Duisburg. Für die ukrainischen Flüchtlinge in Duisburg ist der Lernbauernhof eine beliebter Treffpunkt. Die Awo baut dort für sie stetig die Angebote aus.
Gerechnet hatte die Arbeiterwohlfahrt mit 300 Gästen, doch zum Familienfest auf dem Ingenhammshof in Duisburg-Meiderich kamen am Karsamstag gut zehnmal so viele. Nicht nur die ukrainischen Flüchtlinge aus der nahen Kraftzentrale im Landschaftspark feierten mit, aus ganz Nordrhein-Westfalen reisten junge Mütter mit ihren Kindern an. Denn das Fest hatte sich längst unter den Flüchtlingen herumgesprochen. Seither hat die Awo-Integration die Angebote für Ukrainerinnen und Ukrainer auf dem Ingenhammshof deutlich ausgebaut.
Dahinter steht ein stadtweites Netzwerk. Neben dem Kommunalen Integrationszentrum der Stadt Duisburg und der Haniel-Stiftung als maßgebliche Kooperationspartner beteiligen sich viele Duisburger Vereine, Organisationen und Träger.
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Die hunderte Menschen in der Kraftzentrale „sitzen alle auf einem Haufen, sind traumatisiert und schlecht gelaunt. Die Frauen sorgen sich um ihre Männer und Angehörigen. Sie müssen alle mal rauskommen und die Kinder für zwei, drei Stunden Kinder sein dürfen“, gibt Tarek Lababidi einen Situationsüberblick. Deshalb sollen, führt der Bereichsleiter der Migrationsfachdienste aus, möglichst viele Flüchtlinge den Lernbauernhof und seine niederschwelligen Angebote kennenlernen. Auch diejenigen, die im nahen Zeltdorf an der Hamborner Straße leben. Neuankömmlinge in Duisburg können davon durch Sprachmittler oder durch die mobile Beratung der Awo-Integration im Landschaftspark erfahren.
Im Sprachcafé lernen Ukrainerinnen Deutsch und kochen gemeinsam
So können Mütter mit ihren Kindern zweimal wöchentlich zum Sprachcafé auf den Ingenhammshof kommen, dort Deutsch lernen und gleichzeitig frühstücken, backen, kochen oder basteln. Ohnehin flankieren längst offene Gruppenangebote für verschiedene Altersgruppen die Beratungen der Arbeiterwohlfahrt. Bei den Beratungsgesprächen geht es etwa um den Zugang zu den Krankenkassen oder um Hilfe beim Schriftverkehr mit den Behörden.
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Besonders Kinder und Jugendliche sollen natürlich die Chance haben, draußen zu spielen, außerhalb der Notunterkünfte, und ganz nebenbei Deutsch zu lernen. „Das ist kein Schulunterricht“, betont Mike Kim, der Fachbereichsleiter für Jugendhilfe und Migrationsfachdienste bei der Awo-Integration. Vielmehr gehe es dabei um Sozialpädagogik und Sozialarbeit. Die Angebote sollen sich immer neu an den Bedarfen orientieren, zumal die Fluktuation unter den Flüchtlingen groß ist. Denn mittelfristig verlassen viele Familien die Kraftzentrale und das Zeltdorf und ziehen in richtige Wohnungen ein.
Der Ingenhammshof ist bei Ukraine-Flüchtlingen ein beliebter Treffpunkt
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Bei den Ukrainerinnen und Ukrainern bleibt jedoch der Ruf nach Treffpunkten groß, unabhängig wo sie im Duisburger Norden unterkommen. Derzeit sei der Ingenhammshof ein Ort, so Mike Kim, wo sich Flüchtlinge vernetzen, Freunde finden und schöne Erfahrungen in der Freizeit machen. So gibt es für Kinder viele Bewegungsspiele, für Jugendliche wird gerade ein Medienraum eingerichtet, wo sie Foto- und Podcast-Projekte umsetzen können. Für Teenager und Erwachsene sind regelmäßige Sportgruppen und Touren geplant.
Perspektivisch will die Awo auch einen Werkraum aufbauen und Gartenangebote schaffen. Außerdem sind bei Kindern und Teenagern aktuell die rund 50 Tiere auf dem Ingenhammshof sehr beliebt, so dass die Jugend bald nicht nur auf den Pferden reiten können soll, sondern auch beim Füttern und bei der Pflege der Hoftiere mithelfen.
Awo-Integration bemerkt „eine erhöhte Hilfsbereitschaft“ in Duisburg
„Wir schreiben niemandem etwas vor, wir haben einen Markt mit vielen Möglichkeiten“, erläutert Mike Kim. Dass überhaupt so viele Angebote bestehen, führt die Awo-Integration auch auf „eine erhöhte Hilfsbereitschaft“ in Duisburg zurück und auf die vielen Kooperationspartner innerhalb des Unterstützerkreises der Flüchtlingshilfe Nord. Die Initialzündung sei jedoch kurz nach Kriegsbeginn, so Kim, die russischsprachige Seniorengruppe auf dem Awo-Bauspielplatz in Neumühl gewesen. Ihre Mitglieder kommen aus Russland, der Ukraine, Belarus, Kasachstan und aus anderen ehemaligen Sowjetstaaten und haben zudem engen Kontakt zur jüdischen Gemeinde.
„In der Seniorengruppe bleibt Politik völlig außen vor“, sagt Mike Kim, dementsprechend gehe auch wegen des Krieges kein Riss durch die Gruppe. Vielmehr sei man in der Flüchtlingshilfe gemeinsam sehr engagiert. Und das Beispiel färbt bereits ab: Ehemalige Teilnehmerinnen des Sprachcafés aus dem Iran und Afghanistan haben kürzlich die geflüchteten Ukrainerinnen am Ingenhammshof besucht, wollen sich künftig beteiligen und die Gruppe zu einer internationalen Frauengruppe ausbauen.
>> EHRENAMTLER AN ORGANISATIONEN ANBINDEN
● Mike Kim kümmert sich im Landschaftspark Duisburg-Nord als sogenannter Ehrenamtskoordinator um die Hilfsangebote für Flüchtlinge. Bei den meisten Angeboten ist natürlich der Jugendschutz wichtig, so dass es ihm auch darum gehe, einzelne ehrenamtliche Helfer an Vereine, Träger und Organisationen zu vermitteln. So ist etwa ein erweitertes Führungszeugnis für alle Helferinnen und Helfer wichtig, die mit Kindern und Jugendlichen in Kontakt kommen.
● Neben der Stadt Duisburg und der Awo-Integration engagieren sich im Unterstützerkreis Flüchtlingshilfe Nord derzeit unter anderem Hauptamtliche von gut zwei Dutzend Organisationen, darunter die Kirchen, das Deutsche Rote Kreuz, die Feuerwehr, die Duisburger Werkkiste, der Mädchenverein Mabilda oder das Projekt Lebenswert.
● Derzeit leben laut der Stadt etwa 580 Flüchtlinge in der Kraftzentrale und 700 im Zeltdorf auf dem Gelände des früheren Delta-Parks. Mehr als 1000 Ukrainer sind zudem bisher in 343 Wohnungen gezogen (Stand: 20. Mai).