Duisburg-Beeckerwerth. Beeckerwerther fühlen sich abgehängt, seit kein Bus mehr nach Meiderich fährt. Die Linie soll zurückkommen, vieles bleibt aber ungewiss.

Es ist immer noch ein großes Unding für die Menschen aus Beeckerwerth, dass die Stadt Duisburg die direkte Busverbindung nach Meiderich, ins Herz des Bezirks, gekappt hat. Seit der neue Nahverkehrsplan im Oktober 2019 in Kraft getreten ist, kämpfen die Bezirksvertreter fraktionsübergreifend für eine neue Buslinie zwischen Beeckerwerth und dem Meidericher Bahnhof. Jetzt zeichnet sich ab, dass dieses mehrjährige Engagement – unterfüttert durch einen einstimmigen politischen Beschluss – Erfolg hat.

Die Verkehrsfachleute im Rathaus haben gemeinsam mit der Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG) einen Vorschlag erarbeitet, mit dem die frühere durchgehende Buslinie wieder eingesetzt wird. Er ist Bestandteil des neuen ÖPNV-Bezirkskonzepts für Meiderich/Beeck. Das geht aus einer Antwort der Stadt auf eine Anfrage der CDU hervor. Darin wollten die Christdemokraten, im Kern, wissen, warum der gemeinsame Beschluss für die direkte Buslinie bislang noch nicht umgesetzt wurde.

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Die Expertinnen und Experten begründen den Zeitverzug mit einer „Vielzahl von Beschwerdepunkten“ aus dem Stadtbezirk, deren wichtigsten Schwachstellen teils im Frühjahr 2020 durch Sofortmaßnahmen bereits angegangen wurden – darunter die Verlängerung der 908 nach Bruckhausen, oder dass die Haltestelle Biesenstraße wiederbelebt wurde. Auf den Großteil der Beschwerden waren jedoch keine Einzelmaßnahmen anwendbar, so die Fachleute, vielmehr musste „durch eine Anpassung des Netzes eine Lösung gefunden werden“. Das sei „eine komplexe planerische Aufgabe“, die sich ebenso in den übrigen Stadtbezirken stellte. Daher musste „die Erarbeitung der Konzepte sukzessive erfolgen“.

Neues Nahverkehrskonzept für Meiderich/Beeck könnte 2023 umgesetzt werden

Bis Jugendliche ohne Führerschein oder Senioren ohne Auto aus Beeckerwerth sich allerdings nicht mehr abgehängt fühlen, wird es noch dauern. In Meiderich gehen sie essen, einkaufen oder zum Arzt, doch derzeit müssen sie teils umständlich und zeitintensiv in Ruhrort umsteigen. Bevor sich das ändert, muss erst der Duisburger Rat über das Bezirkskonzept samt Direktverbindung entscheiden und das Geld dafür bereitstellen.

Da die Stadttochter DVG aber aktuell noch ermittelt, was das neue Bezirkskonzept kosten würde, können die Fraktionen es nicht in der Februar-Sitzung beschließen. Vielmehr rechnet das Rathaus damit, dass der Beschluss erst Mitte oder Ende des Jahres möglich ist. Danach brauche die DVG „eine betriebliche Vorlaufzeit von rund sechs Monaten“, heißt es aus der Stadtverwaltung, so dass die direkte Buslinie und andere Maßnahmen frühestens 2023 umgesetzt werden könnten.

Was kosten die Änderungen? Stadt Duisburg wagt noch keine Prognose

Ob die geplanten Änderungen im Nahverkehr die Zustimmung der Politik erhalten, hängt natürlich vor allem davon ab, wie teuer das künftige Bezirkskonzept sein wird. „Zum derzeitigen Zeitpunkt können wir leider noch keine Prognose oder Schätzungen der Kosten angeben“, beteuert Stadtsprecher Sebastian Hiedels auf Nachfrage. Selbst das bereits umgesetzte Konzept für Rheinhausen biete keine Orientierungshilfe, da jeweils „eine fahrplanscharfe Betriebseinsatzplanung“ zugrundegelegt werden müsse. „Diese Genauigkeit ist erforderlich“, so Hiedels weiter, „da beispielsweise der Einsatz eines zusätzlichen Fahrzeuges inklusive des notwendigen Fahrpersonals hohe Sprungkosten erzeugt.“ Zudem arbeite die DVG aktuell noch am Fahrplanentwurf für das Bezirkskonzept Meiderich/Beeck.

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Von der Fachverwaltung erwartet der Meidericher Bezirksbürgermeister Peter Hoppe (SPD) allerdings, dass sie eine bezahlbare Lösung findet, die direkte Busverbindung zwischen Beeckerwerth, Laar und Meiderich wieder einzusetzen. „Die Linie ist wichtig für die Menschen, gerade viele Ältere müssen zum Einkaufen nach Meiderich“, betont er. Daher sei diese Maßnahme „zum Wohle der Stadt“ und „da wird sich der Rat nicht sträuben“.

Sollten jedoch die Fachleute eine so hohe Summe ansetzen, dass die klamme Stadt Duisburg sie nicht aufzubringen vermag, dann müsse, kündigt Hoppe an, ein Nahverkehrsexperte aus dem Rathaus den Bezirksvertretern erstmal plausibel machen, warum es keine bezahlbare Lösung gibt.

Doch aktuell gibt sich der Bezirksbürgermeister zuversichtlich, dass die 2019 gekappte direkte Buslinie tatsächlich bezahlbar ist und wieder eingeführt wird.

>> BEZIRK MEIDERICH/BEECK SOLL EINE NEUE BUSLINIE BEKOMMEN

Neben der Direktverbindung zwischen Beeckerwerth und Meiderich will der Entwurf für das Bezirkskonzept laut der Stadt Duisburg „die hohe Fahrzeugauslastung im Bereich Meiderich-Berg reduzieren“ sowie den Stadtpark und Oberhausen besser ans Busnetz anbinden. Deshalb ist auch die Stadt Oberhausen und ihre Tochter Stoag am Entwurf beteiligt.

● Insgesamt sollen drei Linien angepasst und eine neue Linie geschaffen werden. „Überangebote durch Linienüberlagerungen“, so die Stadt, mussten bei der Planung vermieden werden.