Duisburg. Tony Bauer tourt mit seiner Comedy durch ganz Deutschland. Der Duisburger erzählt Witze über Marxloh, sein Leben und seine schwere Krankheit.

  • Comedian Tony Bauer ist in Marxloh geboren
  • 27-Jähriger hat Kurzdarmsyndrom und wird über einen Schlauch ernährt
  • Erster Auftritt 2021 bei einer Lehrerkonferenz am Berufskolleg
  • Seit 2022 scherzt er vor großem Publikum über Marxloh und seine Krankheit

„Marxloh ist wie ein Gulliloch mit Brautmodengeschäften. Wenn du da geboren bist, hast du sofort 60.000 Euro Schulden!“ – so redet Tony Bauer (27) über seine Duisburger Heimat, wenn er auf den großen Bühnen in Köln, Oberhausen und Hamburg steht. Früher hat er Witze aus Langeweile erzählt. Nun ist es sein Job.

Tony Bauer kommt gebürtig aus Duisburg-Marxloh und ist seit Ende des vergangenen Jahres ein Comedy-Neuling. Er spielt in Kneipen, Bars und Wohnzimmern, aber auch bei großen Events wie der 1Live Köln Comedy-Nacht XXL vor über 12.000 Gästen in der Lanxess Arena. Unter anderem witzelt er über das Leben in Marxloh. Ein Teil seiner Show befasst sich jedoch mit einem eigentlich ernsten Thema: seiner schweren Krankheit, dem Kurzdarmsyndrom.

Duisburger Comedian wegen Kurzdarmsyndrom mit Schlauch auf der Bühne

„Mit acht Jahren kam ich mit Bauchschmerzen ins Krankenhaus. Die Ärzte sagten, dass ich operiert werden muss und schon war ich im Koma“, sagt Tony Bauer. Bei ihm wurde das Kurzdarmsyndrom nach Volvulus festgestellt, eine Krankheit, bei der sich der Dünndarm ineinander verschlingt. Deswegen wurde ihm der Dünndarm entfernt. Tony kann zwar normal essen, durch das Essen aber keine Nahrung aufnehmen. Über einen drei Meter langen Schlauch werden ihm die Nährstoffe daher aus einem Beutel direkt in den Magen gepumpt.

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Da seine Shows meistens abends stattfinden, trägt er den Schlauch oft auch auf der Bühne – so wie bei der Comedy-Nacht XXL in Köln. Der geriffelte, weiße Schlauch ragt an der Hüfte aus seinem Hoodie. Er führt zu seinem blauen Rucksack, der auf einem Hocker steht. Wenn sich Tony vom Hocker wegbewegt, zieht sich der Schlauch auseinander.

„Ich bin der einzige Mensch, der verhungern würde mit einem Big Mac im Mund“, scherzt er in Köln. „Deshalb müsst ihr euch in meinem 4You-Scoutrucksack eine Aldi-Tüte vorstellen. Die ist gefüllt mit Flüssigkeit. Und die Flüssigkeit läuft jeden Abend in meinen Körper und ernährt mich.“ Den Schlauch, der ihn mit Nährstoffen versorgt, nennt er auch den „Schlauch des Lebens“.

Tony Bauer beginnt mit Witzen im Krankenhaus

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Schon früh hatte Tony Bauer den Drang, Witze zu erzählen. Er fing an, vor den Krankenschwestern und Ärzten Scherze zu reißen, während er wegen seiner Krankheit behandelt wurde: „Ich dachte, so haben auch sie mehr Spaß dabei und behandeln mich am Ende des Tages vielleicht gerne.“ Auch in der Schule habe er oft einen witzigen Spruch auf den Lippen gehabt. Er sagt: „Oft haben die Lehrer selber über meine Witze gelacht. Dann haben sie mir das gar nicht übel genommen.“

Sein Berufsweg hatte zunächst nichts mit Comedy zu tun: Abschluss nach Klasse zehn, Fachabitur im Bereich Wirtschaft, dann ein Ernährungsmedizin-Studium in Rheine. Nach zwei Semestern merkte Tony Bauer, dass ihm das Studium nicht gefällt. Also wechselte er an eine Düsseldorfer Privat-Uni, um Psychologie zu studieren. „Die schlechteste Entscheidung meines Lebens“, sagt er heute. „Das zahle ich jetzt noch ab.“

Tony Bauer frühstückt oft im Café Femm in Duisburg-Marxloh. Er isst hauptsächlich aus Genuss, denn die Nährstoffe bekommt er über einen Schlauch zugeführt.
Tony Bauer frühstückt oft im Café Femm in Duisburg-Marxloh. Er isst hauptsächlich aus Genuss, denn die Nährstoffe bekommt er über einen Schlauch zugeführt. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Ein ehemaliger Lehrer hat ihn zur Comedy gebracht: Er fragte Tony, ob er nicht die Abschlussfeier des Berufskollegs moderieren wolle. Sein erster richtiger Auftritt als Comedian war im Frühjahr 2021 bei einer Lehrerkonferenz des Sophie-Scholl-Berufskollegs in Marxloh: „Ich hatte mir vorher meine Witze in ein Buch geschrieben. Eigentlich habe ich nur eineinhalb Stunden über meine Krankheit gelacht, aber alle fanden es witzig“, meint Tony Bauer.

Seit 2022 ist Duisburger in ganz Deutschland unterwegs

Dann kam Corona und Tony trat nur vor Freunden im Wohnzimmer auf, ab Herbst 2021 schließlich bei kleinen Comedy-Veranstaltungen in Kneipen und Bars. Im November spielte Tony Bauer vor rund 20 Gästen bei einem „Open Mic“ in Bremen. Danach war für ihn klar: „Ich sage das Studium ab, wage den Schritt ins Dunkle und konzentriere mich ganz auf Comedy.“

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Seit Anfang des Jahres tourt Tony in Mixshows durch ganz Deutschland. Dabei trifft er auf Comedy-Größen wie Kaya Yanar, Chris Tall und Till Reiners. „In der Lanxess Arena kam Kaya Yanar nach meinem Auftritt zu mir und sagte, ich erinnere ihn an den jungen Eddie Murphy. Das war für mich wie ein Ritterschlag“, sagt Tony Bauer. Mit dabei ist immer ein Buch, in das er seine Witze schreibt: „Das erste ist aber schon längst voll. Mittlerweile habe ich drei.“

Sein Konzept ist immer noch das gleiche wie vor zwei Jahren, als er bei der Lehrerkonferenz auftrat: Tony lacht über sich, seine Krankheit und das Leben in Marxloh. Und erzählt ganz oft den Witz: „Marxloh ist der Rallystreifen in der Unterhose der Gesellschaft. Wenn du sagst, dass du hier wohnst, denken die Leute, du hast eine Depression.“