Duisburg. Die Dönerpreise in Duisburg sind massiv gestiegen. Wie Betreiber den starken Anstieg erklären und was die Kunden bereit sind zu bezahlen.
Am Döner Pavillon auf dem Hamborner Altmarkt herrscht reger Andrang. Vor dem wahrscheinlich kleinsten Dönerladen Duisburgs hat sich an diesem Nachmittag eine lange Warteschlange gebildet. Drinnen können gerade so zwei Mitarbeiter stehen, die eifrig die Bestellungen aufnehmen und bearbeiten. Dass die Nachfrage weiterhin so groß ist, ist nicht selbstverständlich. Denn die Preise haben ordentlich angezogen. Ein wartender Kunde kann sich noch an Zeiten erinnern, da habe er hier 3,50 Euro für seinen Döner bezahlt – jetzt sind es 6 Euro.
Das sei schon eine Menge. „Ich bin nur noch ausnahmsweise hier, das kann man sich ja nicht mehr leisten.“ Wie ihm dürfte es vielen Duisburgern gehen. Dieser Stammkunde kommt immerhin noch, wenn auch seltener.
Dönerpreise in Duisburg – für Imbissbetreiber ein schwieriger Balanceakt
„Was, 5,50 Euro für einen Döner?!“ Diese Reaktion bekommt der Betreiber im VIP Döner Pizzeria an der belebten Königstraße in der Innenstadt dagegen öfters zu hören. Sein Laden in Bahnhofsnähe ist stark auf Laufkundschaft angewiesen. Und die sei nicht immer bereit, tiefer in die Tasche zu greifen.
Trotzdem musste der Inhaber die Preise anheben. „Jetzt ist es gerade so noch rentabel“, sagt der etwas frustriert wirkende Gastronom, der es trotzdem nicht wagt, mehr als 5,50 Euro zu verlangen: „Mehr geht nicht – sonst kommt keiner mehr.“
Bei der Preisgestaltung sind ihm die Hände gebunden. Damit ist er nicht alleine.
Kalbfleisch, Gewürze, Verpackungen – überall steigen die Preise
In der ganzen Stadt haben sich die Döner-Preise jetzt bei ungefähr 6 Euro eingependelt. Wie lange noch, wird sich zeigen. Denn mit der Inflation steigen auch die Einkaufspreise in der Gastronomie weiter – und das überdurchschnittlich stark. „Für 10 Kilogramm Pommes habe ich früher 17 Euro bezahlt. Jetzt sind es 35“, berichtet Ali Giray, der den Bodrum Grill in Rheinhausen betreibt. Eine Preissteigerung von satten 100 Prozent.
Die könne Giray natürlich nicht an seine Kunden weiter geben. „Auch das Kalbfleisch, die Gewürze, die ich zur Herstellung brauche, das Verpackungsmaterial – alles ist ungefähr doppelt so teuer geworden.“ Ein Döner kostet bei ihm 6 Euro. Anders als die meisten seiner Kollegen stellt Giray seinen Fleischspieß noch selber her. Sein Fleischhändler habe ihm schon günstigere Alternativen angeboten, Fleisch zweiter oder dritter Qualitätsstufe. Für Giray, der hier seit 25 Jahren Döner verkauft, sei das aber keine Option. „Ich würde nie bei der Qualität runter gehen. Das würden die Kunden sofort merken.“
Einer schaltet sich direkt ein: „Hier gibt’s wirklich den besten Döner der Stadt!“ Ali Giray hat seinen guten Ruf zu verlieren. Da bleibt zum Kostensparen wenig Spielraum.
Krisenerprobter Familienbetrieb finanziell am Limit
Was der Neffe des Inhabers bei Urfa Ocakbaşı in Hüttenheim zu berichten hat, klingt ähnlich. Auch er würde bei der Qualität keine Abstriche machen. Der klassische Döner, der hier neben diversen Grillgerichten eher eine Nebenrolle spielt, kostet deswegen jetzt 6 statt 4 Euro.
Eine alternativlose Maßnahme: „Nach zwei bis drei Monaten mit den alten Preisen wären wir insolvent gewesen“, so der Juniorchef. Und wie reagieren die Kunden darauf? „Die wissen ja selber Bescheid.“ Für die zwei Gasflaschen im Lokal habe er früher 80 Euro bezahlt, jetzt seien es 150 Euro. Die gestiegenen Gaspreise träfen eben alle. Momentan komme er so gerade über die Runden. „Früher haben wir morgens um 5 Uhr schon aufgemacht. Da sind immer die Schichtarbeiter drüben vom Stahlwerk gekommen, für die Suppen. Das lohnt sich heute auch nicht mehr.“
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Und dabei war das Lokal gerade erst dabei, sich von den Folgen der Coronapandemie zu erholen. Kurz sei der Umsatz wieder nach oben gegangen – jetzt ginge er wieder zurück. Finanziell sind Familienunternehmen wie Urfa Ocakbaşı deswegen seit Jahren im Dauerstress: „Spaß macht das nicht mehr. Ob wir das überleben, wird sich im Herbst zeigen, wenn alle wieder zurück aus den Ferien sind.“ Ohne staatliche Hilfe sei für ihn eine Zukunft jedoch kaum vorstellbar.
Stammkunden halten den Laden am Laufen
Mehr denn je sind die Duisburger Imbissläden und Restaurants deswegen auf treue Stammkunden angewiesen. „Ich würde auch 7 oder 8 Euro bezahlen, wenn es sein muss“, sagt einer von ihnen im Izmir Kebap Haus in Neudorf. Hier ist der Dönerpreis im letzten Monat von 4,50 Euro auf 6 Euro gestiegen. „Dafür ist es aber eben auch gute Qualität“, so der gleiche Kunde.
Wie viele Duisburger und Duisburgerinnen bei weiteren Preisanstiegen noch mitgehen würden, ist die Frage. Davon und von der Initiative der Politik wird es abhängen, ob Duisburg mit der Inflation bald auch das große Imbisssterben ins Haus steht.
Es wäre ein Schlag für die gastronomische Vielfalt in Duisburg und würde vor allem in den Nebenzentren des Stadtgebiets für viele leere Ladenlokale sorgen.
>> Inflationsrate im Juni bei 7,6 Prozent
- Die Preisgestaltung der Imbisse wird Kunden und Betreibern auch in den kommenden Wochen und Monaten voraussichtlich Bauchschmerzen bereiten.
- Die Inflationsrate im Juni 2022 betrug laut statistischem Bundesamt 7,6 Prozent. Die Energiepreise stiegen im selben Monat sogar um 38 Prozent (jeweils im Vergleich zum Vorjahresmonat). Prognosen gehen von weiteren Preissteigerungen aus. Hinzu kommt, dass viele Imbiss- und Restaurantbetreiber ihre Reserven während der Coronapandemie aufgebraucht haben. Der gestiegene Mindestlohn sorgt zudem für höhere Personalkosten.