehr machen zu können.

„Wir sind definitiv zufrieden. Die Stände waren gut besucht und die Karussells waren voll“, zieht Heike Wiehe als Vereinsvorsitzende eine positive Bilanz des abgespeckten, aber besser gesicherten Martinsmarkts. Die Meidericherinnen und Meidericher hatten demnach „große Lust“, das Familienfest zu besuchen. Das gute Wetter spielte den Organisatoren dabei in die Hände.

Verschärftes Sicherheitskonzept beim Meidericher Martinsmarkt geht auf

Erfolgreich sei außerdem die Zusammenarbeit zwischen dem Verein, dem Sicherheitsdienst, der Polizei, dem Ordnungsamt und der Stadttochter Octeo, die den Bahnhof im Auge behielt, gewesen. „Die Kombination hat richtig gut funktioniert“, sagt Heike Wiehe – zumal die Security mit ihren gelben Warnwesten gut zu sehen war. Polizei und Stadt zeigten auch ganz bewusst Präsenz.

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Zu einzelnen Vorfällen kam es trotzdem. So schlugen etwa drei Jugendliche eine Verkäuferin an ihrem Stand nieder und beraubten sie. Doch die erwartete Randale durch Kinderbanden, die zuletzt Menschen mit Polenböllern und Eiern beschmissen, mit Metallspießen gepikst und sie bepöbelt hatten, gab es bei der diesjährigen Veranstaltung nicht.

Positiv fällt daher auch die Bilanz der Polizei aus. Sie sei „zufrieden mit dem Sicherheitskonzept“, so ein Sprecher, zumal es nicht zu den Zuständen von 2019 und 2021 kam. Dass es trotz des Raubes, vereinzelter Böllerwürfe und Platzverweise „insgesamt ruhiger“ war als bei den vorigen Ausgaben, habe auch ein Abschlusstreffen zwischen Veranstaltern, Stadt und der Polizei ergeben.

Der Martinszug durch Duisburg-Meiderich ist ein Höhepunkt des fünftägigen Stadtteilfests.
Der Martinszug durch Duisburg-Meiderich ist ein Höhepunkt des fünftägigen Stadtteilfests. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Das bestätigt auch der städtische Außendienst des Ordnungsamtes, dessen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an allen Tagen während der Stoßzeiten auf dem Martinsmarkt waren. Sie mussten während des gesamten Familienfests „lediglich zehn Maßnahmen im Zusammenhang mit Jugendlichen“ treffen, die durch „störendes Verhalten“ aufgefallen waren. „Die Schausteller vor Ort begrüßten die hohe Präsenz uniformierter Kräfte von Polizei, Sicherheitsdienst und dem städtischen Außendienst“, teilt ein Stadtsprecher mit. „Dadurch verlief die Veranstaltung wesentlich ruhiger als in den Vorjahren.“

Laut einer Octeo-Sprecherin war es am Bahnhof im Vergleich zu den Vorjahren ebenfalls „sehr ruhig“, und „die Sicherheitskräfte haben ihn von früh morgens bis abends bestreift“.

Duisburger vermissen eingesparte Showbühne und Karussells

Bei den Besucherinnen und Besuchern, darunter viele junge Familien mit Kindern, hätten die Uniformierten eindeutig das Sicherheitsgefühl verstärkt. Das berichtet der Meidericher Bürgerverein. Anfangs hätten einige zwar ein mulmiges Gefühl angesichts der ungewohnt hohen Anzahl an Polizisten, Ordnungsamtsmitarbeiter und Security-Leuten gehabt, so der Geschäftsführer Holger Fitzner, doch das habe sich schnell gelegt und sei dann ins Positive umgeschlagen.

Gerade viele junge Familien mit Kindern kommen zum Martinsmarkt nach Duisburg-Meiderich.
Gerade viele junge Familien mit Kindern kommen zum Martinsmarkt nach Duisburg-Meiderich. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Ohnehin müsse sichergestellt werden, so Fitzner, dass auch im kommenden Jahr der Martinsmarkt wieder stattfinden wird, denn „er ist wichtig für den Stadtteil und besonders für die Kinder“. Natürlich hätten einige die Showbühne vermisst und die Jugendlichen das Breakdance-Karussell. Daher wäre es aus Sicht des Bürgervereins am schönsten, wenn es 2023 sowohl eine Bühne, alle Karussells und ein Sicherheitsdienst zusätzlich zum Feuerwerk und Martinsumzug gebe. Entscheidend sei aber, dass er nächstes Jahr wieder stattfindet – und nicht aus Kostengründen abgesagt wird.

Neuauflage steigt nicht mehr rund um Halloween

Den 38. Martinsmarkt soll es im nächsten Herbst definitiv wieder geben, kündigt Veranstalterin Heike Wiehe an. Dann jedoch nicht mehr parallel zum Kürbisfest in der Innenstadt. Nicht mehr über Halloween, wenn Jugendliche gerne mit Eiern schmeißen. Die nächste Auflage startet nach Allerheiligen, am Donnerstag, 2. November 2023, und am darauffolgenden Sonntag öffnen wieder die Geschäfte an der Einkaufsstraße.

Ob Stadt und Polizei wieder einen Sicherheitsdienst verlangen, steht nach Auskunft der Behörden längst noch nicht fest. Das müssten gemeinsame Sicherheitsgespräche mit dem Meidericher City-Management im nächsten Jahr zeigen. Heike Wiehe und ihr Verein wollen dann nicht wieder kurzfristig von plötzlichen Mehrkosten überrascht werden. Deshalb haben sie sich fest vorgenommen: „Wir werden versuchen, mehr Geld zu sammeln.“

>> STREETWORKER STATT POLIZISTEN

● Das Problem der randalierenden Kindergruppen sieht Heike Wiehe vom Meidericher City-Management nicht durch einen privaten Sicherheitsdienst und mehr Polizeipräsenz gelöst. „Das Problem muss man an der Wurzel packen“, sagt sie und fordert, dass die Kinder beigebracht bekommen, wie sie sich auf einem Familienfest zu verhalten haben. Das gehe mit Streetworkern, Sozialarbeitern und Pädagogen – nicht mit Polizei, Ordnungsamt und Security.

● Bezirksbürgermeister Peter Hoppe (SPD) würde auch lieber sehen, dass das Geld für den Martinsmarkt den Kindern und Besuchern zugutekommt statt für einen teuren Sicherheitsdienst ausgegeben wird, ob beim Bühnenprogramm oder beim Martinsumzug. So hat er etwa mit dem Meidericher Hilfswerk Weckmänner für alle Kinder beim Martinsumzug spendiert. Und auch die Bezirksvertretung hat das Fest mit 1300 Euro unterstützt.