Duisburg-Beeckerwerth. Hinterm Rheindeich in Duisburg sollen gut 300 neue Wohnungen entstehen. Die ersten Bauarbeiten haben begonnen. Wie der Investor nun weiter plant.
Das Großprojekt „Deichhöfe“ wird das kleine Beeckerwerth nachhaltig verändern. Die Neubausiedlung mit Rheinblick und insgesamt gut 300 neuen Wohnungen soll auf dem Gelände der Rheinklinik entstehen, die dafür abgerissen wird. Jetzt hat die Stadt Duisburg, wie von der Bezirksvertretung gefordert, einen Bebauungsplan für das 50.000 Quadratmeter große Areal erarbeitet.
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Zwar rollen noch keine Bagger, doch die Investorin, die Projekt Rheinblick GmbH mit neuem Sitz in Neudorf, hat bereits mit den Bauarbeiten begonnen. Denn nicht nur die 18 künftigen Neubauten gehören zu dem Wohnquartier, sondern auch das ehemalige Schwesternheim. Es ist leergezogen und soll umfassend modernisiert werden. Im Inneren des achtstöckigen Hochhauses neben der Rheinklinik laufen derzeit Abbrucharbeiten.
„Wir haben schon ziemlich viele Anfragen für die Wohnungen bekommen“, sagt einer der beiden Geschäftsführer. Er möchte seinen Namen lieber nicht in der Zeitung lesen, spricht beim Baustellenbesuch an der Ahrstraße 90 aber offen mit der Redaktion. Demnach haben die Baucontainer am Hochhaus und die Kleintransporter der Handwerkerfirmen bereits Aufmerksamkeit erregt. Aktuell gibt es eine Warteliste für das ehemalige Schwesternheim. Für einen verbindlichen Einzugstermin ist es aber noch zu früh. Die bisherigen Interessenten kommen alle aus Beeckerwerth und „der näheren Umgebung“.
Wände raus: Aus kleinen Apartments im Schwesternheim werden 43 Wohnungen
Insgesamt 43 Mietwohnungen entstehen jetzt auf den acht Etagen. Nach den Bauarbeiten soll nichts mehr an die früheren kleinen Apartments mit rund 20 Quadratmetern und Gemeinschaftsküchen erinnern. Viele Wände sind bereits herausgerissen, damit die neuen Wohnungen zwischen circa 50 und 70 Quadratmeter groß werden können. Nur eine einzige Wohnung bleibt 25 Quadratmeter klein.
Alle bekommen neben einem eigenen Bad diesmal auch eine eigene Küche. Fassadendämmung, Fenster, Badezimmer, Böden, Türen, Fahrstuhl – alles wird neu, erläutert der Geschäftsführer. „Das Haus wird vollständig modernisiert“, sagt er, „und die meisten Wohnungen haben vom Balkon aus direkten Rheinblick.“
Der Rheinblick sei zusammen mit der „unmittelbaren Lage am Rhein“ das Highlight des Hochhauses. Am besten lässt sich die Aussicht hoch oben auf dem Flachdach genießen. Natürlich ist die benachbarte Rheinklinik zusehen, die nach aktuellem Stand 2026 für ein Wohnhaus abgerissen wird. Ebenso das Ruhrorter Thyssen-Kraftwerk, der Stadtwerketurm und, auf der linken Rheinseite, die Weißen Riesen von Hochheide.
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Gerade der Rheindeich sei zur Naherholung beliebt, und auf der anderen Seite des Hochhauses liegt zudem der Beeckerwerther See. Daher hat die Projekt Rheinblick GmbH keinen Zweifel daran, dass die Mietwohnungen gefragt sein werden. Denn die Mieten sollen möglichst ortsüblich und auch trotz Energiekrise und Inflation für die Menschen aus dem Duisburger Norden bezahlbar bleiben. Genaue Zahlen gibt es allerdings noch nicht.
Zwar hatte das Hochhaus zuletzt einen äußerst schlechten Ruf bei den Menschen aus dem Stadtteil und galt teils als Angstraum. Doch von der Sanierung verspricht sich der Geschäftsführer einen Neuanfang für das Gebäude. Die Arbeiten liegen im Zeitplan. Die befürchtete Materialknappheit sei bisher ausgeblieben, so dass die Investorin mit der Fertigstellung im kommenden Jahr rechnet.
Rollen bald die Bagger? Investorin mit Neubauten schnellstmöglich beginnen
Indes blickt die Projekt Rheinblick GmbH bereits auf das Neubaugebiet. Nördlich und südlich des einstigen Schwesternheims sollen insgesamt 18 Immobilien gebaut werden, die vier und vereinzelt sechs Geschosse haben und Zwei- bis Vier-Zimmer-Wohnungen beherbergen. Entlang der Ahrstraße entstehen drei Gebäude, entlang des Rheindeichs die eigentlichen Deichhöfe. In fünf Karrees bilden je drei Gebäude einen Deichhof, der sich jeweils zum Rhein hin öffnet.
Mit dem Bau der zwei westlichen Gebäude direkt an der Ahrstraße soll möglichst noch in diesem Jahr, spätestens 2023 begonnen werden. Dafür muss der Bebauungsplan nicht abgewartet werden, wie die Stadt Duisburg bestätigt. Über die Bauanträge entscheiden Fachleute im Rathaus nach Paragraf 34 des Baugesetzbuches. Zudem könnte nach dem Abriss der Rheinklinik der Neubau des dritten Gebäudes an der Ahrstraße ebenfalls nach Paragraf 34 beantragt werden. Sämtliche Baumaßnahmen möchte die Neudorfer Firma eng mit der Rheinklinik abstimmen. Vor dem Baubeginn müssen beispielsweise die Klinikparkplätze an den Rheindeich verlegt werden.
Mit dem Wohnviertel will die Projekt Rheinblick GmbH „die ganze demografische Bandbreite“ ansprechen. Daher zeige man sich auch gesprächsbereit, in den Neubauten teilweise Sozialwohnungen anzubieten. Dies hatten die Bezirksvertreterinnen und Bezirksvertreter gefordert.
Ist Beeckerwerth mit 1000 neuen Einwohnern überfordert?
Die Kritik, dass viele Hunderte neue Einwohner, vielleicht gar Tausend, den kleinen Stadtteil überfordern, teilt der Geschäftsführer nicht: „Wieso soll es hier schlechter werden, weil hier Menschen hinziehen? Das sehe ich nicht.“ Im Gegenteil. Das Bauvorhaben, gibt er sich überzeugt, „beflügelt den Stadtteil und bereichert ihn“. So trage der Zuzug aus seiner Sicht dazu bei, dass Infrastruktur erhalten bleibt. Allerdings denkt er nicht in Stadtteilgrenzen, so dass für ihn neben dem Netto-Markt an der Haus-Knipp-Straße auch Penny und Aldi in Laar sowie Kaufland in Ruhrort nahe gelegene Einkaufsmöglichkeiten sind.
Gesprächsbereit sei er obendrein beim Ausbau der Infrastruktur, falls die Stadt etwa auf dem Klinikgelände zusätzlich eine Kita bauen möchte. Dem Wunsch aus der Nachbarschaft nach einem Informationsabend will die Projekt Rheinblick GmbH in Absprache mit der Stadt ebenfalls nachkommen. Nur sei es dafür zu früh, weil noch zu viele Details nicht abschließend geklärt seien.
Von der Neubausiedlung soll jedoch der gesamte Stadtteil profitieren, und der Anfang ist jetzt mit den Sanierungsarbeiten des ehemaligen Schwesternheims gemacht.
>> Stadt Duisburg: „Zeitplan bis 2030 ist nicht unrealistisch“
● Das einstige Schwesternheim hat eine Bruttogeschossfläche von 8000 Quadratmeter, das geplante Wohnquartier von mehr als 50.600 Quadratmeter .
● Die Stadt hat das Konzept für das Wohnquartier gemeinsam mit dem Planungsbüro ISR und der Investorin, der Projekt Rheinblick GmbH, entwickelt. Öffentlich vorgestellt wurde es erstmals im Sommer 2021. Der Zeitplan sieht eine Fertigstellung bis 2030 vor. „Die konkrete Zeitschiene bis zum Projektabschluss können wir aktuell noch nicht benennen“ so ein Stadtsprecher, die ursprüngliche sei „jedoch aus behördlicher Sicht auch nicht unrealistisch“.
● Der Sitz der Projekt Rheinblick GmbH, der das Klinik-Gelände gehört, war zwischenzeitlich von Duisburg nach Schleswig-Holstein umgemeldet. So entstand der Eindruck eines Investorenwechsels. Dabei handelt es sich nach Angaben der Geschäftsleitung jedoch um ein Versehen. Statt nach Neudorf wurde der Sitz zunächst nach Kaltenkirchen verlegt. Einen Wechsel der Verantwortlichen habe es jedoch nicht gegeben. An dem Bauprojekt sind mehrere Unternehmensgruppen beteiligt. In Duisburg wird das Vorhaben entwickelt, für die konkrete Ausführung ist der Partner aus Norddeutschland zuständig.