Duisburg-Marxloh. Der Imbiss Dönermann ist in Marxloh sehr bekannt. Der Inhaber erkrankte schwer an Corona, steht aber wieder am Dönerspieß – dank seiner Familie.

Wo gibt es den besten Döner von Duisburg, vielleicht der ganzen Welt? In Marxloh, in der Imbissbude Dönermann. Das finden zumindest die Stammkunden von Dursun Aşçıoğlu. Sein Vater holte ihn 1987 aus seiner türkischen Heimat Bolu nach Marxloh. Damals war er gerade 23 Jahre alt, hatte schon in der Gastronomie gearbeitet und sollte jetzt im väterlichen Imbiss aushelfen, weil er sich mit Döner auskannte. „Er hat mir ein Döner-Messer in die Hand gedrückt und seitdem habe ich es nicht mehr aus der Hand gelegt“, erinnerte sich Dursun Aşçıoğlu bereits 2012 in einer Fernseh-Dokumentation. Jetzt hat Corona versucht, ihm das Messer zu entreißen. Ihn aus dem Leben zu reißen. Doch der 57-Jährige hat sich zurückgekämpft und kann seinen Dönergrill, zu dem auch eine Trinkhalle gehört, mithilfe seiner Familie weiterführen.

„Die Krankheit hat alles verändert, mein ganzes Leben“, sagt Aşçıoğlu. Wie und wo er sich mit dem Coronavirus angesteckt hat, weiß er nicht. Aber im März 2021 sei er für ein halbes Jahr ins Krankenhaus gekommen, habe sogar einige Wochen auf der Intensivstation im Koma gelegen. Später stand eine lange Reha an, doch auch danach war noch lange nicht wieder ans Arbeiten zu denken.

Zum türkischen Imbiss Dönermann auf dem August-Bebel-Platz in Duisburg-Marxloh gehört auch eine Trinkhalle.
Zum türkischen Imbiss Dönermann auf dem August-Bebel-Platz in Duisburg-Marxloh gehört auch eine Trinkhalle. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Zwar verbrachte er viel Zeit in seinem Geschäft am August-Bebel-Platz, das er 2003 eröffnete. Doch die Atemluft reichte ihm nicht aus, um das Fleisch vom Spieß zu schneiden oder zu bedienen. Sein Sohn Alperen ist daher spontan eingesprungen, damit der Familienbetrieb nicht schließen muss. Seine Tochter Hilal ist Steuerfachangestellte und kümmert sich jetzt um die Buchführung. Obwohl Ayşegül, die ältere Tochter, inzwischen in der Türkei lebt, steht auch sie weiterhin mit Rat zur Seite. Früher hat sie auch im Familienbetrieb mitgearbeitet.

Nach Corona-Infektion: Früher Sportler, heute an der Sauerstoffflasche

Als Aşçıoğlu endlich einem Gast wieder einen Çay servieren konnte, war die Freude groß. Seither geht es stetig aufwärts. Den Rollator braucht Dursun Aşçıoğlu nicht mehr zum Laufen. Das Gerät steht nur noch im Laden, weil er darin die Sauerstoffflasche mit Maske lagert. An die Sauerstoffmaske muss er nur noch beim Schlafen, tagsüber nur noch selten. Vielleicht für eine Stunde.

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Vor der Infektion sei er ein kräftiger Mann gewesen, war fast täglich joggen und hat Gewichte gestemmt. Von dieser Sportskanone ist nicht mehr viel übrig. Trotzdem sagt der Gastronom: „Ich bin sehr dankbar.“ Dankbar, dass er überlebt hat. Dankbar für die Unterstützung durch Familie und Freunde. „Ich führe jetzt ein ganz anderes Leben. Ich hoffe aber, dass ich irgendwann wieder richtig Sport machen kann.“

Gastronom Dursun Ascioğlu gilt als „Bürgermeister von Marxloh“

Ein Leben ohne Sport fällt Ascioğlu zwar schwer, aber ein Leben ohne Dönermesser will er sich gar nicht erst vorstellen. Und viele Nachbarn und Stammkunden können sich ein Marxloh ohne den Dönermann gar nicht vorstellen. „Er ist der heimliche Bürgermeister von Marxloh“, flachst Alperen Aşçıoğlu, „es gibt hier niemanden, der meinen Vater nicht kennt.“

So gebe es viele Stammgäste, die erst gar nicht ihre Autos parken, wenn sie den Inhaber nicht durch die großen Fenster sehen. Zumal gerade die älteren Marxloherinnen und Marxloher gerne auch auf einen Plausch vorbeikommen.

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Doch auch die Jüngeren wissen den Familienbetrieb zu schätzen. „Hier gibt es einen der leckersten Döner“, schwärmt der 29-jährige Hasret Akkaya. Er komme jedoch nicht nur regelmäßig wegen der guten Qualität, sondern weil in diesem Dönergrill „auch die Menschlichkeit“ stimme. Tatsächlich kommen, außerhalb der Ferien, besonders viele Schülerinnen und Schüler zu dem Imbiss nahe des Marxloh-Centers. Für viele seiner Schulkameraden sei der Laden, erinnert sich Alperen Aşçıoğlu (22) an seine Schulzeit zurück, wie ein zweites Zuhause gewesen. Und das nicht nur wegen schülerfreundlicher Preise.

Preiserhöhungen durch den Krieg in der Ukraine

Klamme Jugendliche und arme Senioren hatte Dursun Aşçıoğlu dann auch im Blick, als er sich zunächst weigerte, die Preise zu erhöhen. Im Mai sah er sich schließlich doch dazu gezwungen. Auslöser waren die Preissteigerungen seit Beginn des Kriegs in der Ukraine. „Unser Gewinn ist erheblich gesunken“, sagt der Imbiss-Chef, „Gutes Fleisch, Gemüse, Strom und Gas, alles ist viel teurer geworden.“ Ein Döner – natürlich der Verkaufsschlager beim Dönermann – kostet seither fünf statt bisher vier Euro. Schülerrabatte gibt es weiterhin, und wenn einem Jugendlichen, mit knurrendem Magen mal ein oder zwei Euro fehlen, drücken Aşçıoğlus auch schon mal ein Auge zu. Sechs Euro, die manch andere Duisburger Dönerbude bereits nimmt, komme für die Familie übrigens „nicht in Frage“.

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Anders als der Krieg habe Corona dem Geschäft gar nicht so stark zugesetzt, sagt der Sohn, „Marxloh war auch im Lockdown noch sehr aktiv“. Trotzdem ist seither der Imbiss auch beim Essenslieferdienst Lieferando gelistet. Da der Dönermann aber aktuell keine Lieferfahrer hat, können die Gäste ihre Speisen zurzeit nur abholen.

Viele Geschäftsleute wollten den Imbiss Dönermann schon abkaufen

Die meisten kommen aber ohnehin am liebsten in den Imbiss, um mit dem Chef zu sprechen und zu erfahren, was es im Stadtteil so alles Neues gibt. Darunter sind laut Dursun Aşçıoğlu auch Geschäftsleute, die ihm den Imbiss abkaufen wollen.

Alle Angebote hat er freundlich abgelehnt und will es auch weiterhin tun. Seine Kinder werden den Familienbetrieb zwar später einmal nicht übernehmen, aber er will noch einige Jahre hinter der Theke stehen und den vielleicht leckersten Döner von Duisburg verkaufen.

>> SPITZNAME AUS DEM DELTA-MUSIKPARK

● Bevor Dursun Aşçıoğlu im Jahr 2003 seinen eigenen Imbiss eröffnete, hatte der Gastronom längst den Spitznamen „Dönermann“.

● Bekommen hat er ihn in der Disco. Im Delta-Musikpark jobbte er von 1997 bis 2003 nebenbei am dortigen Dönerstand. Weder das Personal, noch die Kundschaft konnte sich jedoch seinen Vornamen merken. Daher nannten sie ihn den „Dönermann“. Der Name, findet Aşçıoğlu, ist perfekt für seinen Familienbetrieb.