Duisburg. Die frühere Anne-Frank-Schule wird abgerissen. Anwohner leiden unter Baulärm. Die Stadt Duisburg beschwichtigt, weitet aber die Maßnahme aus.
Die Stadt Duisburg lässt seit Januar die ehemalige Anne-Frank-Schule und die benachbarte Grundschule abreißen, damit in Röttgersbach anschließend die neue Gesamtschule Nord entstehen kann. Bei den Nachbarn liegen inzwischen die Nerven blank. Zumal sie befürchten, dass der Abriss sich noch lange hinzieht.
„Der Presslufthammer bearbeitet regelmäßig Beton. Das ist extrem nervig“, sagt Anwohner Johannes Spranke im Gespräch mit dieser Redaktion. Durch Baulärm würden er und seine Ehefrau Ulla regelmäßig aufgeschreckt und dann „senkrecht im Bett“ stehen. So wähnt das Ehepaar die Baufirma unter Zeitdruck, weil die Mitarbeiter neuerdings von Montag bis Samstag jeden Morgen um 7 Uhr loslegen.
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Abriss der Anne-Frank-Schule: Täglich weckt der Presslufthammer die Nachbarn
Zwar habe die Nachbarschaft im März mitgeteilt bekommen, sagt Johannes Spranke, dass die Abrissarbeiten im Frühsommer, aber auf jeden Fall noch im Sommer abgeschlossen sein würden. Doch die Baufirma setze derzeit nur zwei Bagger ein. Daher geht an der Oberen Holtener Straße die Befürchtung um, den Lärm noch deutlich länger als angekündigt ertragen zu müssen. „Leider ist noch immer kein Ende absehbar“, sagt der Anwohner und verweist auf Gespräche mit der Abbruchfirma, die statt „klarer Terminaussagen“ immer nur „vertröstend formulierte“.
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Dabei ist die gesamte Nachbarschaft der Anne-Frank-Schule froh, dass das leerstehende Gebäude endlich verschwindet. Denn die verwaiste Schule war für die Menschen aus Röttgersbach schon lange ein Ärgernis. Anwohner hatten schon lange vermutet, dass sich dort die Drogenszene traf, um Rauschgift zu nehmen. Einsätze der Polizei, bei denen etwa Unbekannte aus der Schule flüchteten und eine Feuerstelle mit Alu-Folie für den Drogenkonsum zurückließen, bestätigten diese Annahme. Auch illegale Prostitution vermuteten viele in dem Gemäuer, ein Verdacht, den die Polizei allerdings nicht bestätigen konnte.
Videoüberwachung hatte nicht die erhoffte Wirkung
Bauzäune, verriegelte Fenster und Videoüberwachung konnten unerwünschte Eindringlinge nicht fernhalten. Kurz vor dem Jahreswechsel, nur wenige Tage vor Beginn der Abrissarbeiten, hat es in der Schule gebrannt. Die ausgerückte Feuerwehr traf jedoch keine Menschen im Gebäude an.
Tatsächlich ist das Ehepaar Spranke mehr als froh, dass der Schandfleck endlich abgerissen wird. Das gesamte Viertel befürworte diese Maßnahme. „Wir haben aber vielleicht alle unterschätzt, wie lange der Abriss dauert“, sagt Johannes Spranke. Er fühle sich regelrecht hin- und hergerissen. Natürlich müssten die beiden Schulen weichen, „aber jeder Tag, an dem wir nicht durch einen Presslufthammer wach werden, ist ein geschenkter Tag“.
Schon bald können die Menschen aus der Nachbarschaft wieder durchschlafen, wie Stadtsprecherin Gabi Priem auf Anfrage der Redaktion mitteilt. „Derzeit sieht es so aus“, sagt sie, „dass die Arbeiten im Juli abgeschlossen werden können“. Dies decke sich mit der Schätzung in der ursprünglichen Anwohnerinformation, dass die Maßnahme voraussichtlich im Sommer beendet werde. „Wir sind also im Zeitplan“, so Gabi Priem.
Stadt Duisburg muss den Abriss ausweiten
Allerdings ist es durchaus zwischenzeitlich zu einer Verzögerung gekommen. So gab es einen „Blindgängerverdacht, der ausgeräumt werden musste“. Zusätzlich hat sich der Umfang der Abrissarbeiten erweitert, wie die Stadtsprecherin mit Verweis auf eine Planungsbesprechung erläutert. Die derzeit noch befestigten Flächen seien als Baustelleneinrichtungsfläche für den Neubau nicht geeignet. Deshalb werden sie „ebenfalls zurückgebaut und entsorgt“.
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Auf den Zeitplan für den Gesamtschulbau wirkt sich dies laut der Stadt Duisburg aber nicht aus. Der Bebauungsplan „wird voraussichtlich zum 30. Oktober 2022 rechtskräftig, dann wird eine Baugenehmigung eingereicht und wenn die positiv beschieden ist, kann gebaut werden“.
Inzwischen haben auch Ulla und Johannes Spranke von Mitarbeitern der Abrissfirma bestätigt bekommen, dass sie in zwei, drei Wochen fertig sein wollen. Die beiden Röttgersbacher freuen sich schon darauf, dass sie nicht länger von Baulärm geweckt werden. Sie wollen die Ruhe genießen, solange sie währt. Zumal anschließend die neue Gesamtschule gebaut wird. Doch wann dafür die ersten Bagger rollen, steht derzeit noch nicht fest.