Duisburg. Sponsorensuche ist für Duisburger Sportclubs nicht leicht. Auch der Mädchenfußball hat es schwer. Wie Stadtsportbund und Organisationen helfen.

Eiseskälte, Wind und Schneeflocken mitten im Frühling. Davon lassen sich die Mädchen nicht beeindrucken. Auf dem Kunstrasenplatz passen sie sich die Fußbälle hin und her, dribbeln und üben den Ballbesitz bei Gegenwehr. Es ist ihr erstes Training mit neuen, einheitlichen Sportanzügen. Vorne prangt der Name ihres Vereins, des SV Rhenania Hamborn, auf Rücken das Logo ihres neuen Sponsors.

„Einige der Mädchen sind im kalten Winter mit kurzen Hosen zum Training gekommen“, beschreibt Haticeela Tekeş, die Mentorin der Jugendmannschaften für sie unzumutbare Zustände. Ihren Familien fehlten demnach die 70 Euro für einen neuen Sportanzug. Auch der Fußballclub hatte demnach keinen so üppigen Etat, um seiner U15-Mädchenmannschaft einen kompletten Satz stellen zu können.

Sponsorensuche ist für Mädchenmannschaften in Duisburg schwer

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„Sponsorensuche ist nie leicht. Aber Mädchen haben es deutlich schwerer als Jungen“, sagt Isabelle Königs vom Stadtsportbund Duisburg. Sie ist dort für Jugendarbeit zuständig. Jedoch melden sich Sportclubs selten, wenn sie Probleme haben. Wenn sie keine Trikots, Schuhe oder Bälle stellen können. Hinweise auf konkrete Einzelfälle wie Mädchen, die im Winter frieren, weil sie keine passende Sportkleidung haben, erreichen den Sportbund meist nicht. Sollten sie aber, findet König: „Wir versuchen immer unser Möglichstes, um den Vereinen zu helfen.“ Unabhängig von der Sportart.

Schließlich sei insbesondere Mannschaftssport wie Fußball für die Integration in Duisburg unheimlich wichtig – und viel mehr Jugendliche sollten Sport treiben, ob Mädchen oder Jungen. Nicht zuletzt nach den Corona-Lockdowns.

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So gibt es Fördertöpfe, auch für die Integration, die Sportclubs zur Verfügung stehen. Zudem kann der Stadtsportbund sein Netzwerk aus Organisationen und Unternehmen aktivieren, um bei der Sponsorensuche zu helfen. Zwar gebe es einige Firmen, die Frauen und Mädchen grundsätzlich nicht unterstützen, weil sie etwa weniger Medienpräsenz haben. Oder die Stadien nicht so voll sind wie bei Jungen- oder Herrenmannschaften.

Lions-Club will auf ein generelles Problem im Mädchenfußball aufmerksam machen

Eine Vermittlung des Stadtsportbunds haben die U15-Fußballerinnen von Rhenania Hamborn aber gar nicht gebraucht. Denn Jugendmentorin Tekeş ist zugleich Mitglied im Lions Club Duisburg-Concordia und konnte ihn als Sponsor für die Trainingsanzüge gewinnen. Mit diesem Engagement will der Lions Club jetzt auf das grundsätzliche Problem im Mädchenfußball aufmerksam machen.

Nötig wäre mehr Aufmerksamkeit allemal, bestätigt mit SV Gelb-Weiß Hamborn ein weiterer Sportclub aus Marxloh auf Anfrage. „Der Mädchen- und Frauenfußball ist in einer schwierigen Situation“, sagt der Vorsitzende Dirk Floß. Demnach müssen Fußballerinnen, ob im Jugend- oder Erwachsenenalter, immer noch mit vielen Vorurteilen kämpfen. So halte sich zu unrecht, aber hartnäckig – auch bei möglichen Sponsoren – dass sie deutlich schlechter spielen als Jungen und Herren. Selbst die gelb-weiße Frauen-Mannschaft, die in die Bezirksliga aufgestiegen ist, bekomme das zu spüren.

Ehrenamtliches Engagement hilft den Sportvereinen ebenfalls

Grundsätzlich halten sich laut Floß die Sponsoren jedoch in der Corona-Pandemie nicht nur bei seinem Verein deutlich zurück. Wobei im Amateurbereich die Sponsorensuche ohnehin stark über Vitamin B laufe. Willkommen sei aber natürlich auch ehrenamtliches Engagement: Wenn etwa eine gute Jugendtrainerin, geschweige denn eine Nationalspielerin wie Alexandra Popp ein Probetraining für Mädchen anbietet, wäre das für jeden Verein ein Gewinn.

>> STADTSPORTBUND DUISBURG UNTERSTÜTZT HILFESUCHENDE SPORTVEREINE

Fehlende Sponsoren sind im Jugendbereich bei vielen Duisburger Vereinen ein Problem. Insbesondere bei Mannschaftssportarten. Meist laufen die Kontakte zu Unternehmen über die Eltern der Kinder und Jugendlichen im Verein. Bei der Sponsorensuche will der Stadtsportbund Duisburg die ihm zugehörigen rund 430 Vereine unterschiedlichster Sportarten unterstützen.

● Hilfesuchende Vereine, die Unterstützung im Kinder-, Jugend- oder Erwachsenenbereich brauchen, können sich beim Stadtsportbund melden. Die Fachleute schauen dann nach passenden Fördermöglichkeiten oder versuchen Kontakt zu potenziellen Sponsoren herzustellen; telefonisch unter 0203 3000-811 oder per Mail an ssb@ssb-duisburg.de.