Duisburg-Marxloh. Marxloher Sportclubs leiden schon lange unter illegalen Müllkippen. Nach dem jüngsten Vorfall bitten die Sportfreunde Hamborn die Stadt um Hilfe.

Bevor die Kinder und Jugendlichen fürs Training ihre Fußballschuhe schnüren oder ihre Taekwondo-Anzüge anlegen, greifen sie zu Müllsäcken, Eimern, Schutzmasken und Greifzangen. Gezwungenermaßen, denn die Sportfreunde Hamborn 07 haben an ihrem Stadion in Marxloh Dauerärger mit illegalem Müll. Mit einem Hilferuf hat sich jetzt der Verein an die Öffentlichkeit gewandt und erhofft sich Hilfe von der Stadt Duisburg.

Alte Autoreifen, kaputte Sofas, Matratzen, Ölkanister, Sperrmüll, Bauschutt oder verdorbene Lebensmittel – es vergeht laut den Sportfreunden kaum eine Woche, in der sie nicht auf den Parkplätzen ihres Sportparks an der Westerwaldstraße wilde Müllkippen finden.

Zuletzt hat der Sportclub auf dem Vereinsgelände in Marxloh auch Sondermüll mit giftigem Asbest gefunden.
Zuletzt hat der Sportclub auf dem Vereinsgelände in Marxloh auch Sondermüll mit giftigem Asbest gefunden. © Sportfreunde Hamborn 07 | Jörg Wittwer

„Ich habe zunehmend den Eindruck, dass wir mittlerweile mehr Entsorgungsunternehmen als Fußballverein sind“, beklagt der Jugendleiter Jörg Wittwer. Beim jüngsten Fund sei ihm aber der Hals angeschwollen, weil diesmal auch Sondermüll mit giftigem Asbest darunter war. Dabei liegt der Recyclinghof Nord der städtischen Wirtschaftsbetriebe nur wenige Meter von der Sportanlage entfernt.

Wilde Müllkippen an Marxloher Stadion – Verein verdächtigt Betriebe, Dienstleister und Privatleute

Die Übeltäter sind, da ist sich Wittwer sicher, „Bauunternehmer, Dienstleister, aber auch Private“, die sich die Entsorgungsgebühren beim Recyclinghof sparen wollen. Oder bei langen Autoschlangen die Wartezeiten umgehen wollen. Stattdessen entledigen sie sich ihres Abfalls dann an der Sportanlage, die der Verein von der Stadt Duisburg gepachtet hat. Bevor der Recyclinghof 2013 eröffnete, wollen die Sportfreunde diese Müllprobleme nicht gehabt haben.

Dagegen sammeln jetzt Jungen, Mädchen, Trainer und andere Helfer aus dem Verein regelmäßig den Abfall und Sperrmüll ein und bringen ihn zu den Wirtschaftsbetrieben. Dort lassen sie ihn dann kostenpflichtig entsorgen. „Uns laufen einfach die Kosten weg“, sagt Wittwer und will gar nicht daran denken, welches Loch allein das asbesthaltige Gefahrengut in die Vereinskasse reißt.

Poller an der Sportanlage können das Müllproblem nicht lösen

Erwiesen hat sich bereits, dass die extra angeschafften Kipppoller an den Parkplätzen dem Müllproblem nicht Einhalt gebieten. Denn Trainingsbetrieb ist jeden Montag bis Freitag, von morgens bis abends. Ligaspiele sind zusätzlich am Wochenende. Entsprechend oft und lange müssen die Poller unten und die Stellplätze erreichbar sein. Zudem sei es dort beispielsweise sonntagabends oft menschenleer und schlecht einsehbar. So können Übeltäter ihren Unrat unbemerkt vom Bürgersteig aufs Gelände in die Büsche schmeißen.

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Während andere Marxloher Sportvereine ebenfalls unter illegal abgelegtem Abfall leiden und an der Sportanlage Warbruckstraße in automatischen Schranken sowie Überwachungskameras eine Lösung sehen, halten die Sportfreunde Hamborn diesen Ansatz an ihrem Stadion nicht für zielführend. Zu wirkungslos sind bislang die Poller. „Wir können dem nur Einhalt gebieten mit einer kompletten Einzäunung unserer Anlage inklusive Parkplätze“, fasst der Jugendleiter die Vereinsposition zusammen. Dafür fehlt dem Fußballclub das Geld. Und so setzt der Vorstand seine Hoffnung auf die Verpächterin, die Stadttochter Duisburg-Sport.

Tatsächlich könne eine komplette Einzäunung das Müllproblem reduzieren, räumt Stadtsprecher Sebastian Hiedels auf Nachfrage ein. Diese Maßnahme „wäre aber zu kostenintensiv“. Zäune können ohnehin das Problem demnach nur mindern, aber nicht dauerhaft abstellen. Allerdings sei Duisburg-Sport weiterhin bemüht, mit den Sportfreunden Hamborn eine grundsätzliche Lösung für den illegalen Abfall auf dem Vereinsgelände zu finden.

Viele Schrottautos sind zusätzlich „für uns sehr vereinsschädigend“

Am Stadion abgestellte Schrottautos empfindet der Sportclub als ebenso vereinsschädigend wie illegale Müllkippen auf den Parkplätzen.
Am Stadion abgestellte Schrottautos empfindet der Sportclub als ebenso vereinsschädigend wie illegale Müllkippen auf den Parkplätzen. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Dagegen brauchen die Hamborner bei einem zweiten Problem die Unterstützung des Ordnungsamts. Denn am Stadion stehen seit langem abgemeldete Schrottautos. Diese konnten immerhin die Kipppoller von den Stadionparkplätzen vertreiben. Doch die Wagen sind am Stadion geblieben. Dafür macht der Verein die Werkstätten, Autoschrauber und Kfz-Händler im benachbarten Gewerbegebiet verantwortlich. „Diese Schrottautos sind untragbar. Die ganze Westerwaldstraße ist damit zugeparkt“, ärgert sich Jörg Wittwer. Denn der illegale Abfall und die Autowracks sind beide „für uns sehr vereinsschädigend“.

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Eine Sportanlage soll ja das Aushängeschild eines Vereins sein. Doch vermüllte Parkplätze, verwitterte Schrottwagen oder Kinder und Jugendliche, die vorm Training Abfall und Sperrmüll aufsammeln, kommen bei Eltern natürlich gar nicht gut an. Mitglieder seien deshalb zwar noch nicht abgesprungen, so Jörg Wittwer, aber potenzielle Neumitglieder kommen nach einem Probetraining oft nicht wieder.

Die Stadt aber kommt und lässt dort regelmäßig den Außendienst und die Abfallaufsicht patrouillieren. Die meist ausländischen Halter der Schrottwagen sind laut Stadtsprecher Hiedels allerdings oft nicht zu ermitteln. Aufkleber fordern die Halter zum Umparken auf. Bei Nachkontrollen sind die Fahrzeuge dann fort – und die nächsten abgestellt.

>> POLIZEISTREIFEN BRINGEN KAUM ETWAS

● Die Sportfreunde Hamborn 07 appellieren an die Menschen aus Duisburg, künftig keinen Müll mehr unerlaubt abzuladen. Zudem sehen sie sich gezwungen, künftig verstärkt die Verursacher zu ermitteln und behalten sich rechtliche Schritte vor. Der Verein sieht zusätzlich die Lokalpolitik in der Pflicht, zu helfen.

● Die Stadt Duisburg hat inzwischen alle Kfz-Werkstätten und -händler im nahen Gewerbegebiet auf das Problem mit den Schrottautos angesprochen, wie Stadtsprecher Sebastian Hiedels mitteilt, „und eindringlich auf die rechtlichen Regelungen hingewiesen“.

Von Polizeistreifen dürfe man sich nicht zu viel versprechen, erläuterte ein Polizeisprecher nach einem ähnlichen Vorfall im Winter 2020 an der Sportanlage Warbruckstraße. Denn die Täter seien schnell wieder weg, bräuchten vielleicht nur eine Viertelstunde. Die Zufahrt zu beschränken, sei daher sinnvoller.