Duisburg. Hinter dem Rheindeich in Duisburg sollen bis zu 300 neue Wohnungen entstehen. Seit der Flutkatastrophe 2021 hat sich aber einiges geändert.
Die große Neubausiedlung Deichhöfe soll auf dem Gelände der heutigen Rheinklinik entstehen. Dafür wird die Reha-Einrichtung abgerissen. Als die Stadt Duisburg das Großprojekt mit rund 300 neuen Wohnungen hinterm Rheindeich in Beeckerwerth erstmals vorstellte, war die Flutkatastrophe im vergangenen Juli noch nicht über Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz hereingebrochen. Die Fachleute im Rathaus halten weiterhin an dem Vorhaben fest, das teils Wohnen mit Rheinblick bietet. Doch seither hat sich einiges geändert.
So gehört inzwischen die Projekt Rheinblick GmbH, die das 50.000 Quadratmeter große Klinikgelände für das Wohnquartier von Helios gekauft hat, zur DFK-Unternehmensgruppe (Deutsches Finanzkontor) und hat ihren Sitz von Ruhrort nach Kaltenkirchen verlegt. Der neue Investor aus Schleswig-Holstein hat den Zeitplan für das mehrjährige Projekt mit sechs Bauabschnitten bis 2030 verändert. Statt mit Neubauten an der Ahrstraße soll das neue Viertel nun mit dem ehemaligen Schwesternwohnheim beginnen. Das achtstöckige Hochhaus bleibt erhalten und wird saniert.
„Damit wollen wir noch in diesem Jahr beginnen“, sagt Stanislav Bass von der DFK-Gruppe auf Nachfrage. Beim Wohnbauprojekts am Rheindeich ist er für das Bestandsgebäude zuständig. Einen Starttermin für die Arbeiten gibt es demnach noch nicht, da die Mietwohnungen des Hochhauses noch nicht leer gezogen sind. Das Deutsche Finanzkontor stehe aber im Dialog mit den betroffenen Mieterinnen und Mietern und will Ausweichwohnungen und Umzugshilfen anbieten. Bei der Stadt Duisburg sind bereits Bauanträge für die Bauarbeiten am Hochhaus eingegangen.
Stadt Duisburg bereitet für das Neubauviertel mit Rheinblick in Beeckerwerth einen Bebauungsplan vor
Zudem bereiten derzeit die Stadtplanerinnen und Stadtplaner aus dem Rathaus einen neuen Bebauungsplan für das Klinikgelände vor. Angestoßen von der Flutkatastrophe sei eine Prüfung des Hochwasserschutzes vorgezogen worden, so Stadtsprecher Sebastian Hiedels. Sie habe aber „bislang keine unüberwindbaren Hindernisse“ für ein Bauplanleitverfahren ergeben. „Wir werden das Thema Hochwasserschutz aber auch im weiteren Verfahren immer wieder intensiv prüfen, da dies möglicherweise auch Auswirkungen auf das Konzept und den zugehörigen Bebauungsplan haben kann.“
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Ein Konflikt zu den Zielen des Investors für die Neubausiedlung sieht die Stadt derzeit nicht. „Dennoch ist das anstehende Verfahren“, sagt Hiedels „weiterhin ergebnisoffen.“ Zumal es noch viele ungeklärte Details gibt und auch noch Gutachten ausstehen.
Das Quartier sieht aktuell 18 Neubauten vor, die am Rheindeich und zur Ahrstraße insgesamt acht Wohnhöfe bilden. Dazwischen thront das frühere Schwesternwohnheim, das mit acht Stockwerken das höchste Gebäude im Viertel bleibt. Die übrigen Häuser bekommen vier und vereinzelt sechs Geschosse. Junge und ältere Menschen, Singles und Paare, sollen hauptsächlich in die geplanten Mietwohnungen mit zwei, drei und vier Zimmern einziehen.
Auf einen Bebauungsplan muss der Investor beim Großteil des Vorhabens jedoch gar nicht warten. Nur für die drei Gebäude am westlichen Rand des Plangebiets fehlt das Baurecht. Solange der künftige Bebauungsplan nicht rechtskräftig ist, wird auf dem übrigen Gelände daher über Bauanträge nach §34 des Baugesetzbuchs entschieden. Sobald jedoch das Aufstellungsverfahren läuft, kann eine Veränderungssperre verhindern, dass etwas gebaut wird, was der zukünftige Bebauungsplan nicht erlauben würde.
Wohnbauprojekt ist abhängig von der Deichsanierung
„Die Planung steht in direkter Abhängigkeit vom zukünftigen Deichfuß auf der Landseite und den sich hieraus ergebenden Schutzzonen. Somit ist die Art der Sanierung des Deiches ausschlaggebend für das zukünftige Plangebiet“, erläutert der Stadtsprecher. Jedoch muss man nicht warten, ob der Deich tatsächlich in dem Abschnitt bis 2030 saniert wird. Ausschlaggebend ist der Planfeststellungsbeschluss für die Deichsanierung, für den zuvor alle offenen Fragen und Details geklärt werden.
Auf den laufenden Betrieb und den für 2026 geplanten Abriss der Rheinklinik haben die aktuellen Veränderungen an dem Großprojekt bislang keinen Einfluss, wie Helios-Sprecherin Kathrin Gießelmann mitteilt. Ursprünglich war geplant, in diesem Jahr den Klinikparkplatz zu verlegen, um die Neubauten an der Ahrstraße zu ermöglichen. Derzeit stehen weder ein Datum für diese Verlegung noch für den Abriss fest. Gießelmann: „Zu all diesen Themen sind wir aber mit dem Eigentümer in regelmäßigem Austausch, so dass Veränderungen oder Neuerungen frühzeitig an alle Beteiligten kommuniziert werden können.“
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Unproblematisch ist für Helios die vorgezogene Sanierung des ehemaligen Schwesternheims. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nutzen nur übergangsweise eine Wohnung, „die aber ohnehin zeitnah leergezogen wird“.
>> SPD UND GRÜNE WOLLEN RUND 100 SOZIALWOHNUNGEN IM NEUEN QUARTIER
● Die Bezirksvertretung Meiderich/Beeck befürwortet das Wohnbauprojekt Deichhöfe, wünscht sich aber Mitspracherecht per Bebauungsplan.
● So möchte die rot-grüne Mehrheit beispielsweise „eine ansprechende eine ansprechende Architektur“ für „ein identitätsstiftendes Wohnquartier“ im Eingangsbereich von Beeckerwerth. Zudem wollen SPD und Grüne für alle Wohnung einen Energieeffizienzstandard von 40 oder 40 Plus und dass ein Drittel der Wohneinheiten zu Sozialwohnungen wird.
● Darüber soll in der nächsten Sitzung am 5. Mai diskutiert werden.