Duisburg. Hinterm Rheindeich in Duisburg sollen bis zu 300 neue Wohnungen entstehen. Die Bezirksvertretung fordert jetzt ein umfangreiches Mitspracherecht.

Die geplante Neubausiedlung Deichhöfe könnte, allein durch ihre schiere Größe, das Leben im kleinen Beeckerwerth nachhaltig verändern. Rund 300 neue Wohnungen sollen hinterm Rheindeich entstehen, auf dem Gelände der Rheinklinik, die für das Wohnquartier abgerissen werden muss. Die Bezirksvertretung Meiderich/Beeck möchte ein Mitspracherecht bei diesem wichtigen Bauprojekt. Sie hat daher die Stadt Duisburg einstimmig beauftragt, einen Bebauungsplan für das Gelände zu erstellen und dafür einige Forderungen formuliert.

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Das Hauptziel, so schreibt es die rot-grüne Mehrheit in ihrem Antrag, ist „die Entwicklung einer qualitativ hochwertigen Wohnbebauung, die sich in den Ortsteil Beeckerwerth integriert“. Dafür solle das Konzept „weiterentwickelt werden“, das die Stadt für das 50.000 Quadratmeter große Grundstück an der Ahrstraße erstmals im Sommer 2021 vorstellte. So fordern die Fraktionen einen „Beitrag zum sozialen Gefüge“ und meinen damit vor allem eine verbindliche Quote von 30 Prozent für Sozialwohnungen.

Für das neue Wohnquartier in Duisburg-Beeckerwerth soll die Rheinklinik abgerissen werden.
Für das neue Wohnquartier in Duisburg-Beeckerwerth soll die Rheinklinik abgerissen werden. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Das Quartier soll zudem identitätsstiftend werden und eine ansprechende Architektur bekommen, aber auch einen Wert für die Allgemeinheit bedeuten. So sollen die Grün- und Wegeverbindungen entlang des Rheindeichs erhalten und öffentlich zugänglich bleiben. Ebenso machen sich die Bezirksvertreter für die große Wiese stark, die im Zentrum des Viertels mit den acht geplanten Wohnhöfen neben dem achtstöckigen Schwesternheim zunächst vorgesehen war.

CDU bringt wegen Ukraine-Krieg einen Schutzraum in der Tiefgarage ins Gespräch

300 Wohnungen mit Rheinblick in Duisburg- Das ändert sichNach einem Eigentümerwechsel hatte die DFK-Unternehmensgruppe (Deutsches Finanzkontor) als neue Investorin die Pläne verändern und anstelle der Wiese Parkplätze für die künftigen Mieter des Hochhauses schaffen wollen.

Bei den Lokalpolitikerinnen und Lokalpolitikern stieß dies jedoch bereits im März auf Widerstand, als sie erstmals davon erfuhren. Umso erfreuter sind sie jetzt. Denn Stadtplaner Patrick Huhn teilt ihnen mit, dass das Deutsche Finanzkontor nach Gesprächen mit der Stadt diese Änderung verworfen habe: „Jetzt ist eine Tiefgarage geplant und darüber ein Park.“ Das sei nicht nur eine „sehr gute Lösung“ für das zu erwartende Stellplatzproblem, so der Fachmann aus dem Rathaus, die Tiefgarage sei auch „prinzipiell die richtige Antwort, um den Verkehr zu bewältigen und keine weiteren Flächen zu versiegeln“.

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Fraglich bleibt hingegen, ob es einen unterirdischen Schutzraum innerhalb der Tiefgarage geben wird, wie ihn Günter Back (CDU) angesichts des Ukraine-Kriegs für das Wohnquartier anregt. „Wir können nicht alles durch Planungsrecht abdecken“, erläutert Patrick Huhn und verweist dabei auch auf den Schutzraum.

Schützen kann die Stadtverwaltung jedoch die nahe gelegene Streuobstwiese. Dies wünschen sich die Politiker ausdrücklich. Zwar liegt diese Streuobstwiese, ebenso wie eine angrenzende Großküche, nicht auf dem Grundstück der Reha-Klinik, das der DFK-Gruppe gehört. Aber der Stadtplaner schlägt vor, das Plangebiet für den Bebauungsplan entsprechend zu erweitern. Das stößt auf Zustimmung.

Nach Flutkatastrophe: Stadt Duisburg will Hochwasserschutz „immer wieder intensiv prüfen“

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Für wesentlich wichtiger hält dagegen Detlef Feldmann (Linke), dass „die Bebauung erst erfolgen darf, wenn die Deiche sicher sind“. Tatsächlich sind die Ursprungspläne für die Deichhöfe vorgestellt worden, bevor die Flutkatastrophe im Juli 2021 über Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz hereinbrach. Seither habe die Stadt Duisburg eine Prüfung des Hochwasserschutzes vorgezogen, so ein Sprecher. Sie habe aber „bislang keine unüberwindbaren Hindernisse“ für ein Bauplanleitverfahren ergeben. Im weiteren Verfahren werde man den Hochwasserschutz jedoch „immer wieder intensiv prüfen“.

Zumal die anstehende Deichsanierung den Bebauungsplan und das Wohnquartier beeinflusst. Sie sind abhängig „vom zukünftigen Deichfuß auf der Landseite und den sich hieraus ergebenden Schutzzonen“. Die Sanierungsart ist noch nicht entschieden. Sie wird zusammen mit anderen offenen Fragen und Details in einem Planfeststellungsverfahren geklärt.

Das frühere Schwesternheim neben der Rheinklinik bleibt erhalten. Der neue Investor zieht es gerade leer und will es anschließend modernisieren.
Das frühere Schwesternheim neben der Rheinklinik bleibt erhalten. Der neue Investor zieht es gerade leer und will es anschließend modernisieren. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Allerdings muss die DFK-Gruppe für einen Großteil des Wohnquartiers keinen Bebauungsplan abwarten. Von 18 Neubauten, die zwischen Rheindeich und Ahrstraße acht Wohnhöfe bilden sollen, fehlt aktuell nur für die drei westlichen Gebäude das Baurecht. Daher wird auf dem übrigen Gelände über Bauanträge nach §34 des Baugesetzbuchs entschieden, bis der neue Bebauungsplan rechtskräftig ist. Sobald das Aufstellungsverfahren läuft, kann eine Veränderungssperre verhindern, dass etwas gebaut wird, was der zukünftige Bebauungsplan nicht erlauben würde.

Für bis zu 300 neue Familien bei Einzelhandel, ÖPNV, Freizeit nachbessern

Neben dem Bebauungsplan sieht die Bezirksvertretung die Verwaltung zusätzlich in der Pflicht, die Rahmenbedingungen zu schaffen, dass in einigen Jahren gut 300 Familien in den Stadtteil ziehen können. So fordert der CDU-Fraktionsvorsitzende Christof Eickhoff besseren Einzelhandel und bessere Verkehrsinfrastruktur inklusive ÖPNV. Sein Parteifreund Günter Back kritisiert ergänzend, dass „Familien mit Kindern in Beeckerwerth aufs Nichts stoßen“, außer Fußball gebe es für die Jugend kaum Freizeitangebote.

All diese Anregungen werde die Stadt im Laufe des Bebauungsplanverfahrens prüfen, verspricht Patrick Huhn. Er weist jedoch darauf hin, dass dort planungsrechtlich ein allgemeines Wohngebiet entsteht, was größeren Einzelhandel ausschließt. Erlaubt sei dadurch nur ein Geschäft mit bis zu 800 Quadratmetern – aber das wäre dort, hinterm Rheindeich, für die Anwohner „schon viel wert“.

>> ZEITPLAN FÜR DAS WOHNQUARTIER DEICHHÖFE

Das Wohnbauprojekt hat derzeit sechs Bauabschnitte bis 2030. Die Rheinklinik soll 2026 abgerissen werden. Ursprünglich sollten bereits dieses Jahr zwei Neubauten an der Ahrstraße entstehen. Stattdessen will die neue Investorin zuerst das Hochhaus leerziehen und modernisieren.

Die Wohnhäuser sollen sich architektonisch ins Umfeld einpassen, fordert das Gremium. Die neuen Gebäude sollen also beispielsweise keine „futuristischen Glasbauten“ (Günter Back) werden. Zudem soll die Bebauung etwa nach aktuellstem Standard (jetzt Effizienzhaus 40 oder 40 Plus) umgesetzt werden, erneuerbare Energien nutzen und begrünte Dächer und Fassaden haben. Auch sollen Bäume gepflanzt werden.

Der Deichabschnitt Beeckerwerth/Laar, hinter dem das Wohnquartier Deichhöfe gebaut werden soll (Rheinkilometer 781 bis 783,5), wird voraussichtlich bis 2030 saniert.